Microsofts Quartalszahlen: Übertroffene Erwartungen, trotzdem fällt der Aktienkurs

Andreas Frischholz
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Microsofts Quartalszahlen: Übertroffene Erwartungen, trotzdem fällt der Aktienkurs

Microsoft verzeichnete sowohl im abgelaufenen Quartal als auch Geschäftsjahr einen steigenden Umsatz und Gewinn. Trotz übertroffenen Erwartungen fielen die Reaktionen von Analysten enttäuscht aus, der Aktienkurs sank nach Bekanntgabe der Ergebnisse.

Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2023, das bei Microsoft im Juni endet, erzielte der Konzern einen Umsatz von 56,2 Milliarden US-Dollar, ein Wachstum um acht Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Bei Gewinn kam Microsoft auf 20,1 Milliarden US-Dollar, was einem Zuwachs von 20 Prozent entspricht. Der Gewinn je Aktie lag bei 2,69 US-Dollar.

Für das gesamte Geschäftsjahr 2023 kommt Microsoft derweil auf 211,9 Milliarden US-Dollar (+ 7 Prozent) und einen Gewinn von 72,4 Milliarden US-Dollar nach GAAP (+ 6 Prozent).

Aktie fällt

Mit dem Ergebnis übertraf Microsoft laut CNBC zunächst die Erwartungen der Analysten. Die hatten ursprünglich einen Gewinn von 2,55 US-Dollar pro Aktie sowie einen Umsatz von 55,47 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Nichtsdestotrotz hat der Aktienkurs im nachbörslichen Handel um rund vier Prozent nachgegeben, befindet sich aber weiterhin auf hohem Niveau.

Eine wesentliche Rolle spielt erneut das Cloud-Geschäft. In der Azure-Sparte verzeichnet Microsoft einen Zuwachs um 25 Prozent, was zwar noch innerhalb der erwarteten Ergebnisse liegt, aber dennoch einige Anleger enttäuscht haben dürfte. Zu hoch sind die Erwartungen durch das KI-Geschäft, die Microsoft selbst antreibt. „Wir fokussieren uns weiterhin, den Wandel zur neuen KI-Plattform voranzutreiben“, sagte Microsofts CEO Satya Nadella bei der Vorstellung der Quartalsergebnisse.

Angestiegen ist das Wachstum durch das KI-Geschäft aber nicht, was den Rückgang beim Aktienkurs erklären kann. Reuters spekuliert zudem, dass Analysten angesichts der KI-Entwicklung zunächst einmal abwarten. Rückläufig war weiterhin das OEM-Geschäft mit Windows. Es sind die Auswirkungen der Krise im PC-Markt, die sich weiterhin bemerkbar machen.

KI bleibt das Zugpferd

Microsoft integriert die auf OpenAIs GPT-4-Sprachmodell basierenden KI-Helfer in die eigenen Produkte – von der Suchmaschine Bing über Microsoft 365 Office bis Windows. Besonders euphorisch reagierte die Börse, als Microsoft Mitte Juli die anvisierten Preise für Geschäftskunden verkündete; diese sollen bei 30 US-Dollar pro Monat und Nutzer liegen. Das KI-Geschäftsmodell ist mit enormen Erwartungen verknüpft.

Ebenso versucht Microsoft, die Cloud-Plattform Azure als KI-Umgebung zu etablieren, mehr als 11.000 Unternehmen sollen bereits den Azure OpenAI Service nutzen – darunter auch Mercedes-Benz, die ChatGPT in Fahrzeugen einsetzen wollen. In diesem Kontext erfolgt auch die Kooperation mit Meta und dem Llama-2-Sprachmodell. Hier stehen auch die Aussichten auf Wachstum. Im nächsten Quartal, das bis Ende September läuft, erwartet Microsoft bei Azure ein Umsatzplus von 25 bis 26 Prozent. Zwei Prozentpunkte davon sollen sich auf die KI-Dienste zurückführen lassen, was laut CNBC bereits einem Wert von Hunderten Millionen US-Dollar entspricht.

Das KI-Geschäft geht einher mit Investitionen, im letzten Quartal waren die entsprechenden Ausgaben so hoch wie seit 2016 nicht mehr. Einer der Gründe ist der Kampf um Nvidias Grafikchips für die Berechnung der KI-Modelle.