Duron 950 bis Athlon XP 1,7+ im Test: AMD Prozessor Roundup
7/20Overclocking
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Athlon- und natürlich auch des Duron-Prozessors im Endanwendermarkt- war bzw. ist sicherlich das Overclockingpotential der CPUs. Dadurch, dass es beim Athlon mit Thunderbird- und dem alten Duron mit Spitfire-Kern durch einen einfachen Trick möglich ist, den Taktmultiplikator auf geeigneten Mainboards frei zu variieren, wurde der Feldzug dieser Prozessoren positiv beeinlußt. So läuft ein Athlon Thunderbird mit 1,4GHz mit etwas Glück und entsprechender Kühlung durchaus mit 1,53 oder gar 1,6GHz, ohne die anderen Systemkomponenten wie z.B. AGP-Grafikkarte, PCI-Steckkarten oder den Arbeitsspeicher durch einen überhöhten Front-Side-Bus- bzw. AGP- oder PCI-Takt aus dem Tritt zu bringen. Da die Konkurrenz, allen voran Intel, die eigenen Prozessoren seit dem ersten Pentium MMX mit einem festen Multiplikator ausliefern, ist hier ein Übertakten dagegen nur durch Anheben des Systemtaktes (FSB) möglich, wodurch allerdings alle anderen Systemkomponenten außerhalb ihrer Spezifikationen betrieben werden müssen und es früher zu Komplikationen kommen kann.
Während auch beim neuen Duron die Multiplikatorsperre ganz leicht über den Bleistifttrick durch Verbinden der L1-Brücken aufgehoben werden kann, steht man dagegen beim Athlon XP vor einem mittelgroßen Problem. Der Widerstand des Bleistift-Graphits ist einfach zu groß, so dass der Signalfluss nicht mehr gegeben ist. Weiterhin wird bei der Fertigung des Athlon XP beim Durchtrennen der L1-Brücken zum Festlegen des endgültigen Multiplikators durch AMD ein kleines Loch in das Prozessor-Package gebrannt. Denn im Gegensatz zum Keramikgehäuse, in dem die alten Desktop und Server Athlons sowie alle Duron-Prozessoren verpackt werden, ist das organische Gehäuse des Athlon XP deutlich weicher. Dieses kleine Loch macht ein direktes Verbinden nahezu unmöglich. Da die Not bekanntlich erfinderisch macht, gibt es inzwischen zahlreiche Anleitungen im Web, die auch das „Unlocken“ des Athlon XP erklären. In den meisten Fällen wird hierbei gut leitender Silberlack verwendet, wobei entweder um die Löcher seitlich vorbei „gemalt“ wird, oder gegebenenfalls die Löcher erst mit einem nicht leitenden Material, wie z.B. Klebstoff, aufgefüllt werden und anschließend die L1-Brücken mit Silberlack auf direktem Wege verbunden werden. Beide Wege führen hierbei zum gewünschten Ziel.
Allerdings steckt in den neuen Athlon XP Prozessoren bei weitem nicht mehr so viel Potential, wie es noch bei den Athlons mit Thunderbird-Kern der Fall gewesen ist. Neben der Abwärme stößt man nämlich schnell an die Grenzen der Multiplikatoren. Diese werden dem Prozessor über vier Pins auf der Unterseite der CPU (FID[3], FID[2], FID[1] und FID[0]) übergeben. Wobei übergeben eigentlich der falsche Ausdruck ist, da es sich eigentlich um Output Signale (2,5V) handelt, die dem Chipsatz sagen, welches SIP (Serialization Initialization Packet) an den Prozessor gesendet werden soll. Sobald die Multiplikatorsperre des Prozessors überwunden wurde, hat das BIOS das Sagen und meldet dem Chipsatz das entsprechende SIP. Der Prozessor akzeptiert nun beim Starten jeden beliebigen Multiplikator. Da der Multiplikator allerdings nur über vier Pins festgelegt wird und somit eine Datenbreite von lediglich 4-bit hat, ist die Anzahl der möglichen Kombinationen auf insgesamt 16 beschränkt. Folgende Auflistung zeigt die 4-bit Codierung der Pins für den Multiplikator.
FID[3] | FID[0] | FID[1] | FID[0] | Multiplikator |
---|---|---|---|---|
0 | 0 | 0 | 0 | 11 |
0 | 0 | 0 | 1 | 11,5 |
0 | 0 | 1 | 0 | 12 |
0 | 0 | 1 | 1 | >=12,5 |
0 | 1 | 0 | 0 | 5 |
0 | 1 | 0 | 1 | 5,5 |
0 | 1 | 1 | 0 | 6 |
0 | 1 | 1 | 1 | 6,5 |
1 | 0 | 0 | 0 | 7 |
1 | 0 | 0 | 1 | 7,5 |
1 | 0 | 1 | 0 | 8 |
1 | 0 | 1 | 1 | 8,5 |
1 | 1 | 0 | 0 | 9 |
1 | 1 | 0 | 1 | 9,5 |
1 | 1 | 1 | 0 | 10 |
1 | 1 | 1 | 1 | 10,5 |
Wie wir sehen, haben alle Multiplikatoren über 12,5 dieselbe Codierung erhalten. Im Bios kann somit kein Multiplikator über 12,5 festgelegt werden, alle Multiplikatoren über diesem Wert müssen somit im Prozessor selbst geregelt werden. Ist man so z.B. im Besitzt eines Athlon XP 1,9+, der mit einem realen Takt von 1,6GHz läuft und dessen Multiplikator bereits 12,0, beträgt, kann man diesen Prozessor ohne Verändern des Front-Side-Bus lediglich mit 12,5 x 133MHz, also 1,66GHz, übertakten. Genau diesen Takt wird der Athlon XP 2,0+ bieten, ein Übertakten dieses Prozessors über den Multiplikator ist nicht mehr möglich.