Vorstellung des GeForce4: nVidia schlägt zurück

 2/7
Carsten Spille
11 Kommentare

Modelle und Spezifikationen

Im Unterschied zur mittlerweile bekannten Vorgehensweise, erst die kaufkräftigste/kaufwilligste Schicht der Hardware-Freaks abzuschöpfen und zunächst die Top-Modelle herauszubringen, um später mit den Mainstream-Angeboten den Euro mit der Masse zu machen, scheint es dieses Mal umgekehrt zu laufen. Die preiswerteren MX-Karten sollen, Angaben von Herstellern zufolge, schon bald erhältlich sein, während man auf die leistungsfähigeren Ti-Modelle noch ein wenig länger warten muss.

GeForce 4 MX
GeForce 4 MX
GeForce4 MX 420 Chip
GeForce4 MX 420 Chip
GeForce4 MX 440 Chip
GeForce4 MX 440 Chip
GeForce4 MX 460 Chip
GeForce4 MX 460 Chip
GeForce4 Ti Karte mit VGA und DVI
GeForce4 Ti Karte mit VGA und DVI
GeForce 4 Ti
GeForce 4 Ti
GeForce4Ti 4400 Chip
GeForce4Ti 4400 Chip
GeForce4Ti 4600 Chip
GeForce4Ti 4600 Chip

Achtung: Ebenfalls im Unterschied zur bisherigen Praxis, wird sich diesmal ein deutlicher Unterschied hinsichtlich der untersützten 3D-Features zwischen High-End und Mainstream einstellen. Die MX-Modelle werden keine DirectX-8 Pixel- und Vertexshader enthalten. Die Ti-Modelle müssen dagegen auf die Video Processing Engine (VPE) verzichten.

Genug der Worte, werfen wir einen Blick auf eine Tabelle, die die geplanten Modelle sowohl der MX- als auch der Ti-Serie zeigt. Besonders in der GeForce4 MX-Serie gibt es hierbei rein rechnerisch deutliche Leistungsunterschiede. In den folgenden Tabellen wurde mit der Vereinfachung gerechnet, dass 1 GByte genau 1000 Mbyte, bzw. 1 Mio Kbyte und so weiter, sind.

GeForce4 MX im Vergleich zum GeForce2 MX
  GeForce2 MX Logo GeForce4 MX420 Logo GeForce4 MX440 Logo GeForce4 MX460 Logo
Segment Low-End Mainstream Mainstream Mainstream
Architektur nV11 nV17 nV17 nV17
Chiptakt 200MHz 250MHz 275MHz 300MHz
Speichertakt 166MHz 166MHz 200MHz 275MHz
Anbindung 128Bit-SDR 128Bit-SDR 128Bit-DDR 128Bit-DDR
Speicherbandbreite 2,7 GB/s 2,7 GB/s 6,4 GB/s 8,8 GB/s
Max.Speichergröße 128MB 64MB 64MB 64MB
T&L-Leistung 25 MT/s 31,25 MT/s 34,375 MT/s 37,5 MT/s
Shader-Hardware nVidia Shading Rasterizer, 2nd Gen. Hardware T&L
Rendering Pipelines 2 2 2 2
Max. Theo. Füllrate 0,4 GPix/s 0,5 GPix/s 0,55 GPix/s 0,6 GPix/s
  0,8 GTex/s 1 GTex/s 1,1 GTex/s 1,2 GTex/s
AGP-Interface 4x 4x 4x 4x
Transistoren 20M ? ? ?
FSAA-Technik Supersampling Multisampling (Accuview)
MultiMonitor Support TwinView nView nView nView
Sonstiges   VPE, LMA-II VPE, LMA-II VPE, LMA-II

Wie man erkennen kann, liegt die Speicherbandbreite der GeForce4 MX420 deutlich unter der der anderen GeForce4 MX Karten. Speziell dieses Manko dürfte zu einer eher mäßigen Performance der kleinsten GeForce4 MX beitragen. Die folgende Tabelle zeigt die Top-Modelle der GeForce4 Ti-Serie im Vergleich zum älteren GeForce3 und GeForce3 Ti 500.

GeForce4 Ti im Vergleich zum GeForce3
GeForce3 Logo GeForce3 Ti500 Logo GeForce4 Ti 4400 Logo GeForce4 Ti 4600 Logo
Segment Performance Performance Performance Enthusiast
Architektur nV20 nV20 nV25 nV25
Chiptakt 200MHz 240MHz 275MHz 300MHz
Speichertakt 230MHz 250MHz 275MHz 325MHz
Anbindung 128Bit-DDR 128Bit-DDR 128Bit-DDR 128Bit-DDR
Speicherbandbreite 7,36 GB/s 8,0 GB/s 8,8 GB/s 10,4 GB/s
Max.Speichergröße 128MB 128MB 128MB 128MB
T&L-Leistung 50M T/s 60M T/s 125M T/s 136M T/s
Shader-Hardware nFiniteFX nFiniteFX nFiniteFX-II nFiniteFX-II
Rendering Pipelines 4 4 4 4
Max. Theo. Füllrate 0,8 GPix/s 0,96 GPix/s 1,1 GPix/s 1,2 GPix/s
1,6 GTex/s 1,92 GTex/s 2,2 GTex/s 2,4 GTex/s
AGP-Interface 4x 4x 4x 4x
Transistoren 57M 57M 63M 63M
FSAA-Technik Multisampling (Quincunx) Multisampling (Accuview)
MultiMonitor Support - - nView nView
Sonstiges LMA LMA LMA-II LMA-II

UPDATE: Wie erst im Nachhinein bekannt wurde, plant man bei nVidia etwas verspätet eine GeForce4 Ti 4200 nachzuschieben. Laut ersten inoffiziellen Angaben soll diese mit 225/250MHz für Chip und Speicher getaktet sein und über alle Merkmale der anderen Ti-Modelle verfügen. Der Clou jedoch ist der Kampfpreis von unter 200 US-Dollar, womit man die Lücke zu den eigenen MX-Modellen schließen und ATi nicht kampflos das Feld der preiswerten DirectX-8 Beschleuniger überlassen will.

Zu den Spezifikationen der verschiedenen Chips sei gesagt, dass es natürlich nicht auszuschließen ist, dass die einzelnen Hersteller auch andere Speichergrößen anbieten werden. Weiterhin darf die T&L Leistung der GeForce4 MX und GeForce4 Ti nicht ohne Weiteres auf das selbe Niveau gehoben werden. So spiegelt die T&L-Leistung bei den MX Chips lediglich eine DirectX7-T&L Leistung wieder, wohingegen GeForce3 (Ti) und GeForce 4 Ti mit ihrer DirectX8-T&L Leistung glänzen können. Aus den Dokumenten geht nicht eindeutig hervor, wie genau die T&L-Engine der GeForce4 MX-Serie arbeitet. Anscheinend handelt es sich um die aus der GeForce2 bekannte T&L-Einheit und nicht um einen kastrierten Vertex-Shader, wie er in vielen Gerüchten erwähnt wurde.

Wie Eingangs bereits erwähnt, ist hier die Verwirrung schon vorprogrammiert. Ob dies beabsichtigt ist oder nicht, entzieht sich unserer Kenntnis. Dass nVidia den prestigeträchtigen Namen GeForce4 auch für die Vermarktung der MX-Variante nutzen will, ist zunächst einmal verständlich und berechtigt, schließlich tat man dies ja auch in der GeForce2 Serie. Doch anstatt wie dort einen in der Leistung beschnittenen, aber im Funktionsumfang identischen (bzw. überlegenen) Chip anzubieten, wird nun ein DirectX-7 Chip als GeForce4 verkauft. Dies mag insofern noch vertretbar sein, als dass auch der nV17, auf dem die MX-Serie basiert, einige Features der nV25 wie z.B. die LMA-II enthält, jedoch nicht auf einen die DirectX-8 erfüllenden Pixel- bzw. Vertexshader zurückgreifen kann. In den internen Codenamen der Chips wird dies auch deutlich, rangiert der nV17 doch zahlenmäßig noch unter dem auslaufenden GeForce3-Chip nV20. Nur die offizielle Produktbezeichnung lässt auf den ersten Blick einen leicht beschnittenen nV25-Chip inklusive der kompletten DirectX-8 Funktionalität vermuten. Dem ist jedoch nicht so!

Hier können wir nur an nVidia appellieren, die Namensgebung noch einmal zu überdenken, will man nicht größere Verwirrung auf Seiten der zahlenden Kundschaft in Kauf nehmen und vielleicht die Chips mit einer vorangestellten Zahl à la ATi hinsichtlich ihrer DirectX-Compliance kennzeichnen.

Die GPUs an sich werden noch immer im mittlerweile ausgereiften 0,15µ-Herstellungsverfahren gefertigt. Da aber insbesondere der GeForce4 Ti4600 mit seiner hohen Transistorzahl von 63 Millionen und einem Takt von 300MHz trotz PBGA-Package (plastic Ball Grid Array) eine gehörige Portion Abwärme produziert, hat man sich bei nVidia nunmehr eine integrierte Kühllösung einfallen lassen. Diese scheint einfach ein fest mit dem Chip verbundener Kühler zu sein, der sich zumindest optisch durch eine sehr niedrige Bauform auszeichnet. Eventuell wird hierbei auf das übliche Verpacken des Chips verzichtet und, ähnlich wie bei Intels Coppermine und AMDs Athlon/Duron Reihe, der Kühler zwecks besserer Wärmeableitung direkt auf dem Chip befestigt. Auch die Speicherchips stellen eine Neuerung dar, werden sie doch ebenfalls im BGA-Verfahren gefertigt, um die Signalwege möglichst kurz zu halten und damit die hohen Taktraten zu ermöglichen.