Analyse: Neue Mainboards für den Pentium 4

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Jan-Frederik Timm
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Analyse 2. Teil

Kommen wir nun zu einem zweiten Dokument, das ebenfalls eine Reihe an wichtigen Informationen liefert.

FMB Guidelines
FMB Guidelines

Die Grafiken geben uns einen Überblick darüber, wie sich Intel das Zusammenspiel zwischen Mainboard-Richtlinie und Prozessor ursprünglich vorgestellt hat. Mainboards auf Basis der Northwood FMB1 (mit den Chipsätzen 850E, 845E 845G und 845GL) sollten demnach alle Northwood CPUs, die bis Ende 2002 erscheinen, abdecken. Ursprünglich, wohl gemerkt. Mainboards auf Basis des Northwood FMB2 sollten dann alle leistungshungrigeren CPUs bis zum Produktionsende der Serie unterstützen und ab dem 2.Quartal 2003 womöglich (durch ein Update) auch den Prescott. Dieser hätte dann ab dem 3.Quartal 2002 seine eigenen Richtlinien, die Precott FMB1 erhalten, die wiederum die letzten Northwoods CPUs beinhaltet hätten (wie die Northwood FMB1 die letzten Willamette).

Hieraus erlangen wir eine wichtige Erkenntnis: Intel scheint für jede CPU sog. FMBs zu führen, um den Herstellern genaue Richtlinien über den Aufbau eines Mainboards vorzugeben. Diese können ihre Boards wiederum mit einer hundertprozentigen Sicherheit für einen Prozessor validieren, wenn sie diese Regeln eingehalten haben. AMD läßt den Herstellern hier freie Hand und beteiligt sich selber nicht an irgendwelchen Vorgaben. Entweder war der Hersteller fleißig und der T-Bred läuft auf dem "alten" Board, oder er tut es eben nicht. Eine Prozessor-Herstellergarantie gibt es nicht.

Demnach gibt Intel im Rahmen der FMBs zwar offiziell bekannt, welche CPUs auf welchem Board laufen. Schlussendlich ist es jedoch Sache des Mainboardherstellers, diese Richtlinien zu erfüllen oder nicht einzuhalten. Was heißt dies im Klartext? Wenn ein Hersteller ein Board auf Basis des FMB1 gewissenhaft aufgebaut und somit Reserven für CPUs geschaffen hat, die laut Intel offiziell erst auf FMB2 Boards laufen, so liegt es an ihm, dieses Board nachträglich für eine schnellere CPU zu validieren.

"Doch warum", werden sich jetzt einige Leser fragen, "war vorhin immer davon die Rede, alle CPUs bis ende 2002 werden auf den Boards laufen die Rede, und warum soll nun bereits der ausstehende Intel Pentium 4 3,06GHz, der Gerüchten zufolge im 4. Quartal erscheint, ein neues Mainboard benötigen?" Auch hier zuerst nochmal folgende Schlussfolgerung, die wir bereits getroffen haben:

Sollte ein Hersteller bei dem Design seines Boardes gute Arbeit geleistet haben, wird auch hier ein P4 mit 3,06GHz laufen. Intel hingegen wird, allein schon aus rechtlichen Gründen, diese CPU für ein Northwood FMB1 Board nie validieren.

Doch nun zurück zu den Quartals-Angaben. Wie dem zweiten Dokument zu entnehmen ist, fährt Intel derzeit eine "accelerated roadmap" (beschleunigte Roadmap). Unter dem Konkurrenzdruck von AMD war man somit gezwungen, Produkte früher auf den Markt zu bringen, als dies ursprünglich geplant war. Somit wird die Richtlinie Northwood FMB1 offiziell nicht mehr bis zum Ende des Jahres 2002 ausreichen, um alle kommenden CPUs zu unterstützen.

Wirft man einen Blick auf inoffizielle, alte Intel-Roadmaps, so war bis Ende 2002 höchstens mit dem Pentium 4 2,66GHz zu rechnen. Die Gerüchten zufolge ausstehenden CPUs mit 2,8GHz und 3,06GHz sollten demnach erst 2003 erscheinen und waren (so unsere Vermutung!!) für FMB1 nicht vorgesehen. Dies ist zwar eine reine Vermutung, erscheint aufgrund einer Tatsache jedoch recht schlüssig. Schon der Pentium 4 2,533GHz hat eine TDP von 59,3Watt. Diese liegt somit gut 7,6% höher, als bei dem 15,1% niedriger getaktetem P4 2,2GHz. Berechnet man nun also den möglichen Anstieg der TDP zum 2800MHz P4, ergibt sich der Wert 5,3Watt. Addiert man dies zu den 59,3Watt des P4 2,533GHz, ergibt sich das Resultat 64,6Watt. Und, siehe da, dieser Wert liegt über der maximalen TDP von 64Watt, die FMB1 offiziell unterstützt. Zwar verbietet sich an dieser Stelle eigentlich eine lineare Rechnung. Die Tatsache, dass der P4 2,8GHz Gerüchten zufolge mit 1,525V und nicht mehr mit 1,5V laufen wird, läßt jedoch eher noch einen höheren Wert erahnen (Update 26.8.2002 -> Der P4 2,8GHz ist nun offiziell vorgestellt und benötigt sogar 68,4Watt. Selbst die Version 2,66 liegt mit 66,1Watt über den Angaben des FMB1). Demnach bräuchte man also nicht nur für den möglicher Weise erscheinenden Pentium4 3,06 sondern auch für das Modell mit 2,8GHz ein neues Board.

Allerdings sprechen eine Reihe von Faktoren dagegen. Zum einen laufen weltweit dutzende, übertaktete CPUs auf über 2,8GHz und zum anderen hätte dann MSI nicht explizit ein Board mit P4 3,06 Support angekündigt. Demnach scheint der Pentium 4 2,8Ghz den Boards auf Basis des FMB1 keine Probleme zu bereiten. Und wie sieht es mit 3,xx GHz aus? Auch hier gibt es schließlich eine Reihe an CPUs, die diesen Takt bereits überschritten haben und auch unser 2,533GHz Modell konnte bereits bei etwas mehr als 3GHz betrieben werden.

Schlussfolgerung

Genau diese Tatsache lässt uns zu folgender Schlussfolgerung kommen: Da es sich bei den in Northwood FMB1 und FMB2 gemachten Angaben um Richtlinien handelt, Hersteller jedoch freie Hand haben, ihre Produkte zu designen, bedeutet ein Board, das gemäß Intel eigentlich nur im Rahmen des FMB1 vorgesehen war, nicht gleich das Aus für eine neue CPU. Es kommt ganz darauf an, was der jeweilige Hersteller für Komponenten verbaut hat. Auch bei AMD ist die Entwicklung der CPUs schnell voran geschritten und selbst dort, ohne derart strenge Vorschriften, laufen die aktuellen CPUs auf den meisten Mainboards. Es liegt im Endeffekt an den Herstellern, ein Mainboard (FMB1) nachträglich für CPUs, denen Intel das FMB2 zur Seite stellen würde, zu validieren, wenn diese mit hochwertigen Komponenten ausgestattet sind und so einen reibungslosen Betrieb erlauben. Besonders die von den Herstellern getroffene Wahl der Spannungs-Regulatoren könnten hier eine wichtige Rolle spielen.

Auch die TDP des Willamette sollten wir uns hier nochmals ins Gedächtnis rufen. Die Letzte Version zog satte 75,3Watt und lag somit weit über derzeitigen Northwood-CPUs. Diese Leistung wird ein solches Mainboard demnach auch dem Northwood bei Seite stellen können, auch wenn Intel dies in FMB1 nur bis zu 60A oder einer TDP von 64Watt garantiert. Dass so eine Angabe jedoch immer auf Sicherheit bedacht ist, dürfte der Vergleich zum Overclocking verdeutlichen. Ein P4 2,0GHz garantiert Intel auch nur bei 2,0GHz. Mit ein wenig Feingefühl sind hier jedoch 2,4GHz und mehr drin.

Inwiefern die Northwood-Serie jedoch noch weiter geführt wird, ist derzeit nicht bekannt. Sollten nochmal leistungshungrigere CPUs auf den Markt kommen, könnte es sicherlich sein, dass diese Prozessoren nichtmehr mit der Reserveleistung aus der Grauzone eines alten Mainboards auskommen. Und auch die Tatsache, dass bereits jetzt unseriöse Hersteller nur weniger hochwertige Boards auf dem Markt haben, ist sicherlich nicht auszuschließen.

Kommen wir nun also zu unserem vorläufigen Fazit: An der Stromversorgung wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht liegen, dass CPUs mit einem Takt von 3,06GHz nicht auf den aktuellen Boards laufen werden. Doch woran dann? Eventuell dürfte dies an der Einführung des sog. Hyperthreadings in den Northwood-Core liegen.

Hyperthreading

HyperThreading ist ein neues Feature, das Intel derzeit bereits in den Xeon Serverprozessoren einsetzt und für den Prescott offiziell angekündigt hat. Die Funktion ermöglicht es einer CPU bei entsprechender Softwareunterstützung, mehrere Threads gleichzeitig auszuführen. Hyperthreading simuliert im Endeffekt ein Dual-System, wo keines ist. Selbstverständlich kann dadurch die Leistung nicht verdoppelt werden, schließlich handelt es sich nur um eine einzelne CPU. Allerdings wird der Prozessor wesentlich effektiver ausgelastet -> die Performance steigt.

Hyperthreading
Hyperthreading

Wie gesagt, der Northwood sollte diese Feature noch nicht besitzen und auch hier gibt Intel keine Auskunft. Gerüchte haben jedoch schon seit längerem die Einführung des Features ab dem P4 3,06GHz angekündigt und die Tatsache, dass MSI in der bereits zitierten Pressemitteilung ein Mainboard mit Support für den Pentium 4 mit 3,06GHz und Hyperthreading angekündigt hat, scheint dieses Gerücht zu bestätigen. Auch uns liegen Informationen vor, die dies ebenfalls bestätigen.

Könnte es demnach sein, dass nicht die Leistungsversorgung sondern die ursprünglich nicht geplante Einführung des Hyperthreading auf aktuellen Boards Probleme bereiten könnte? Laut dem Klatschblatt The Inquirer unterstützen alle Chipsätze bis auf der i845G diesen Standard bereits und ein Bios-Update sollte hier Abhilfe schaffen. Ist es im Endeffekt ein reines Software-Problem, das die Hersteller für einen Support des P4 3,06GHz zu lösen haben? Oder sind doch überarbeitet Chipsätze notwendig, was nicht abzusehen war, da Hyperthreading nie für den Northwood geplant war? Oder erhöht die effektive Nutzung der CPU im Endeffekt die TDP (Termal Design Power) der P4s mit Northwood derart eklatant, dass neue Modelle tatsächlich nach mehr Leistung gieren, obwohl aktuelle P4s ohne Hypterthreading ohne Probleme 3,0GHz und mehr fahren? Dieses Dokumente (Link1, Link2) auf dem Intel-Webserver lassen auf jeden Fall deutlich werden, dass sowohl der Chipsatz (Systembus) als auch die Stromversorgung der Serversysteme durch HT an das Maximum ihrer Leistungfähigkeit getrieben wird. Eine Antwort hierauf könnte sicherlich nur Intel oder ein Hersteller geben. Offiziell haben diese jedoch noch nichts verlauten lassen.

Wir möchten an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass ein Großteil der Informationen, die wir für diesen Report benutzt haben, durch eher fragwürdige Quellen in das Netz gelangt sind - demnach nicht der Realität entsprechen müssen. Weite Teile dieses Artikels beinhalten Vermutungen, die bisher nicht offiziell bestätigt wurden. Intel hat zu diesen Meldungen keine Stellung bezogen!

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