Die Zukunft der vernetzten Welt: Ciscos Metro-Ethernet

Michael Slomma
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Die Zukunft der vernetzten Welt: Ciscos Metro-Ethernet

Einleitung

Die Zukunft der vernetzten Welt heißt „Cisco Metro-Ethernet“ - eine Revolution?

Am 30.10.2002 fand bei Cisco-Systems in Berlin unter dem Namen „Ethernet to the X“ eine Presseveranstaltung zum Thema Breitband-Netzwerke statt. Rund 50 Journalisten aus ganz Europa wurden eingeladen, sich Ciscos Zukunftsvisionen anzuhören. Schlagworte wie „Accessibility“, „Bandwith on Demand“ und „Multiple Services“ machten die Runde und wurden anschaulich am praktischen Beispiel vorgestellt. Wir von ComputerBase.de waren auch dabei und wollen euch nun einen kleinen Einblick in eine nicht all zu ferne Zukunft gewähren.

Metro-Ethernet

Metro-Ethernet, die große Initiative von Cisco-Systems, soll die Zukunft der vernetzten Welt werden und bedeutet letztendlich nichts anderes als Breitbandzugänge für die Massen. Was bereits in Schweden, Österreich und Italien erfolgreich erprobt wird soll in naher Zukunft weltweit Standard werden. Um dies zu ermöglichen, verwendet Metro-Ethernet von Cisco entwickelte, offene Standards, die Jedermann frei zugänglich sind.

Metro-Ethernet soll das Ende aller herkömmlichen Netzwerke sein - Was derzeit noch über getrennte Netzwerke verbreitet wird, das soll bald miteinander verschmolzen sein. Sprache (Voice over IP), Daten (Internet), Video (TV, Video on demand), das alles soll, wenn es nach Cisco geht, über ein einziges großes Netzwerk übermittelt werden. Cisco spricht bei seiner "Ethernet to the X"-Technologie von unbegrenzter Bandbreite. Was derzeit noch nach Zukunftsmusik klingt, wird bereits in einigen großen europäischen Städten erfolgreich erprobt. In Paris und Wien gibt es schon Netzwerke, die auf Metro-Ethernet basieren. Sechs italienische Städte sind bereits zu einem LRD (long range distance) Ring zusammengeschlossen und auch in Schweden wird fieberhaft an dem Aufbau solcher Netze gearbeitet.

Warum gerade Ethernet

Bei dem Begriff „Ethernet“ wird vermutlich so mancher Administrator die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. „Everybody shares anyones data“, was in Firmennetzwerken durchaus noch erwünscht ist, hat doch in öffentlichen Netzen nichts zu suchen, könnte man jetzt argumentieren. Doch Cisco bietet für diese Problematik auch gleich die Lösung - MPLS (Multi Protocoll Lable Switching) heißt die Zauberformel.

Grundvoraussetzung für die Vernetzung ist eine Glasfaserleitung bis ins Haus. Über aktive Komponenten, vorzugsweise im Hauskeller, findet dann die Umwandlung von Glasfaser in Ethernet statt. Im Haus selber erfolgt die Vernetzung durch eine strukturierte Cat.5-Verkabelung, was letztendlich bedeutet, dass jeder einen Netzwerk-Anschluss in seiner Wohnung hat. Über diesen Anschluss erfolgen dann alle gewünschten Dienste des Kunden. Telefon, Fernsehen und Internet werden nur über einen einzigen Anschluss verwirklicht. Derzeitiger Stand der Technik ist es, dass theoretisch jeder Haushalt über einen Anschluss mit 10Gbit/s verfügen könnte. Über sogenannte V-LANs (Virtual LAN) werden die einzelnen Ports virtuell von einander getrennt, sodass die Sicherheit der eigenen Daten gewährleistet ist.

One Network - Mulitple Services

Insoweit bietet Cisco nicht viel Neues. Vergleichbare Netzwerk-Topologien sind bereits in unterschiedlichster Form in einer Vielzahl von Firmennetzwerken zu finden. Doch was ist nun neu? Erstes Schlagwort: „Accessability“. Zugriff von überall zu jeder Zeit ohne großen Aufwand.

Man stelle sich vor, man ist Chef eines kleinen Unternehmens. Telefon ist mittlerweile an jedem Arbeitsplatz und womöglich gibt es auch schon eine Vernetzung der einzelnen PCs. Wenn man etwas mitgedacht hat wurde sogar schon an eine strukturierte Cat.5-Verkabelung gedacht, zukunftsweisend natürlich, jeder Arbeitsplatz verfügt über mindestens 2 Netzwerkanschlüsse. Der Aufwand der Vernetzung war groß, eine Firma musste kommen, hat gebohrt, gestemmt und viel Lärm und Dreck verursacht. Am Ende kam dann die Rechnung, wahrscheinlich nicht gerade preiswert. Doch die plötzlich die Idee, der Eingangsbereich soll Videoüberwacht werden. Also noch mal eine Firma holen die mit viel Lärm, Dreck und Kosten Videoleitungen verlegt?

Geht es nach Cisco, sind solche Gedankengänge bereits Geschichte. Einmal eine strukturierte Verkabelung durchgeführt und das war“s dann auch schon. Jegliche Art von Diensten und Applikationen können nun über das Firmeninterne Netzwerk erledigt werden. Getrennte Komponenten Geräte für Telefon, Computer und Video-Anlagen fallen weg. Alles in einem Gerät, alles ein Netz. Telephonie kann wahlweise über den Computer oder über spezielle Voice over IP - Telefone erfolgen. Wer noch an seinen alten, analogen Apparaten hängt, bitteschön, alles kein Problem. Stichwort Fax: Man stelle sich die Kosten vor, wenn jeder Mitarbeiter sein eigenes Fax-Gerät hätte. Kabelwege und Geräte würden Unsummen von Geld verschlingen, vom teuren Unterhalt ganz zu schweigen. Mit dem neuen Netz kein Problem. Eine Computer-Applikation macht es möglich, dass jeder Mitarbeiter einen eigenen Faxempfang hat und zudem über eine eigen Voice-Box verfügt, falls er mal nicht am Platz ist. Videokonferenzen in DVD-Qualität sind kein Wunschtraum mehr. Überwachungskameras an kritischen Punkten? Kein Thema! Einfach das Kabel in die nächste Datendose und fertig. Sofort kann dieser Dienst von jedem PC der Firma aus genutzt werden.

Das Prinzip der niedrigen „total cost of ownership“, also der geringen Betriebskosten eines Netzwerkes und die unkomplizierte Erweiterbarkeit, wurden optimal umgesetzt. Doch was noch nach relativ normalen Netzwerk-Features klingt, bekommt nun das ultimative Sahnehäubchen aufgesetzt.

Grenzenlose Vernetzung

Bleiben wir bei unserem Beispiel, der kleinen Firma. Wenige Jahre später soll eine Zweigstelle in einer anderen Stadt errichtet werden, breitbandiger Datenaustausch in beide Richtungen muss jedoch gewährleistet sein. Wieder kommen Kosten in immensen Größenordnungen auf die Firma zu.

Die bereits erwähnten virtuellen LANs und Firmennetzwerke lassen sich nun nicht nur innerhalb eines vernetzten Gebäudekomplexes nutzen, sondern auch global. Durch einfaches Konfigurieren eines V-LANs ist es relativ problemlos möglich, das Firmennetzwerk auf das bestehende Metro-LAN aufzusetzen. Nun können Firmenteile auf der ganzen Welt miteinander vernetzt werden, als wären sie in einem einzigen großen Firmennetzwerk verbunden. So kann auch ein Mitarbeiter von Zuhause aus an seinem PC arbeiten, als säße er in der Firma. Alles selbstverständlich ohne auf Bandbreite verzichten zu müssen. Und genau da ist der Knackpunkt. Bisher sind derartige Lösungen nur über herkömmliche Telefonleitungen kosteneffizient möglich gewesen. Der Mitarbeiter musste sich morgens in der Firma einwählen, hat dann mehr schlecht als recht seine Arbeit verrichtet, musste auf große Datenmengen Ewigkeiten warten und die Umleitung von Telefongesprächen hat weitere Kosten verursacht. Mit Metro-Ethernet oder „eTTx - Ethernet to the x“, wobei das x für die unterschiedlichsten Orte steht, stellt das alles kein Problem mehr dar. Mit Bandwidth on demand bekommt jeder, der am Netzwerk hängt, genau soviel Bandbreite zu Verfügung gestellt, wie er gerade benötigt. Somit ist es möglich, von jedem Punkt der Welt so zu arbeiten, als säße man an einem PC direkt im Firmennetzwerk. Da zu diesem Zweck das öffentliche Metro-Ethernet genutzt werden kann, muss die Firma nicht immense Kosten für ein eigenes Netzwerk aufbringen.

Fazit

Das alles ist bei weitem keine Fiktion mehr. Die Infrastruktur in Form von Glasfaserleitungen ist teilweise schon gegeben und die aktive Technik steht bei Cisco bereit und wartet nur darauf, endlich eingesetzt zu werden.

Firmen wie HanseNet (Deutschland), Wienstrom (Österreich), Cap Gemini Ernst & Young (Frankreich), und Fastweb (Italien) nutzen diese Technologie bereits großflächig. Alle Firmen bestätigten einstimmig die vollständige Einsatzbereitschaft der Technologie und wiesen sie als sehr preiswert aus. So bietet der österreicher Provider Wienstrom bereits schon heute eine 10MBit-Anbindung für 69 € pro Monat an.

Wenn man Cisco und allen anderen beteiligten dieses Workshops glauben darf, herrscht derzeit weltweit eine riesige Aufbruchstimmung. Breitbandanbindungen, die vom Markt schon seit geraumer Zeit gefordert werden, werden in Kürze für Jedermann verfügbar sein und zudem auch bezahlbar bleiben. Internet und Telefon haben in ihrer jetzigen Form ausgedient. Alles wird miteinander verschmelzen, die vielen Einzelnetze werden zu einem großen Netzwerk zusammengefasst. Um die Sicherheit der eigenen Daten muss man sich, so Cisco Marketing-Manager Johann Strauss, auch keine Sorgen machen.

Woran es jetzt liegt, sind nur noch lokale Zuständigkeitsprobleme und der flächendeckende Ausbau eines Glasfasernetzes. Hier sind die Netzbetreiber gefragt. Fakt ist jedoch, dass die Wirtschaft und viele private Haushalte mehr Bandbreite zu niedrigeren Preisen fordern. Um dies möglich zu machen, ist Metro-Ethernet ein möglicher Schritt in die Zukunft.

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