Microsoft ist tot - es lebe Microsoft!
Das Kartellverfahren gegen die Firma Microsoft scheint ein vorläufiges Ende gefunden zu haben und "Die Entscheidung bedeutet einen Sieg für die Verbraucher!", so interpretiert US-Justizminister John Ashcroft das Urteil. Doch von den einstigen Forderungen ist praktisch nichts mehr übrig geblieben.
Als das Kartellverfahren 1998 ins Rollen kam, hatten sich die klagenden US-Bundesstaaten große Ziele gesetzt. Zum Schutz der Märkte, des Wettbewerbs und des Kundens sollte es dem in ihren Augen zu starken Monopolisten gehörig an den Kragen gehen. Aufspalten hieß die Devise und womöglich die Veröffentlichung wichtiger Firmengeheimnisse zur Unterstützung der brachliegenden Konkurrenz. Und obwohl Microsoft im Laufe des Verfahrens nachgewiesen wurde, insbesondere mit dem Betriebssystem Windows rechtswidrig den Markt erobert und die Konkurrenz ausgestochen zu haben, fiel das vorläufige Urteil nun vorerst mager aus. Die Bundesrichterin Colleen Kollar-Kotelly erklärte eine außergerichtliche Einigung des Softwaregiganten mit den Justizministern für rechtskräftig und ließ so Forderungen von neun weiteren Staaten nach härteren Maßnahmen außen vor.
Jon von Tetzchner, Chef der norwegischen Softwareschmiede Opera: "Microsoft wurde schuldig befunden. Es gab aber keine wirksamen rechtlichen Schritte, keine echte Bestrafung."
Die so erzielte Einigung ist bereits weitestgehend von Microsoft in die Tat umgesetzt worden. Das SP1 für Windows XP ermöglicht es, bisher dominante Dienste wie den Internet Explorer, den Media Player oder Outlook zu deaktivieren und Platz für Alternativentwicklungen zu schaffen. Dass diese Funktion für den normalen Anwender kaum erkennbar hinter einer Reihe von Menüpunkten versteckt ist, scheint hier irrelevant zu sein. Analysten werten das Urteil hingegen als einen "Befreiungsschlag", der die Firma nun endlich auch in bisher weniger erschlossenen Märkten zu großen Gewinnen führen wird. Die Worte von Don Gher, Chief Investment Officer beim Microsoft-Aktionär Coldstream Capital Management, dürften den Verfechtern des Kartellverfahrens eiskalt den Rücken herunter laufen.
"Das Urteil hat Microsoft von den Fesseln befreit. Jetzt kann Microsoft seine enormen Bargeld-Bestände effektiver einsetzen, um beispielsweise eigene Aktien zurückzukaufen oder andere Firmen zu übernehmen."