Von den Geschichten zum Prescott-Support
Läuft der kommende Pentium 4 Nachfolger, der Prescott, nun auf derzeit erhältlichen Boards, oder läuft er nicht? Diese Frage muss sich wohl jeder stellen, der momentan mit dem Aufrüsten liebäugelt. Klarheit darüber wird es letztendlich nur dann geben, wenn der Prozessor im Handel erhältlich ist.
Dennoch erinnert die aktuelle Diskussion stark an das, was im Vorfeld der Vorstellung des 3,06 GHz Pentium 4 mit HyperThreading-Support an Meldungen die Runde machte. Dem Sachverhalt hatten wir damals sogar anhand von Spekulationen einen eigenen Artikel "Braucht der Pentium 4 3,06 GHz neue Boards?" gewidmet. Unser vorläufiges Fazit damals lautete:
Genau diese Tatsache lässt uns zu folgender Schlussfolgerung kommen: Da es sich bei den in Northwood FMB1 und FMB2 gemachten Angaben um Richtlinien handelt, Hersteller jedoch freie Hand haben, ihre Produkte zu designen, bedeutet ein Board, das gemäß Intel eigentlich nur im Rahmen des FMB1 vorgesehen war, nicht gleich das Aus für eine neue CPU. Es kommt ganz darauf an, was der jeweilige Hersteller für Komponenten verbaut hat. [...]
Kommen wir nun also zu unserem vorläufigen Fazit: An der Stromversorgung wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht liegen, dass CPUs mit einem Takt von 3,06GHz nicht auf den aktuellen Boards laufen werden. Doch woran dann? Eventuell dürfte dies an der Einführung des sog. Hyperthreadings in den Northwood-Core liegen.
So ganz falsch lagen wir damals nicht. Der 3,06 GHz Pentium 4 mit HyperThreading lief auf der breiten Masse der Boards, wenngleich stellenweise eine zusätzliche Kühlung der Northbridge empfehlenswert, aber nicht unbedingt erforderlich war. Somit blieb von der damaligen Newsmeldung in Bezug auf den ersten HyperThreading-Pentium 4 nicht mehr viel übrig:
Laut "geheimen" Roadmap Dokumenten sieht Intel Änderungen in den Spezifikationen ihrer Mainboards vor, die den Weg für kommende Prozessorgenerationen ebnen sollen. Hersteller müssen demnach schon bald das Design bzw. Bios an zukünftige Pentium 4 'Northwood' Prozessoren anpassen.
Was hat dies nun mit der aktuellen Situation und dem kommenden Prescott-Prozessor zu tun? Auch an dieser Stelle ein kleines Zitat aus unserer Newsmeldung "Prescott inkompatibel zu aktuellen Mainboards?":
Anandtech hat erfahren, dass die ersten Prescott Prozessoren nicht kompatibel mit den zur Zeit gängigen Mainboards sein werden. Die Motherboards, die auf den aktuellen Chipsätzen 865G/PE (Springdale) und 875P (Canterwood) basieren, gehören zu den betroffenen Platinen. [...]
Durch eine Spannungsregelungs-Spezifikations-Änderung von VIN 1,0 zu VIN 1,5 (Voltage-Input), sind die Prescott auf dem aktuellen Sockel 478 nicht mit den geläufigen Mainboards kompatibel.
Alles in allem im Wortlaut sehr ähnlich. Wieder sind es Spezifikations-Änderungen in letzter Minute, die zum Einsatz des neuen Prozessors ein vollkommen neues Mainboard erforderlich machen sollen. Das Problem hier: Viele Mainboard-Hersteller umwerben ihre Produkte bereits jetzt als "Prescott"-tauglich. Ebenso macht auch Intel keinen Hehl daraus, dass der i875P und die i865-Familie den kommenden Prozessor unterstützen werden. Natürlich ist auch das kein Garant dafür, dass der neue Prozessor auf aktuellen Boards läuft. Aber mal ehrlich: Intel entwickelt nicht erst seit gestern an dem Prozessor der nächsten Generation. Bereits im letzten Jahr sollen erste langsam getaktete Engineering-Samples dieses Prozessors die Runde gemacht haben. Auf dem diesjährigen Intel Developer Forum (IDF) hielt man sogar stolz einen Prescott-Wafer vor die Kamera und nannte weitere Details.
Dennoch ist eine kurzfristige Änderung der Spezifikationen nicht auszuschließen. Wenn dem in der Tat so ist, dann wäre dies tragisch. Man sollte dennoch aber nicht vergessen, dass heutzutage viele Mainboards mehr können, als sie eigentlich können müssten. Sehr häufig lässt sich die DIMM-, AGP- und CPU-Spannung modifizieren. Auch der Takt des Frontside-Bus lässt sich erhöhen. Der i845PE Chipsatz läuft stabil auf 800 MHz, obwohl dieser laut Intel offiziell nur 533 MHz kann.
Wir werden uns im Laufe der kommenden Woche mit Intel und diversen Mainboard-Herstellern in Verbindung setzen, um die aktuellen Inkompatibilitäts-Gerüchte zu klären.