Btx: Als die Daten laufen lernten

Joachim Schäfer
9 Kommentare

Von zu Hause aus Bankgeschäfte erledigen, online shoppen gehen oder elektronische Post versenden. Was heute für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit ist, war vor 20 Jahren revolutionär. Btx, kurz für Bildschirmtext, hieß das Zauberwort, und wurde vor 20 Jahren eingeführt.

Im September 1983 starten der damalige Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling und Eric Danke, später Technik-Vorstand bei T-Online, den Btx-Dienst für ganz Deutschland. Basis für eine Vielzahl interessanter Service war der im Jahr zuvor geschlossene Rechnerverbund. Dabei wurden externe Rechner zum Beispiel von Quelle oder der Verbraucherbank an das Btx-Netz angeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt eine bahnbrechende Innovation.

Mit Hilfe von Tastatur und Dekoder konnten die Teilnehmer auf dem Fernsehbildschirm Informationen abrufen und über die Telefonleitung Daten austauschen. Viele Menschen nutzten den Bildschirmtext gleich von Beginn an. Bis 1986 verfügten rund 50.000 Teilnehmer über Btx, ein Jahr später hatte sich die Zahl bereits verdoppelt. Ende 1988 lag sie bei 150.000. Ab 1989 konnte der Dienst auch per Computer genutzt werden.

In den 90er-Jahren erhält Btx einen neuen Namen: "Datex J", wobei "J" für "Jedermann" stand. Der Name war Programm: 1994 feiert Btx seinen 500.000sten Teilnehmer. Nicht nur mehr Kunden nutzen den Service, er wurde auch immer komfortabler. Seit 1993 ist das gesamte Netz auf ISDN-Zugänge umgestellt, ein Jahr später wurden die ersten Fotos übertragen.

1995 schließlich ist die Geburtsstunde von T-Online. Der erfolgreiche Btx-Dienst der Deutschen Telekom wird zusammen mit einem neuen eMail-Dienst und einem Internet-Zugangsangebot zu der neuen Marke zusammengefasst. T-Online wächst schnell: Bereits ein halbes Jahr später, im Februar 1996, liegt die Kundenzahl bei einer Million. Btx wird weiter unter dem Namen T-Online Classic geführt. Doch die Ausrichtung des neuen Unternehmens geht klar in Richtung Internet: Btx verliert im Vergleich zu den größeren Möglichkeiten des neuen Mediums an Bedeutung. Mittlerweise surfen über 10,3 Mio. Kunden in Deutschland mit T-Online im Internet.

Zum 31. Dezember 2001 schließlich geht der Bildschirmtext in Ruhestand. Vergessen hat T-Online seine Wurzeln aber nicht: Mit der neuen, für das Fernsehen optimierten Variante des Breitbandangebots T-Online Vision kehren Inhalte und Service auf den Fernsehbildschirm zurück.