Sechs ATi Radeon 9800 Pro im Test: Kaufberatung in der Oberklasse
9/17128MB vs. 256MB
Seit jeher gibt es die Radeon 9800 Pro aus dem Hause ATi in zwei verschiedenen Ausführungen. Nicht zuletzt um gegenüber der GeForce FX 5900 Ultra mit 256MB Speicherausbau ein Gegenstück präsentieren zu können, entschloss sich ATi vor dem Launch des R350 den Chip Kompatibel zu DDR-II-Speicher zu machen. Dieser wird auf der Variante mit einem Speicherausbau von 256MB verbaut und bringt einige Vor- aber auch einige Nachteile mit sich.
In erster Linie wäre da der Preis zu nennen, denn DDR-II-Speicher hat nicht gerade den Ruf, günstig zu sein. So muss man für 128MB mehr Speicher gegenüber der Otto-Normal-Variante auch gut hundert Euro mehr zahlen. Als zweites Manko der Radeon 9800 Pro 256MB muss man die enorme Hitzeentwicklung nennen. Diese Eigenart des DDR-II-Speichers machte auch schon der GeForce FX 5800 Ultra gehörig zu schaffen und verhalf ihr bekanntlich nicht zu sonderlich großem Ruhm. Um dieser Temperatur Herr zu werden, verpasst ATi dem Referenzdesign der 256MB-Edition dann auch passive Kühlkörper aus Aluminium. Diese sind auch bitter nötig, denn während des Betriebes könnte man eben diese Bausteine kaum mehr anfassen.
Natürlich hat der größere Speicherausbau auch seine Vorteile; unter bestimmten Bedingungen. So muss die Grafikkarte wesentlich später beginnen, Texturen auszulagern und kann mehr im schnellen Zwischenspeicher direkt auf der Grafikkarte halten. Dies sollte der Karte vor allem in Datenintensiven Applikationen zu Gute kommen - jedoch auch erst in Auflösungen jenseits der 1600x1200 und dann auch nur mit aktiviertem Anti-Aliasing und anisotroper Filterung der jeweils höchsten Stufe. Ebenso gibt es bis jetzt wenige Spiele, dessen Texturen so groß sind, dass sie einen Speicherausbau von 256MB benötigen. Dazu jedoch später mehr.
Als Vorteil könnten sich ebenfalls 10 MHz mehr Speichertakt entpuppen; aber auch hier muss man etwas einschränken. So besitzt der DDR-II-Speicher schlechtere Latenzzeiten als der auf der kleineren Variante verbaute DDR-I-Speicher, der mit 337 MHz taktet. Unter realen Bedingungen könnte der vermeintliche Vorteil durch den erhöhten Speichertakt also schnell zu heißer Luft werden, die im Zuge des DDR-II-Standards schnell gen Himmel entweicht. Ebenfalls sagt man den Radeon 9800 Pro-Karten mit 256 MB Speicher eine gewisse Übertaktbarkeit nach, die aus einem Deal zwischen Samsung und ATi zurückzuführen sind. So sind die Speicherbausteine des Halbleiterherstellers Samsung offiziell bis 450 MHz (2,2 ns) zugelassen, also 100MHz mehr als die letztendliche Standardtaktung. Verwendet man jedoch diese Einstellungen, so sollte man den Speicherkühlern nicht näher als 5 cm kommen, denn aus "heiß" wird dann "brütend heiß" - so heiß, dass man ein Spiegelei auf den Kühlkörpern braten könnte. Leider konnten wir letztendlich auch nicht die vollen 100 MHz zusätzlich aus der Karte herausholen. Auf einen separaten Overclocking-Teil verzichteten wir, da man schnelle Hardware nicht noch schneller machen muss und die getesteten Grafikkarten auch schon bei normalen Taktraten sehr warm werden.
Anbei noch ein kleiner Vergleich zwischen einem Modell mit 128 MB und einem Modell mit 256 MB Speicher in Unreal Tournament 2003 in 1280x1024 mit aktiviertem Anti-Aliasing und anisotroper Filterung in der höchsten Stufe mit den jeweiligen Standard-Taktraten. Des Weiteren nahmen wir uns die jeweils aufwendigsten Tests aus den letzten beiden 3DMark-Benchmarks zur Brust und analysierten die Ergebnisse im Hinblick auf die verschiedene Performance.
Auch unsere weiteren Benchmarks im Anhang zeigen einige marginale Unterschiede zwischen den beiden Modellen. So kann die Variante mit 256 MB Texturspeicher vor allem unter Verwendung von Anti-Aliasing und anisotropen Filtern Vorteile erarbeiten. Auf einen weiteren Vorteil der größeren Variante stößt man, wenn man sich die Catalyst-Treiber einmal genauer anschaut. Denn hat man eine 128er Radeon 9800 Pro verbaut, kann man Anti-Aliasing maximal bis zu einer Auflösung von 1600x1200 Pixeln hinzuschalten, bei der 256er sind es 1920x1200 in Direct3D und 2048x1536 in OpenGL. Diese Werte differieren hingegen vom eingestellten Niveau des Anti-Aliasings und der anisotrpen Filterung.
Fazit: Betrachtet man die Benchmarkergebnisse lohnt sich die Mehrinvestition nicht wirklich, zumal es kaum Spieletitel gibt, die wirklich diese große Menge Texturspeicher überhaupt brauchen. Auch die größere Hitzeentwicklung spricht nicht gerade für die große Version. Wer unbedingt 256 MB auf seiner Grafikkarte haben möchte, der kann seit Kurzem eine Radeon 9800 XT erstehen. Auf diesen Karten wird noch DDRI-Speicher verbaut, der zwar mit höherer Spannung betrieben wird, dennoch aber weitaus weniger heiß wird. Zudem bieten diese Karten eine höhere Leistung aufgrund des R360 Chips und sind zu ähnlichen Preisen erhältlich. Aber auch die Radeon 9800 Pro mit 256 MB Speicher dürfte zumindest preislich gesehen in der Zukunft attraktiver werden, denn die Präsenz der Radeon 9800 XT dürfte für fallende Preise sorgen. Auch eine brandneue nVidia GeForce FX 5950 Ultra hat in unserem Test nicht beweisen können, dass sich die Investition von rund 500 Euro lohnt, denn wirklich viel Boden konnte auch diese Grafikkarte nicht gegenüber der Konkurrenz von ATi gutmachen.