K Desktop Environment 3.2 im Test: Neue und bewährte Features vorgestellt
9/12Ausblick
An dieser Stelle wollen wir einen Ausblick auf kommende Ereignisse wagen, auch wenn sie teilweise nicht direkt etwas mit KDE zu tun haben, denn beeinflussen können sie den zukünftigen UNIX-Desktop allesamt.
Separates KDE-PIM Release
Zu einem KDE Release gehören sehr viele und vor allem komplexe Anwendungen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo keine neuen Features mehr hinzugefügt, sondern nur noch Fehler behoben werden dürfen, damit es nicht unnötig viele Probleme mit der neuen Version gibt. Das KDE-PIM Paket hätte jedoch noch etwas mehr Zeit gebraucht, um alle neuen Features vollständig umzusetzen. Aus diesem Grund wird aller Voraussicht nach im Mai ein separates KDE-PIM Release geben, mit welchem dann einige interessante Features nachgereicht werden sollen, darunter die Folgenden:
- KMail: HTML-Mail Verfassen, Clientseitige IMAP-Filter, Spam-Filter Einrichtungs-Assistent, Volltext-Suchindex
- KPilot Integration in Kontact (Synchronisation zwischen Palm- und KDE-Kalender sowie Adressbuch)
- KitchenSync (Kalender- und Adressbuch-Synchronisation zwischen mehreren PCs)
- Kolab (Groupware Software, d.h. E-Mails, Kalender etc. werden zentral auf einem Server für mehrere Clients verfügbar gemacht)
Die Möglichkeit, HTML E-Mails in KMail zu erstellen, ist das meistgeforderte Feature überhaupt momentan. Dass es bisher nicht umgesetzt wurde, liegt wohl in erster Linie daran, dass viele Entwickler der Meinung sind, dass Text-Mails vollkommen ausreichend sind und man bekannterweise bevorzugt Features implementiert, welche man selber benutzen möchte oder in denen man zumindest einen Sinn sieht. Die Implementierung wird so aussehen, dass neben der HTML-Version auch eine Klartext-Variante der Nachricht in der E-Mail gesendet wird, sodass sich eigentlich niemand beschweren kann.
Neuer Papierkorb
Ein Thema, dem vor kurzem auf einer der KDE Mailinglisten Beachtung geschenkt würde, ist der Papierkorb, der in der deutschen Übersetzung von KDE schlicht als Mülleimer abgestempelt wurde. Denn momentan hat der gemeine KDE Mülleimer eine eklatante Schwäche. Er kann nämlich nicht zwei Dateien mit dem gleichen Namen beherbergen, da er einfach ein normaler Ordner wie jeder andere auch ist. Auf der Mailingliste hat ein Entwickler angekündigt, eine Anwendung mit Grundfunktionalitäten für einen "echten" Papierkorb programmieren zu wollen. Diese soll aller Voraussicht nach auch von Gnome verwendet werden, sodass man desktopübergreifende einheitliche Papierkorb-Funktionen erwarten darf, was einen weiterer Schritt der Zusammenarbeit zwischen KDE und Gnome markieren würde. Momentan ist jedoch noch nicht abzusehen, ob diese Neuerung wie geplant im nächsten KDE-Release umgesetzt werden kann.
Fuse KIO
Was hat man sich unter diesem obskuren Namen schon wieder vorzustellen? Wer den Abschnitt Dateiverwaltung gelesen hat, wird wissen, was ein KIO-Slave ist. Nochmal zur Erinnerung, es sind sozusagen Subroutinen, die es allen KDE-Anwendungen ermöglichen, auf sämtliche Dateien zuzugreifen, egal ob diese lokal auf der Festplatte, per HTTP, FTP, SSH oder sonstwie erreichbar sind. Soweit die Theorie, in der Praxis wird man jedoch desöfteren mit Anwendungen konfrontiert sein, die nicht auf den KDE-Bibliotheken basieren, wie zum Beispiel StarOffice, Mozilla oder The Gimp, um drei prominente Vertreter dieser Zunft zu nennen. Ein Fuse KIO-Slave ist, was das ausgeschriebene Prefix "Filesystem in Userspace" bereits andeutet, ein Hintergrund-Daemon, der den Zugriff auf KIO-Slaves unter anderem aus den soeben genannten Anwendungen heraus ermöglicht und entgegen allen anderen Dateisystemen nicht direkt direkt im Kernel integriert ist. So kann man beispielsweise das Verzeichnis /home/[username]/myftp/ auf einen FTP-Server verweisen lassen, ohnedass die darauf zugreifenden Anwendungen bzw Prozesse dies mitbekommen oder gar an KIO-Slaves angepasst werden müssten. Die Einbindung nicht-lokaler Verzeichnisse funktioniert bereits, da die Implementierung jedoch erst innerhalb der letzten Wochen aufgetaucht ist, bestand keine Chance mehr, sie in KDE 3.2 aufzunehmen. Wer sich über die genaue Vorgehensweise zur Einrichtung und fortgeschrittene Möglichkeiten informieren möchte, sollten sich diese Website zu Gemüte führen.