P4 EE bereits ab Juli mit 64 Bit?
Nachdem man vor einigen Tagen offiziell bestätigte, dass der Prescott und der Nocona eine 64-Bit-Erweiterung im Kern ("Die") tragen, drehen sich die neuesten Gerüchte rund um Intels Pentium 4 in der Extreme Edition. Dieser soll angeblich schon ab Juli in einer neuen Variante mit 64-Bit-Support zu haben sein.
Wir wollen versuchen zu klären, was genau hinter diesem Gerücht steckt und wie Intel eine solche CPU herstellen könnte. So ist Intel mit der Einführung der ersten Extreme Edition vor einigen Monaten den gleichen Weg gegangen, wie der Erzkonkurrent AMD. Um sich gegenüber Mitbewerbern durchzusetzen, nahm man einfach eine eigentlich für Serversysteme konzipierte CPU (Xeon und Opteron), beraubte sie ihrer Dual- oder Multi-Prozessor-Fähigkeit und verkaufte sie unter anderem Namen für Desktopsysteme. Zugegeben, sonderlich erfolgreich waren beide Prozessoren nicht gerade, glänzen sie trotz ihrer exorbitant guten Leistung doch nicht gerade durch eine günstige Preisgestaltung.
Dennoch möchten sowohl AMD als auch Intel ihre High-End-CPUs auch im Jahre 2004 noch verkaufen. Advanced Micro Devices wird zu diesem Zweck in Kürze den Athlon 64 FX-53 vorstellen, der mit 2,4 GHz Taktfrequenz vorerst wohl die Geschwindigkeitskrone für sich beanspruchen wird. Doch was macht Intel? Hier sind die Planungen nicht so einfach zu erklären, wie beim Konkurrenten AMD, deren FX-Prozessoren letztendlich nichts anderes als leicht kastrierte Opterons sind. Intel nutzte bis jetzt für den Pentium 4 Extreme Edition den Gallatin-Core, der sonst nur in Xeons mit Multi-Prozessor-Support zum Einsatz kommt und über einen 2 MB großen Level-3-Cache verfügt. Das Marketing des Chipriesen nannte diesen Kern allerdings Northwood 2M, wohl um seine Herkunft aus dem Serversegment etwas zu kaschieren. Und so wären wir wieder bei unserer ursprünglichen Frage angelangt: Wie realisiert Intel im Jahre 2004 eine Extreme Edition? Diese Frage ist bei weitem nicht sehr einfach zu beantworten, schließlich läuft der noch in 130 nm breiten Strukturen gefertigte Gallatin in Kürze aus, so dass zumindest dieser als Grundlage nicht mehr in Frage kommt.
Eine weitere Option für die Extreme Edition wäre der Nocona-Core, der auf dem Intel Developer Forum vorgestellt worden ist. Würde man diesen Prozessor als Grundlage nutzen, hätte dies die Konsequenz, dass der kommende Pentium in der Extreme Edition wohl Intels erste Desktop-CPU wäre, die 64 Bit-Rechenbefehle und einen entsprechenden Speicheradressraum unterstützt. Intels Pläne für die neuen Xeon-Prozessoren lassen keinen anderen Schluss zu. Doch würde man den Nocona auch für die Extreme Edition nutzen, hätte man ein nicht zu verachtendes Problem: Dieser Prozessor ist letztendlich nichts anderes als ein Prescott mit Dual-CPU-Support. Diesem Core fehlt so als jeglicher Level-3-Cache, ein Feature, das bis jetzt den Gallatin - respektive also auch den Northwood 2M - auszeichnete. Wäre der Nocona also auch die zukünftige Extreme Edition, würde dieser das "EE" im Namen nur durch die Unterstützung von 64 Bit rechtfertigen. Ob dies jedoch den gehörigen Mehrpreis legitimiert, steht auf einem anderen Blatt. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Intel weitere Xeon-Prozessoren auf Basis des Noconas auch mit Level-3-Cache plant. Von diesen ist zwar auf aktuellen Roadmaps noch nicht viel zu sehen, denkbar wäre es jedoch durchaus, hat Intel auf dem IDF doch eine ähnliche CPU angekündigt, weitere Daten über diese bis jetzt jedoch verschwiegen.
Eine weitere Option wäre der Potomac, der irgendwann im dritten Quartal dieses Jahres sein Debut feiern und ebenfalls schon in 90 nm breiten Strukturen gefertigt werden wird. Dieser wurde von Intel eigentlich für den Einsatz in Systemen mit bis zu vier Prozessoren konzipiert und verfügt zusätzlich über einen vier MB großen Level-3-Cache. Zuviel für einen Pentium in der Extreme Edition? Während man den Quad-CPU-Support relativ einfach deaktivieren könnte, würde der Cache die Produktionskosten weit in die Höhe treiben. Eine Möglichkeit gäbe es diesbezüglich aber noch: Intel könnte sich entschlossen haben, Potomacs mit partiell defektem Level-3-Cache umzulabeln und diese als neue Extreme Edition zu verkaufen. Intel hätte so eine Möglichkeit, den bei jeder Produktion anfallenden Verschnitt doch noch unters Volk bringen zu können - so sind auch die Intel Celeron Prozessoren entstanden.
Spekulationen hin oder her - was die neue Extreme Edition können wird, werden wir wohl erst begutachten können, wenn diese CPU zu einem bis jetzt noch nicht weiter determinierten Zeitpunkt mit 3,6 GHz Taktfrequenz auf den Markt kommen wird. Bis dahin heißt es also noch "Abwarten und Tee trinken", denn bis jetzt hat Intel diesbezüglich noch keinerlei Informationen freigegeben.