Größtes Umweltproblem: Computer
Eine vorgestern publizierte UN-Studie geht davon aus, dass das größte Umweltproblem schon bald der Computer sein wird. So sind Computer in der Herstellung schädlicher als Automobile und geht mit den Ressourcen bei seiner Herstellung verschwenderischer um, als die meisten anderen Erzeugnisse.
Dazu veröffentlichten die UN auch gleich ein passendes Beispiel: Ein handeslüblicher PC mit Monitor, der 24 kg wiegt, benötigt in der Herstellung mindestens das Zehnfache seines eigenen Gewichtes, also 240 kg, an fossilen Brennstoffen und rund 22 Kilogramm Chemikalien, zu denen sich 1.500 Liter Wasser gesellen. Somit kommt man insgesamt auf etwa 1,8 Tonnen, mehr als so manches Automobil auf die Waage bringt. Und verbraucht ein Computer noch das Zehnfache an fossilen Ressourcen, benötigt ein Auto lediglich das Doppelte seines Eigengewichtes in der Herstellung.
Die Autoren der Studie wollen mit der immer größeren Verbreitung des Computers auch auf die Gefahren und Nachteile dieser komfortablen Technik hinweisen. Auch die negativen Auswirkungen des PC-Booms dürften nicht verdeckt werden, so Eric Williams, einer der Autoren der Studie. Die Autoren fordern größere Bemühungen seitens der Regierungen, damit Computer nicht nach kurzen Lebenszeiten bereits wieder auf den Müll wandern, da ein neues Modell erschienen ist. Bei einem Absatz von jährlich 130 Millionen Computern auf der Welt, sind Gesetze zum Recycling unausweichlich und in vielen europäischen Ländern auch bereits eingeführt. Die USA haben eine derartige Verordnung bisher jedoch nicht verabschiedet, obwohl sie der größte Hersteller, Abnehmer und Müllproduzent der Computertechnik sind.
Mit der Veröffentlichung eines „Arbeitspapiers“ hat das Bundesumweltministerium (BMU) den ersten konkreten Schritt zur nationalen Umsetzung der EU-Richtlinie zur Entsorgung gebrauchter Elektro- und Elektronikgeräte gemacht. Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e. V. und der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) befürworten die darin vorgesehene eigenständige Rolle der Kommunen bei der Sammlung der Altgeräte.
Die Industrie ist bereits Mitte 2003 mit der Gründung der Projektgesellschaft „Elektro-Altgeräte Register – EAR“ in Vorleistung zur nationalen Umsetzung der europäischen Richtlinie gegangen. Die Gesellschaft wird die vom BMU geforderte „Gemeinsame Stelle“ aufbauen. Diese wird für Registrierung und Koordination aller Hersteller und Importeure verantwortlich sein. Weit mehr als 100 namhafte Unternehmen tragen dieses Projekt.
Nach wie vor sieht die Industrie keine Rechtsgrundlage für die vorgesehene Haftung der Unternehmen für Altgeräte, die zum Teil bereits vor zehn oder 20 Jahren verkauft wurden. Allerdings ist es in der Praxis kaum möglich, bei der Sammlung zu erkennen, ob ein Gerät vor oder nach Inkrafttreten des Gesetzes verkauft wurde. Die Industrie befürwortet deshalb den pragmatischen Vorschlag des BMU, die finanzielle Verantwortung für die Altgeräte-Sammlung aus privaten Haushalten bei den Kommunen zu belassen, während die Hersteller für alle weitere Schritte wie Logistik, Sortierung, Demontage und Recycling verantwortlich sind. „Mit der eigenständigen Erfassung durch die Kommunen ist das Fundament gelegt, auf dem die Industrie innovative Rücknahme- und Verwertungskonzepte aufbauen kann. Auf der Basis der von den Kommunen organisierten und finanzierten Sammlung können auch die vor Inkrafttreten der deutschen Verordnung in Verkehr gebrachten Geräte („historische Altgeräte“) und Geräte von Herstellern, die schon vom Markt verschwunden sind entsorgt werden“ sagte der Vorsitzende des gemeinsamen ZVEI/BITKOM-Vorstandskreises „Elektro- und Elektronik-Altgeräte“ Edward G. Krubasik.
Damit ein solch umfassendes Projekt überhaupt vernünftig umgesetzt werden kann, ist von großer Bedeutung, dass eine einzige zentrale Stelle in Deutschland die Aufgaben koordiniert. Das aufzubauende und von der Industrie zu finanzierende Elektro-Altgeräte-Register wird mit Hoheitsbefugnissen der öffentlichen Hand ausgestattet, um eine effiziente Prozessgestaltung für alle Beteiligten – Politik, Kommunen, Privatkunden und Hersteller –zu garantieren. Dieses innovative Modell einer „public-private-partnership“ wird die Vollzugsbehörden der Länder entlasten. Die Verbände erwarten für dieses Projekt von den Bundesländern allerdings ein eindeutiges Signal, dass sie dieses neuartige Konzept unterstützen. Auch wenn die Bundesländer die Hoheit über Abfallfragen besitzen, dürfe es keine Zersplitterung in 16 Register geben, so die Verbände.
Hintergrundinformationen:
- Das Altgeräte-Register beschränkt sich auf Registrierung, Mengenerfassung, Abholkoordination, Nachweisführung und Teilnahmebeobachtung
- Operative Aufgaben von Altgeräterücknahme und -entsorgung werden vom Register nicht übernommen
- Ziel ist ein effizienter Wettbewerb von Logistik- und Entsorgungsunternehmen, um Kosten für Hersteller und Verbraucher möglichst gering zu halten
- Motto ist: „So viel individuelle Elemente wie möglich – so wenig gemeinsame Elemente wie nötig“
- Die nationale Elektro- und Elektronik-Altgeräte-Verordnung regelt ab 2005 die Entsorgung von rund 1,1 Millionen Tonnen gebrauchter Geräte wie Waschmaschinen, Kühlschränken, Fernsehern, Computern oder Handys
- Die Kosten der künftigen Rücknahmesysteme betragen allein für die Industrie voraussichtlich zwischen 350 und 500 Millionen Euro jährlich