ATi präsentiert PCI Express-Grafikkarten: Gehört PCI Express die Zukunft?

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Christoph Becker
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Kommentar

Während die X800-Serie dem entspricht, was vor einigen Tagen auch schon für AGP 8x vorgestellt wurde, gibt es bei der X600-Serie zumindest ein paar Neuigkeiten. Zwar entsprechen beide Karten in etwa dem, was bisher Radeon 9600 Pro und XT lieferten, dennoch vollzog man zumindest bei der X600 XT die längst überfällige Erhöhung des Speichertaktes. Statt 300 MHz bei der Radeon 9600 XT kommt nun DDR1-Speicher mit 370 MHz zum Einsatz. Dank dem hohen Chiptakt von 500 MHz dürfte diese Grafikkarte sicher für Spieler mit einem kleinen Geldbeutel durchaus interessant sein.

Die Radeon X300 löst derweil die Radeon 9200 im Lowcost-Segment ab und bringt im Hause ATi erstmals die Unterstützung von DirectX 9 auch im niedrigsten Preisbereich. Wie man dies erreicht ist allerdings durchaus umstritten. Während die X300 eigentlich nichts Anderes ist, als eine niedriger getaktete X600, ist die X300 SE wohl kaum zu empfehlen. Vor allem das nur 64 Bit breite Speicherinterface stößt uns dabei sauer auf und sollte zusätzlich dafür sorgen, dass kaum ein aktuelles Spiel flüssig zu spielen ist.

ATi Radeon X300-Serie
ATi Radeon X300-Serie
ATi Radeon X600-Serie
ATi Radeon X600-Serie
ATi Radeon X800-Serie
ATi Radeon X800-Serie

PCI Express gehört die Zukunft?

Der Hype zum Trotze, ist PCI Express zumindest zur Zeit noch recht kritisch zu betrachten. Zwar ermöglicht diese neue Technologie bidirektionale Übertragungsraten zwischen Northbridge und Grafikkarten mit brutto bis zu vier Gigabyte pro Sekunde, allerdings existiert noch keine Anwendung, die diese enorme Datenmenge wirklich ausnutzt und somit von PCI Express profitieren könnte. Vor allem passionierte Spieler sind wohl noch eine lange Zeit mit einer Grafikkarte mit AGP-8x-Interface sehr gut bedient. PCI Express wird im Jahre 2004 vermutlich ausschließlich im Highend zu finden sein. Dies zeigt auch, dass ATi in der X800-Serie nur die schnelle X800 XT „Platinum Edition“ veröffentlichen wird und auf eine Adaption der normalen XT (500 MHz Chip und 500 MHz Speicher) verzichtet. Wer trotzdem umsteigen möchte, findet bei ATi und auch nVidia zwar die passende Karte für jeden Geldbeutel, ob der Rest des Systems auch zum jeweils avisierten Preispunkt zu bekommen sein wird, steht jedoch in Frage.

Der wirkliche Vorteil von PCI Express liegt derweil auch vielmehr in der bidirektionalen Natur des Interfaces. So beträgt auch die Übertragungsrate von der Grafikkarte zur CPU nunmehr vier Gigabyte pro Sekunde, was nahezu dem fünfzehnfachen von AGP 8x entspricht. Aber auch hier ist viel Hype mit im Spiel, existiert doch im Moment kaum eine Anwendung, die Daten aus dem Grafikspeicher ausliest und somit profitieren könnte. Auch in Zukunft ist mit solchen so schnell noch nicht zu rechnen, da ATi, nVidia und Co. in den letzten Jahren den Spieleentwicklern vermittelt haben, dass man dies doch bitte lassen sollte, da das Businterface einem solchen Unternehmen im Weg stehen würde. Wie schon von anderen Features bekannt, wird dann wohl auch der professionelle CAD/CAM/CAE-, Simulations- und Rendering-Bereich diese Möglichkeit unterstützen. Später - sprich in einigen Jahren, wenn sich PCI Express vollkommen durchgesetzt hat - wäre es aber auch möglich, Videos etc. in der Grafikkarte zu encoden, da dies dank tatkräftiger Unterstützung der leistungsfähigen Shadereinheiten oft schneller gelingt, als rein in den Hauptprozessoren.

ATi versicherte uns gegenüber bei einem Pressebriefing jedoch, dass man auch in Zukunft noch AGP-Karten anbieten wird. Dies wird man zumindest so lange noch tun, bis der Markt für dieses Bus-System vollkommen verschwunden ist. Wie lange so etwas dauern kann, sehen wir zur Zeit an „PCI“, für das man auch noch im Jahre 2004 diverse Grafikkarten kaufen kann. Neue Chips werden wohl in Zukunft aber nur noch mit nativer Unterstützung für PCI Express gefertigt werden, so ATi. Solange für diese noch Bedarf an AGP-Karten bestehen, hat auch ATi einen Brücken-Chip designt, der die neuen Chips a lá R500 auf einem AGP8x-Mainboard lauffähig macht.

Einen ähnlichen Weg geht auch nVidia, jedoch mit einem kleinen Unterschied, denn während ATi die bisher erhältliche Chippalette mit einem nativen Interface ausstattete (neues Tape-Out inklusive), wird nVidia die „alten“ Chips über einen solchen Brücken-Chip fit für PCI Express machen. Um dies zu erreichen übertaktet man quasi das AGP-Interface auf der Grafikkarte zwischen GPU und Bridge-Chip auf 16x und erreicht somit in eine Richtung die Geschwindigkeit, die auch PCI Express x16 bietet. Ab dem NV45 bietet aber auch nVidia ein natives PCI-Express Interface, das per Bridge-Chip notfalls auf AGP 8x umgepolt werden kann. Rein objektiv betrachtet bergen beide Lösungen jedoch einige Risiken in sich. So muss nVidia mit Mehrkosten durch den Bridge-Chip rechnen (Fixkosten des Tape-Outs, Produktionskosten etc.) und hat zusätzlich eine Fehlerquelle mehr auf dem PCB. ATi hingegen hat Mehrkosten durch die verschiedenen Tape-Outs der neuen Chips RV370, RV380 und R423 und muss zudem noch weiterhin zwei verschiedene Chips produzieren (RV360 und RV370/RV380 R420 und R423) - sowie ebenfalls ihre Mehrkosten durch den Bridge-Chip und die potentielle Fehlerquelle auf dem PCB bei späteren AGP-Karten.

PCI Express
PCI Express

Zur kleinen Zusammenfassung: PCI Express mag die Zukunft gehören, das Jahr 2004 aber wohl noch nicht.

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