Intels Zukunfts-Plattform im Test: Sockel 775, PCI Express und DDR2
13/13Fazit
Was gibt es zu Intels neuer Plattform zu sagen? Jenachdem, wen man fragt, wird man vollkommen verschiedene Antworten erhalten. Intel selbst ist verständlicherweise stolz auf die eigene, neue Plattform, gibt Unlänglichkeiten wie den hohen Stromverbrauch jedoch relativ offen zu. Die Händler und Mainboard-Hersteller hört man ob des anfälligen Sockels in Erwartung einer RMA-Welle leise wimmern und der Rest befindet sich noch in der Beschnupper-Phase.
Nach anfänglichen Problemen und einer - zugegen - großen Abneigung gegenüber vielen Neuerungen, sind wir Intels neuester Errungenschaft inzwischen näher gekommen. PCI Express ist ein großartiger Nachfolger des betagten PCI. Die neuen Steckplätze sind kompakter und bieten eine deutlich höhere Leistung. Leider wird es zu Beginn - bis auf Grafikkarten, die bei ATi und nVidia vom Start weg erhältlich sein werden - wohl nur sehr wenige Lösungen für diesen Standard geben. In Sachen Grafikkarte warten wohl schon ATi Radeon X600 Pro und XT, X300 und SE sowie nVidias GeForce PCX 5750 und PCS 5900 nur darauf, verkauft zu werden. ATis X800 XT und Platinum sollen später folgen. Was High-End-Grafiklösungen des Schlages GeForce 6800 aus dem Hause nVidia betrifft, so hört man derzeit verschiedenste Gerüchte. Von offizieller Seite steht einer Verfügbarkeit im Juli zwar nichts im Wege. Es wird jedoch schon gemunkelt, dass sich die uns für diesen Test bereits zur Verfügung stehende Karte noch bis August verzögert. Das ist natürlich besonders bitter, sind es im Normalfall doch Enthusiasten die einen Plattform-Wechsel gar nicht erwarten können. Wenigstens sind High-End-Lösungen von ATi in greifbarer Nähe.
In Sachen DDR2 müssen wir uns zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas enttäuscht geben. Der Leistungszuwachs ist beinahe gleich null. Endgültige Ladenpreise konnten uns weder Kingston noch Twinmos nennen - TwinMOS schätzt die Preise für 533 MHz-Module mit 512 MB Kapazität auf 235 US-Dollar, für 1 GB sind gar 460 US-Dollar fällig . Beide haben jedoch, wie die meisten Speichersteller, DDR2 Module mit bis zu 533 MHz Takt im Handel. Doch der neue Speicherstandard ist noch ein ganzes Stück vom Massenmarkt entfernt. TakeMS, die Eigenmarke von MemorySolution, wird beispielsweise erst im vierten Quartal dieses Jahres mit eigenen DDR2-Modulen auftrumpfen. In der Zwischenzeit wird man auf Module von Infineon setzen. Diese sollen bereits im Juli verfügbar sein. Ganz anders sieht dies bei Corsair aus. Seit nunmehr fast zwei Monaten stehen uns entsprechende Module aus diesem Hause zur Verfügung. Bei DDR2-533 kam jedoch auch der für seine Highend-Module bekannte Hersteller nicht über mittlere Timings von 4-4-4-12 hinaus. Nur mit um 0,05 Volt erhöhter Speicherspannung ließen sich diese auch mit den derzeit schnellsten DDR2-533-Timings (3-3-3-12) betreiben. Ein Betrieb mit dem als Option selbst bei Intels eigenen Boards vorhandenem Takt von 667 MHz war leider nicht möglich. Grundsätzlich werden DDR2-Riegel mit einem großen Aufpreis starten, den erst steigende Verkaufszahlen drücken können. Wer beim Wechsel von einer sehr guten i875P-Plattform (wie dem von uns genutzten Asus P4C800-E Deluxe) keine Leistungseinbußen riskieren möchte, sollte auf jeden Fall zu DDR2-533 Module greifen, bei denen die Timings 4-4-4-12 oder besser garantiert werden. Eine Liste erfolgreich validierter Module hält Intel bereit.
Auch über den neuen Sockel kann man geteilter Meinung sein. War ein neuer denn wirklich nötig? Befragt man Intel, so ist die Frage natürlich zu bejahen. Das neue Modell mit 775 Pins soll für eine bessere Stromversorgung und sauberere Signale sorgen. Schön und gut, doch leider fehlt die Anfälligkeit negativ ins Gewicht. Zwar kann man bei den neuen Prozessoren fast nichts mehr kaputt machen - Pins die man verbiegen könnte, gibt es ja nicht - dafür sind die feinen Federn des Land Grid Array 775 umso empfindlicher. Küssen - ähm - Anfassen verboten! Auch die Rückseite des Prozessors sollte nicht unnötigen Hautkontakt haben, da der Schweiß den Gold-Kontakten nicht gerade Gutes tut. Alles in allem gibt es jedoch absolut keine Probleme, so lange man den Prozessor nicht unachtsam in den Sockel kantet, oder man mit seinen Fingern da ist, wo sie ohnehin nichts zu suchen haben. Während unserer Testphase wurde der Prozessor ca. zehn Mal gewechselt; Ermüdungserscheinungen konnten dabei auf den ersten Blick nicht festgestellt werden.
Zu den neuen Sockel 775-Prozessoren kann man nur so viel sagen: Man wird wohl mit ihnen leben müssen. Denn den guten, alten Northwood-Kern wird es für Sockel 775 nicht geben. So haben die Prescott Sockel 775-CPUs mit einem hohen Stromverbrauch, einer hohen thermischen Verlustleistung und einer geringen Performance zu kämpfen. Ein gleichgetakteter Northwood im Sockel 478 mit i875P und DDR400 nimmt dem Prescott auf dem i925X mit DDR2-533 fast fünf Prozent ab. Aus Performance-Gründen macht ein Wechsel - zumindest beim jetzigen Prozessorportfolio - nicht unbedingt Sinn.
Zugpferd der neuen Plattform sind zweifelsohne die Features des Chipsatzes. High Definition Audio, Matrix Storage Technology, PCI Express und Wireless Connect Technology sind Funktionen, auf die wir sehnlichst gewartet haben. Die neuen Mainboards sind von oben bis unten mit Neuerungen voll gepackt und lassen selbst Enthusiasten-Herzen höher schlagen. Als Beispiel sei an dieser Stelle - stellvertretend für verschiedene Mainboards der neuesten Generation - das Asus P5GD2 Platinum genannt: Wireless LAN (Onboard), Dual Gigabit LAN, Firewire 1394 a und b, Triple RAID mit Anschluss für insgesamt 12 Geräte und 8-Kanal-Audio mit Dolby Digital Live.
Die neue Plattform will derzeit weniger aufgrund der gebotenen Performance gekauft werden. Vielmehr sind es die Features, die einem nicht an 925X, 915P oder 915G vorbei kommen lassen sollen. Die Performance-Vorteile vom 925X gegenüber dem 915P/G sind derzeit noch nicht ausgeprägt; eine Investition in 915P oder G - wenn man mit der gar nicht so schlechten Onboard-Grafiklösung GMX 900 zufrieden ist - kann also durchaus in die engere Wahl genommen werden. Leider bremsen die zu Beginn noch sehr hohen Kosten den Kaufspaß. Für eine Investition in Prozessor, Mainboard, Grafikkarte und Speicher muss man schon einiges auf der hohen Kante zu liegen haben. Da die neuen Chipsätze nur noch einen PATA-Channel bieten - was aus heutiger Sicher mehr als Sinn macht, erscheinen bald auch Laufwerke mit schnellerem SATA-Interface - muss mitunter noch der Kauf einer neuen Festplatte in Betracht gezogen werden. Suma sumarum wird es also richtig teuer.
Wer ohnehin ein sehr altes System besitzt, bei dem so ziemlich alles ausgetauscht werden müssten, um auf den aktuellen Stand der Technik zu kommen, der sollte sich Intels neue Plattform besonders genau in Augenschein nehmen. Wer eher spielt und ein Fan des Athlon 64 ist, der sollte eher noch etwas warten. Auch hier sind Lösungen mit PCI Express und High Definition Audio in der Mache. Nur DDR2 wird es hier nicht so schnell geben - eigentlich kein großer Verlust. Wer unbedingt einen Prozessor von Intel mit AMDs 64 Bit-Erweiterung haben möchte, der sollte sich noch bis August gedulden. Bis dahin sind auch die Preise gefallen und das Angebot an Speicher, Grafikkarten und Mainboards ist größer.
Abschließend noch ein Wort zu den Prozessorpreisen. Im Einzelhandel sind die neuen noch nicht gelistet, daher müssen wir uns mit Intels Großhandelspreisen zufrieden geben: Pentium 560 (3,6 GHz) 637 US-Dollar, 550 (3,4 GHz) 417 US-Dollar, 540 (3,2 GHz) 278 US-Dollar, 530 (3,0) 218 US-Dollar und 520 (2,8 GHz) 178 US-Dollar. Der Pentium 4 Extreme Edition 3,4 GHz für den Sockel 775 schlägt mit 999 US-Dollar bei der Abnahme von 1000 Stück zu Buche. Preissenkungen bei den alten Sockel 478 Prozessoren hat es im Rahmen dieser Produktvorstellung nicht gegeben.
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