Intels Zukunfts-Plattform im Test: Sockel 775, PCI Express und DDR2
6/13Neue Verlustleistung
Das Interesse an unserem „Energieverbrauch aktueller Prozessoren“ und der Kolumne „Übertakten und die Stromrechnung“ hat uns gezeigt, dass in Deutschland ganz klar ein Gewissen für die Umwelt oder zumindest für den eigenen Geldbeutel vorhanden ist. Unter all den wunderschönen Features der neuen Plattform hat der abermals gestiegene Stromverbrauch des Prozessors wohl die größte Rüge verdient. Bewegten sich schon die Pentium 4 3,2E und 3,4E GHz mit einer (thermischen) Verlustleistung von 103 Watt an den Grenzen des Vertretbaren, setzt Intel nun noch einmal 15 Watt drauf. Mit einer Steigerung von mehr als 10 Prozent konnte Intel das selbst gesteckte Ziel, die Verlustleistung nicht mehr erheblich steigen zu lassen, leider nicht einhalten.
Doch auch hier gibt es einen Lichtblick. Auf der Sockel 775-Plattform hat der Prozessorhersteller aus dem sonnigen Kalifornien die Prozessoren in zwei Verlustleistungsgruppen eingeteilt. In der „Stromsparer-Gruppe“ nach „Platform Compatibility Guide 04A“ (PCG 04A), bei der die Leistungsaufnahme typischerweise nicht mehr als 84 Watt beträgt, der maximale Strom 78 A nicht überschreitet und die maximale Prozessortemperatur (Tcase) bei 67,7 °C liegt, sind Pentium 4 520 (2,8 GHz), 530 (3,0 GHz) und 540 (3,20 GHz) Mitglied. Gerade beim letzten Mitglied ist dies erfreulich. Verbraucht der Verwandte des Sockel 478 typischerweise doch noch 103 Watt. Hier scheint durch das neue Stepping (D-0) des „Prescott“ eine Senkung der Verlustleistung möglich geworden zu sein. Auch die Modelle mit 2,8 und 3,0 GHz verbrauchen damit weniger als ihre Freunde vom Sockel 478.
Die derzeit schnellsten Sockel 775-Prozessoren Pentium 4 550 (3,40 GHz), 560 (3,60 GHz) und Pentium 4 Extreme Edition 3,4 GHz sind aktuell nur für Mainboards nach PCG 04B (entspricht VRM 10.1) geeignet. Ihre maximale Leistungsaufnahme liegt bei 115 Watt, der Strom kann bis zu 119 A betragen. In Sachen Temperatur kann es mit 72,8 °C auch etwas heißer zugehen. Alle in der zweiten Gruppe aufgeführten Prozessoren sollen früher oder später (die Extreme Edition sei an dieser Stelle ausgenommen) auch mit technischen Eckdaten für den PCG 04A erscheinen.
Leider können Messungen den geringeren Verbrauch des Pentium 4 540 im Vergleich zu dem Sockel 478 Kollegen nicht bestätigen. Aufgrund der großen Unterschiede in den verwendeten Plattformen ist ein direkter Vergleich jedoch nur eingeschränkt möglich.
Beim betrachten dieser Messergebnisse (gemessen mit Voltcraft Energy Check 3000) wird recht schnell klar, dass auch das neue Prescott-Stepping D-0 diesen nicht zum Stromsparwunder aufsteigen läßt. Auch der sparsame DDR2 vermag hier nicht den gewünschten Erfolg zu bringen. Vielleicht ist es die Grafikkarte, die dank neuem Stromstecker und neuem Interface etwas stärker zulangt. Auch North- und Southbridge der neuen Intel-Lösungen sind abermals komplexer geworden und könnten dementsprechend nach „mehr“ verlangen. Sparsam zeigt sich letztendlich nur der Pentium 4 Extreme Edition, der noch im 130-nm-Prozess gefertigt wird. Die komplette Prescott-Familie wird nicht nur besonders warm, sondern verschlingt auch viel Energie. Schade, dass es keine Sockel 775 mit Northwood-Kern geben wird.
An dieser Stelle sei noch ein kurzer Blick voraus gestattet: Gerüchten zufolge soll noch in diesem Jahr der Pentium 4 die 4-GHz-Marke erreichen. Auch dieser Prozessor soll noch in die Grenzen von PCG 04B gequetscht werden. Allerdings hält Intel - außer der eigenen Zielsetzung - nichts davon ab, kurzer Hand einen „Platform Compatibility Guide 04C“ zu schaffen.