Leben ohne Internet für viele unerträglich
Regelmäßige Internet-User können sich ein Leben ohne das World Wide Web kaum noch vorstellen. Die „Internet Deprivation Study“ des US-Marktforschers Ipsos-Insight im Auftrag von Yahoo und der Werbeagentur OMD hat die Veränderungen, die das Internet in nur zehn Jahren im Alltag der US-Amerikaner bewirkt hat, dokumentiert.
Die Mitglieder von 1.000 US-Haushalten mussten zwei Wochen lang offline bleiben. Dabei hat sich herausgestellt, dass alltägliche Tätigkeiten ohne Internet leicht zur kleinen Krise ausarten können.
„Diese Studie zeigt die unzähligen Arten der unwiderruflichen Veränderungen des Alltages von Konsumenten auf, die das Internet in nur zehn Jahren bewirkt hat“, meint Wenda Harris Millard von Yahoo zum Ergebnis der Studie. Alleine die Suche nach Studienteilnehmern sei schon schwierig gewesen, weil sich regelmäßige User nur ungern 14 Tage aus dem Web verabschieden. Die Ergebnisse zeigen Auswirkungen in drei Kernbereichen: Das Internet vermittelt offenbar Sicherheit und Komfort. Zweitens ist es heute ein wichtiges Instrument, um soziale Beziehungen zu pflegen (Social Networking). Drittens ist es am Arbeitsplatz nicht mehr wegzudenken.
Privat vermittelt das Internet den Usern offenbar ein Gefühl der Sicherheit und Vertrautheit. Das Web ist nicht nur ein Symbol der Modernität, das zur eigenen Persönlichkeit gehört. Es wird auch täglich zur einfachen Erledigung alltäglicher Kleinigkeiten gebraucht. Zahlreiche Studienteilnehmer seien nicht mehr dazu bereit, „altmodische Hilfsmittel“ wie ein Telefonbuch zu nutzen. Die Suche nach einer Veranstaltung, das Buchen von Reisen, das Verfolgen von Sportergebnissen und das Zahlen von Rechnungen kann ohne Web leicht anstrengend werden oder gar zur kleinen Krise ausarten. Der Medienkonsum verändert sich ohne Internet ebenfalls deutlich: Vor allem die Telefonrechnung steigt wieder kräftig an. 27 Prozent der Teilnehmer haben ihren Telefonkonsum deutlich erhöht. Jeweils ein Fünftel hat sich wieder verstärkt dem Fernsehen, Tageszeitungen oder dem Kino zugewendet. Der Radiokonsum hat sich hingegen nur geringfügig verändert.
Im sozialen Leben hat sich das Internet als Instrument zur Pflege eines größeren Bekanntenkreises etabliert. Das Web überwindet hier offenbar Raum und Zeit: Mit dem näheren Freundeskreis trifft man sich regelmäßig, aber mit einigen Freunden, Bekannten und Verwandten wird hauptsächlich in Echtzeit via Web kommuniziert. Sind die User offline, fühlen sie sich isoliert oder nicht auf dem Laufenden. In der Arbeit sinkt die Effizienz. Ähnlich wie auch im Privaten werden Kleinigkeiten wie die Suche nach einer Telefonnummer zu Lebensaufgaben. Aber das Internet schafft offenbar auch einen Hauch von Privatsphäre am Arbeitsplatz, weil zwischendurch auch Privates erledigt werden kann.