Microsoft Encarta 2005 gegen Wikipedia: Wissen ist Macht

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Rouven Balci
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Vergleich

Nachfolgend dann also der Vergleich der beiden Konkurrenten, der auf zwei Teile aufgeteilt wurde: Einerseits wird der strukturelle bzw. Layoutaspekt angesprochen, dann folgt der eigentliche (quantitative und qualitative) Vergleich der Inhalte.

Struktur und Layout

Ehe auf den inhaltlichen Aspekt eingegangen wird, möchten wir zunächst ein paar Takte zu den jeweiligen Benutzeroberflächen verlieren: Hier hat eindeutig Encarta die besseren Karten in der Hand. Weder die Online-, noch die Offline-Version der Wikipedia können dem Redmonder Mitspieler hier wirklich das Wasser reichen. Encarta beherbergt mindestens alles, was Wikipedia ebenfalls hat - und noch mehr. Erstaunlicher Weise hält sich die Performance bei Encarta trotz aller Animationen noch im grünen Bereich, wenngleich die Wikipedia-CD-Fassung hier angesichts der Schlichtheit ein Bisschen schneller daherkommt. In beide Oberflächen kann man sich jedoch zweifellos schnell einarbeiten und sie dann entsprechend effizient nutzen, was bei der Online-Fassung der Wikipedia möglicherweise etwas länger dauern könnte, sich im Nachhinein aber auch rentiert.

Auch in Sachen Multimedia war im Grunde schon im Vorfeld klar, dass hier ebenfalls Encarta trumpfen können wird. Inwiefern ein - wenn auch durchdachter - Weltatlas bzw. (enzyklopädisches) Kartenmaterial zu einer Enzyklopädie gehören sollten, sei dahingestellt. Doch überzeugen auch sämtliche andere Medien wie Animationen, Bilder, Videos und das Historama der Professional-Version prinzipiell auf ganzer Linie. Sie hauchen der Software eine gewisse Eigendynamik ein, die gerade bei der CD-Fassung der Wikipedia auf Anhieb fehlt - hier wird das Ganze sehr sachlich und statisch gehalten. Nichtsdestotrotz befindet sich Wikipedia gerade mit Überlegungen und Versuchen à la gesprochene Artikel auf dem richtigen Pfad; in Sachen Bebilderung steht Wikipedia Microsofts Pendant in nichts nach.

Was die Querverweise innerhalb der jeweiligen Lösungen anbelangt, tun sich die Konkurrenten nicht viel. Alle Lösungen sorgen in Maßen in gekonnter Art und Weise dafür, dass der Benutzer von Artikel zu Artikel springt und sich möglichst viele Informationen zu einem Thema und dessen Randthemen beschafft.

Gewiss soll das Wörterbuch von Encarta 2005 Professional nicht ins Hintertreffen geraten, wenngleich es ebenfalls auf einen wachsenden Konkurrenten stößt: das Wiktionary („Wiki dictionary“). Zugegebenermaßen nicht direkt ein Teil von Wikipedia, jedoch ein Teil der wachsenden Wiki-Gemeinde und ein mindestens ebenso elaboriertes und seriöses Projekt wie die Wikipedia selbst.

Und überhaupt gibt es nebst Wikipedia noch eine ganze Reihe anderer, teils beeindruckender Projekte, die auf dem Wiki-Prinzip aufbauen, als da wären:

Und wird bei Encarta 2005 Professional als Unterprogramm ein Wörterbuch mitgeliefert, dürfte es nicht verwerflich sein, Wikipedia im Rahmen dieses Vergleiches das Wiktionary zur Seite zu stellen. Beide können die jeweiligen Print-Derivate durchaus ersetzen, doch bietet Encartas Wörterbuch den Vorteil der optionalen Zweisprachigkeit. In Sachen Recherchen dürfte sich gerade Wikisource als sehr hilfreich erweisen.

Nachteilig bei all diesen Wiki-Projekten ist jedoch eines: Sie stehen nicht immer zur Verfügung. Leider sind die entsprechenden Server relativ oft überlastet und reagieren nur sehr träge oder gar nicht, was den Wissensdurst durchaus schneller dämpfen kann, als man denkt. Lediglich Offline-Fassungen wie die Wikipedia-CD lösen dieses Problem auf Kosten der Aktualität, was bei Encarta jedoch weitestgehend ebenfalls der Fall ist.