Kommentar: Preselect und das Warten auf die Telekom

Marcus Hübner
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Es war einmal

Im Juni 2004 war es soweit: stolz verkündete die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), dass die Bindung zwischen Telefon- und DSL-Anschluss aufgehoben sei und man ab Juli 2004 mit seinem T-DSL-Anschluss zu einem alternativen Anbieter wechseln könne.

Schnell nutzten Konkurrenten der Deutschen Telekom wie Arcor, 1&1 oder freenet, diesen Schritt in Richtung Marktwirtschaft um DSL-Anschlüsse jetzt unter ihrem Namen zu vermarkten oder wie bei Arcor dort anzubieten, wo das eigene Netz noch nicht ausgebaut ist. Und so manchen Kunden freute es, dass er der Telekom auch in Gebieten, in denen noch das Grauen liberalistischen Gedankenguts unter der Erde liegt, sprich die Deutsche Telekom noch immer das absolute Monopol inne hat, zumindest ein wenig den Rücken kehren kann.

Nachdem manch einem zunächst ein Jahr T-DSL oder eine Schmalband-Flatrate und dann Fastpath verwehrt blieb (und man, als es völlig überraschend kam, für das Abschalten einer Leistung noch zur Kasse gebeten wurde), keimte neue Hoffnung auf, über Umwege an Fastpath zu gelangen. Denn der Reseller hat bei Preselect die Gewalt über den Anschluss und könne bald auch Fastpath selber schalten (ab 10. Januar möglich) und würde dies in jedem Fall auch einmal testweise tun, so beispielsweise die nette Arcor-Dame am Telefon. Alles in Allem ein sehr verlockendes Angebot.

Also wurden noch einmal ausführlich die Preise mit der Deutschen Telekom verglichen und schließlich der Entschluss gefasst, Arcor-Preselect zu bestellen. Wenige Tage danach kam, wie angekündigt, der Vertrag, der sofort unterschrieben und zurück an Arcor geschickt wurde, die ein paar Tage danach mit einer Auftragsbestätigung antworteten. Bis dahin war alles so, wie es sein sollte, doch dem vollkommenen Glück stand und steht nach wie vor noch die Deutsche Telekom im Wege.

Nachdem sich einige Wochen nichts getan hat, griff man natürlich zum Hörer und rief des Öfteren bei Arcor an, um nachzufragen, was denn los sei. Diese konnten leider nur mitteilen, dass die Deutsche Telekom die Überführung des Anschlusses abgelehnt hat. Laut der Hotline von Arcor waren die Begründungen der Deutschen Telekom hierfür einmal, dass noch etwas geprüft werden müsse und ein anderes Mal, dass kein T-DSL 768 funktioniert (obwohl der Anschluss seit mehr als einem Jahr mit T-DSL 768 läuft). Im Internet kursieren auch Begründungen bzw. Ausreden alá „Wir haben den Schlüssel zur Vermittlungsstelle nicht gefunden“, womit eine Umstellung auf Arcor bzw. einen anderen Anbieter hinausgezögert wird, sodass der Kunde gezwungenermaßen sein Geld weiter an die Deutsche Telekom zahlen muss. Insgesamt habe die Deutsche Telekom den Vorgang bereits mehr als sieben Mal abgelehnt. Zwischen jedem Auftrag muss mindestens eine Woche liegen, sonst erfolgt von der Deutschen Telekom eine automatische Ablehnung, da schon ein Auftrag im System ist. Der „Rekord“ an Ablehnungen bei Arcor liege laut Hotline bei 14 Mal.

Mittelung von Arcor
Mittelung von Arcor

Inzwischen sind bald vier Monate vergangen und es hat sich nichts getan – und dem Kunden bleibt nichts weiter übrig als zu warten und brav zu bezahlen, bevor noch der Anschluss abgestellt wird. An dieser Stelle muss man sich natürlich fragen, warum dies bei einer doch recht großen Zahl an Kunden vorkommt und die Regulierungsbehörde einfach tatenlos zusieht? Der Dumme ist am Ende natürlich der Kunde und aufgrund des mangelnden Wettbewerbs, der bekanntlich gut fürs Geschäft ist, letztendlich alle.

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