Napster: Saugen ohne sich sorgen zu müssen
Mit seinem Abo-Service „To Go“ will sich die ehemals illegale und heute kostenpflichtig-legale Plattform Napster gegen die große Konkurrenz von Apples iTunes durchsetzen. Dabei setzt „To Go“ auf das Prinzip des Musikmietens statt -kaufens. Für 15 Dollar im Monat darf ein jeder sich so viele Songs herunterladen, wie er will.
Wird die Monatsrate eines Tages nicht mehr bezahlt, so verliert der Benutzer auch die Rechte an den bereits heruntergeladenen Songs; alle werden gesperrt. Im Prinzip also ein gutes System und zudem eine etwas benutzerfreundlichere Alternative zu den vielen anderen DRM-Systemen.
Schon zur Einführung des neuen Services fragte sich aber jeder, wie blauäugig nicht zuletzt Napster-Chef Chris Gorog eigentlich sein muss. Denn ebenso wie die anderen DRM-Systeme ist auch dieses durchweg einfach zu knacken. Nicht zuletzt das simple Aufnehmen der bereits heruntergeladenen Songs dürfte die einfachste Variante zum Umgehen der Napster-Restriktion darstellen.
Aber auch diverse Software erlaubt vergleichsweise schnell und einfach das Umgehen der DRM-Technologien. Da fragt man sich also, was es mit den nicht gerade soliden Lösungen auf sich hat. Ein Bericht der „Los Angeles Times“ (LAT) fördert eine interessante und zugleich plausible Theorie für das Schauspiel zu Tage. Bezeichnenderweise halten sich die großen Onlineplattformen für Musikdownloads nämlich bisher bezüglich des „Napster-Hacks“ zurück.
Keiner scheint sich in der Branche also großartig über die aktuellen Vorgänge zu ärgern. Einzig eine kürzlich verfasste Mail von Apple-CEO Steve Jobs, die relativ unbeachtet im Raum verhallte, weist die großen Plattenfirmen auf die Problematik mit den Restriktionen hin. Daraufhin erklärte Napster-Guru Gorog ausschließlich, dass niemand ihr System umgangen habe. Ein seltsam anmutendes Statement.
Der LAT-Bericht bringt mit einer weiteren Stellungnahme eines Herstellers von Software zur Umgehung von DRM-Technologie die Sache ziemlich präzise auf den Punkt: „Es gibt genügend User, die sich unsere Software kaufen und dann gleich ein Abonnement bei einem Streaming-Anbieter abschließen.“ Diese Feststellung erklärt die fast phlegmatische Zurückhaltung der Onlinedienste bezüglich der mangelhaften Restriktionen. Die Option für den Benutzer, sich beispielsweise über ein paar Monatsabos von „To Go“ massiv mit Musik einzudecken, um dann den Service wieder zu kündigen und die gerippten Songs weiter zu hören, ist natürlich durchaus ansprechend.
Frei nach dem Motto „ein temporärer Kunde ist besser als gar kein Kunde“ scheinen die großen Musikplattformen also kein größeres Problem mit den nicht sonderlich funktionablen DRM-Techniken zu haben. Letztlich kann das dem Nutzer eigentlich nur recht sein. Langfristig Geschädigter ist hierbei wahrscheinlich die Musikindustrie, die zwar partiell gut verkauft, aber von den Abo-Einnahmen nur einen gewißen Prozentsatz erhält und somit an langfristigen Abonnenten größeres Interesse haben dürfte.