Telekom senkt Preise in Festnetzsparte
Die Telekom reagiert dieser Tage erstmals auf die massiven Zuwächse der Marktanteile der Konkurrenz im Bereich der Festnetzsparte. Insbesondere bei Ortsgesprächen musste der rosa Riese im vergangenen Jahr herbe Verluste hinnehmen. Der Trend soll jetzt mit einer Preisoffensive gestoppt werden; hofft man zumindest im Bonner Hauptquartier.
Eine für März geplante, komplett überarbeitete Tarifstruktur soll für den Otto-Normalverbraucher das Telefonieren mit der Telekom wieder schmackhaft machen. Die Veränderungen tun, gerade unter Betrachtung der aktuellen Marktanteile in der Festnetzsparte, durchaus Not. So verdoppelte sich der Anteil der Konkurrenz in diesem Segment von 2003 auf 2004 von rund 17 auf 33 Prozent.
Höchste Eisenbahn für konstruktive Gegenmaßnahmen also. Ein Kernaspekt der Tarifüberarbeitung ist die Einführung einer bei der Konkurrenz bereits länger im Angebot zu findenden Telefonflatrate. Für einen monatlichen Festbetrag von 9,95 Euro können T-Com-Kunden ab März jederzeit kostenlos in den eigenen Vorwahlbereich telefonieren - für Berliner sicherlich nicht schlecht, für Sputendorfer wohl weniger attraktiv. Zwar bieten Anbieter selbigen Service zum Teil ins gesamte deutsche Festnetz; dafür muss der Kunde dann aber auch gut das doppelte für die Flatrate zahlen.
Ferner sehen die neuen Tarife die Aufspaltung des Angebots in vier Bereiche vor. Der Standardtarif „Call Plus“ bietet bei einem monatlichen Grundpreis von 15,95 Euro für den Call Plus/T-Net Anschluss bzw. 23,95 Euro für den Call Plus/T-ISDN Anschluss deutschlandweite Ferngespräche für 2,9 Cent pro Minute in der Nebenzeit. In der Hauptzeit lassen sich mit dem neuen Tarif Telekom-Angaben zufolge bis zu 59 Prozent sparen: Hier werden nur noch 4,9 Cent im Call Plus statt wie im bisherigen Standardtarif neun bzw. zwölf Cent berechnet. Besonders deutlich werden die Kostenvorteile für City-Gespräche in der Nebenzeit: Statt bisher sechs Cent im vier Minutentakt im Standardtarif werden Gespräche ab März mit 1,5 Cent im Minutentakt abgerechnet. Aus dieser Umstellung ergibt sich für T-Com Kunden ein Sparpotenzial von bis zu 75 Prozent.
Ferner bieten weitere Pakete beispielsweise eine gewisse Anzahl von Freiminuten oder kostenlose Gespräche zu bestimmten Zeiten. Der Tarif „XXL“ beispielsweise erlaubt das kostenlose Telefonieren an Sonn- und Feiertagen. Allerdings entfällt hier das gewohnte Gratis-Surfen. „XXL Freetime“ erlaubt sogar das kostenlose Telefonieren an Werktagen nach 18.00 Uhr. Auch Auslandstelefonierer kommen ab März mit dem Tarif „CountrySelect“ bei einem Euro Mindestumsatz pro Monat und Land auf ihre kosten. Dafür können bis zu drei Länder ausgewählt werden, zu denen dann rund um die Uhr die CountrySelect Preise gelten - zum Beispiel quer über den Atlantik nach Kanada für 2,9 Cent pro Minute.
Man scheint also die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Nicht umsonst lässt sich der T-Com-Verantwortliche Berg heute wie folgt zitieren: „Wir stehen in einem nach wie vor hart umkämpften Markt. Unser Ziel ist es, T-Com langfristig als den besten Partner für die privaten Telefonkunden in Deutschland zu positionieren.“ Um in diesem bestehen zu können, bedürfe es „massive[r] Preissenkungen“ und einer „übersichtliche(n) Tarifstruktur“. Nun bleibt also nur noch die Reaktion der Kunden abzuwarten - wenn denn die Umstellung wie geplant bereits im März eintritt.