ATi präsentiert HyperMemory
Als ATi im September 2004 die HyperMemory-Technologie ankündigte, war von nVidias TurboCache-Alternative noch nicht einmal ein Gerücht vernommen worden. Heute stellt ATi HyperMemory nun offiziell vor und der Konkurrent ist seit Wochen auf dem Markt - verrückte Welt.
Wie bei nVidias TurboCache (TC) sollen mit HyperMemory extrem günstige Grafiklösungen auf PCI Express-Basis möglich werden, da unter Zuhilfenahme des Arbeitsspeichers auf lokalen Grafik-RAM verzichtet werden kann. Wie bei nVidia stehen derartige Lösungen nicht in Konkurrenz zu traditionellen Grafikkarten, vielmehr sollen Intels GMA900 (i915G) und natürlich nVidias GeForce 6200 TC für einen Wettstreit Pate stehen.
Während nVidia gleich eine ganze Reihe an Kombinationen aus lokalem Speicherinterface (32 Bit und 64 Bit), Speichertakt und Speicherkapazitäten vorgestellt hat, beschränkt sich ATi auf zwei unterschiedlich stark mit VRAM bestückte Karten. Beide heute vorgestellten Modelle basieren auf dem RV370 SE, takten mit 325 MHz auf der VPU und 300 MHz (effektiv 600 MHz) auf dem Speicher und bieten jeweils 64 Bit Speicheranbindung. ATis „Bandbreitenrechnung“ für den lokalen Speicher gestaltet sich somit sowohl für die 32-MB- als auch die 128-MB-Variante wie folgt:
Für die von beiden Grafikkartenherstellern als tatsächlich verfügbare Speicherbandbreite angegebenen Werte werden nun auch bei ATi die maximal möglichen bidirektionalen 4 GB/s des PCIe-x16-Steckplatzes hinzuaddiert, so dass sich die werbewirksamen 12,8 GB/s ergeben. In der Praxis muss sich die schnörkellose Theorie jedoch derselben Kritik stellen, wie sie es schon bei nVidias TurboCache getan hat - kann doch ein aktueller Desktop-Chipsatz nur rund 6 GB/s liefern - unidirektional.
Ob nun 32 MB oder 128 MB an Speicher fest auf der Karte verlötet sind, entscheidet nicht nur direkt über die Geschwindigkeit der eingesetzten Lösung. Auch indirekt nimmt der VRAM Einfluss auf die Arbeitsgeschwindigkeit der Karte, legt er doch fest, ob insgesamt, also als Kombination aus Grafik- und Systemspeicher, 128 MB oder 256 MB adressiert werden können. Die Bezeichnungen beider Alternativen werden im Handel wie folgt aussehen:
- Radeon 300 SE 128 MB HyperMemory (325/300 MHz, 32 MB lokal, zwei BGA-Bausteine, 128 MB maximal)
- Radeon 300 SE 256 MB HyperMemory (325/300 MHz, 128 MB lokal, vier TSOP-Bausteine, 256 MB maximal)
Gegenüber der direkten Konkurrenz sieht sich ATi vor allem in Sachen Leistung/Preis-Quotient im Vorteil, wobei für ausladende Beispielrechnungen lediglich der 3DMark03 herangezogen wird. Und gegen nVidias TurboCache-Versionen mit nur 32 Bit führt man ins Feld, dass in der (für eine solche Karte sicherlich nicht Praxis-relevanten) Auflösung von 1600x1200 bei 32 Bit und 85 Hertz mit 1300 MB/s fast die Hälfte der lokalen Speicherbandbreite für das Schreiben und Auslesen des Framebufferinhaltes benötigt wird.
Wir hoffen, schon in naher Zukunft einen unabhängigen Vergleich der beiden Technologien liefern zu können. Denn auch wenn derartige Karten für den ambitionierten Spieler natürlich nicht in Frage kommen, eine passive Kühlung, der niedrige Stromverbrauch und ein angepeilter Straßenpreis von nur 59 US-Dollar klingen für einen Gelegenheitsspieler mit wenig Ansprüchen oder einen Home-Theater-PC durchaus interessant.