Mobilcom oder die ungeliebte Mutter
Manchmal scheint die Kommunikation zwischen Mutterkonzernen und den Töchtern doch etwas vernachlässigt zu werden. Bestes Beispiel dafür dürfte ganz aktuell die mögliche Verschmelzung von Mobilcom mit dem Tochterunternehmen Freenet darstellen.
Heute verlautete man bei Mobilcom, dass man Freenet wieder komplett in den eigenen Konzern integrieren will. 1998 gegründet, entwickelte sich das Tochterunternehmen ab dem UMTS-Hype, dem Mobilcom vollkommen unterlag, zu einem recht selbstständigen Unternehmen in der Festnetz- und Onlinesparte.
Besonders nach dem Börsengang war Freenet nicht mehr fester Bestandteil, sondern ein externes und relativ unabhängiges „Unterteil“ von Mobilcom, das aufgrund seiner Aktienanteile von 50,4 Prozent jedoch stets die Oberhand behielt. Indes hinkt das Geschäft mit der UMTS-Technologie den formulierten Erwartungen allerdings nicht nur bei Mobilcom signifikant hinterher. Zeit ein wenig umzustrukturieren. Durch die komplette Re-Integrierung von Freenet erhofft man sich in der Konzernspitze einen merklichen wirtschaftlichen Vorteil. So wäre Mobilcom damit auf dem deutschen Markt neben der Telekom der einzige Anbieter, der dem Kunden alles aus einer Hand bieten kann.
Was so manchen Kunden derzeit noch vor einem Wechsel von der Telekom zu einem der vielen anderen Anbieter scheut (Stichwort: Reselling oder das Warten auf Godot), könnte bald der Vergangenheit angehören, wenn sich nämlich Mobilcom mit einem Komplettpaket auf dem Markt platziert. Entsprechend argwöhnisch dürfte man in der DTAG-Zentrale zu Bonn die aktuellen Geschehnisse beäugen. Bei Mobilcom will man den „Big-Deal“ derweil schnell abwickeln: Alsbald sollen die Aktionärsversammlungen beider Unternehmen der Verschmelzung zustimmen, so dass diese noch in diesem Jahr vollzogen werden kann.
Ob sich dieser enge Terminplan einhalten lässt, bleibt aber abzuwarten. Bei Freenet erfuhr man von dem gesamten Vorhaben aus der Presse. Entsprechend verhalten waren dann auch die Reaktionen; einen rechten Vorteil für das eigene Geschäft ließ sich bei Freenet wohl - zumindest auf den ersten Blick - nicht unbedingt erkennen.