Passive VGA-Kühler im Test: Marktübersicht von A(erocool) bis Z(alman)

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Martin Eckardt
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Finale Einschätzungen

Eines vorab: Ein High-End-System mit erschwinglichen Mitteln komplett passiv zu kühlen, ist derzeit nicht möglich. Dies scheitert allerdings vorrangig an den Wärmeverlusten aktueller Prozessoren, welche trotz NCU-2005, Fanless 103 oder TT Sonic ohne Abstriche in ihrer Performance nicht komplett lautlos zu kühlen sind. Bei den Grafikkarten dagegen, das hat der Vergleich gezeigt, kann gegebenenfalls auf den Einsatz belüfteter Kühlung verzichtet werden - in den meisten Fällen halten sich die VGA-Heatpipes allerdings nur Dank Luftstrom vom CPU-Lüfter über Wasser.

Somit bleibt die kritische Frage nach der grundlegenden Berechtigung der hier aufgezeigten No-Noise-Lösungen, stellen sie doch - ähnlich wie die aktuellen Passiv-CPU-Kühler - lediglich eine Umpositionierung der aktiven Belüftung dar. Die Kühlleistungen im 0-dB(A)-Modus berechtigen jedenfalls nicht zum Jubelschrei. Speziell auf leistungsfähigeren Beschleunigern stoßen die Lautlos-Lösungen schnell an ihre Grenzen, so dass eine Zusatzbelüftung unabdingbar wird. Ein weiterer Streitpunkt stellt die Montierbarkeit dar: Solange keine exotischen Platinen-Layouts ins Kalkül gezogen werden, gibt es soweit wenig Probleme. Weicht das Board-Design allerdings vom Standard ab, so katapultieren sich die meisten Heatpipe-Vertreter ins Abseits. Erschwerend kommt hinzu, dass alle Modelle mit einer extrem zeitintensiven, fummeligen Montage zu kämpfen haben, die unter exzessivem Einsatz schmieriger, klebriger Wärmeleitpaste keinen Spaß bereitet. Für Liebhaber von LAN und Co. stellt sich zudem das Problem der Gewichtsbelastung ein.

Und so ist man unterm Strich im Allgemeinen sicher mit einem sehr leisen, leichten, bequem montierbaren und enorm leistungsstarken Komplett-VGA-Kühler wie dem Zalman VF-700 (im 5-Volt-Modus) besser beraten, zumal keine signifikanten preislichen Differenzen bestehen. Spezielle Anwendungsgebiete sind allerdings unter Anderem im lautstärkebedachten Ein-Lüfter-System oder auch im wassergekühlten PC, der auf ein liquide VGA-Wärmeabfuhr verzichtet, zu suchen.

Wer sich also für einen der hier gezeigten Vertreter begeistern möchte, sollte die nun folgenden Einzel-Einschätzungen betrachten, bei denen sich drei Vertreter besonders in Szene setzen konnten und somit als „glückliche Sieger“ aus dem Vergleich gehen:

Testsieger

Podest
Podest

Gold: BeQuiet Polar Freezer
Das einheimische Silent-Produkt aus der Listan-Edelschmiede lieferte den besten Gesamteindruck aller Protagonisten. Besonders stachen dabei die exquisite Verarbeitungsqualität aller Teilkomponenten, die absolut vorbildliche Montagebeschreibung per Installations-Guide in Kombination mit einer vergleichsweise problemlos zu bewerkstelligenden Arretierung und nicht zuletzt die beste Leistungsfähigkeit im Lüfterlos-Betrieb hervor. Leichte Abstriche sind dagegen hinsichtlich der übergreifenden Kompatibilität zu machen, welcher BeQuiet sich allerdings schon anzunehmen versprach, so dass die verdiente Empfehlung ohne Nebengeschmack ausgesprochen werden darf.

Silber an Dänemark: NorthQ 3801
Ein gelungener Einstieg für den dänischen Newcomer. In den Kühlleistungen musste er sich nur knapp dem Polar-Freezer geschlagen geben, hinsichtlich qualitativer und konstruktionstechnischer Umsetzungen gibt es dagegen kaum Abstriche. Das Problem mit der Isolierung ist für die am Markt erhältlichen Exemplare gelöst, sodass NorthQ mit dem 3801 eine vorzügliche Alternative zum Testsieger bereit stellt. Verstärkt wird die Empfehlung durch die Beilage der optional einsetzbaren und silent-tauglichen 50-mm-Lüfter und die vorhandene Kompatibilität zur GeForce 6800 GT/Ultra-Serie. Im aktiven Betrieb lehrt der 3801 sogar dem Zalman VF-700 das Fürchten, so dass hier ohne Mehrpreis beherzt zugegriffen werden darf.

Knapper Dritter: Bronze an Taiwan Thermaltake segelt mit dem Schooner mit einer guten Vorstellung noch auf das Sieger-Podest. Leistungsmäßig dem NorthQ 3801 ebenbürtig, ist es letztendlich die komplettere Ausstattung, welche den Dänen davon ziehen lässt. Nichtsdestotrotz ist Thermaltake seit längerem wieder ein echtes Top-Produkt geglückt, das trotz leichter Mängel in der Konstruktion (speziell die vielen kleinen Schräubchen sind defektanfällig) eine ausgewogene Performance bei überzeugender Verarbeitung abliefert. Thermaltakes Ideenreichtum darf also einmal mehr belohnt werden, wenngleich die Information hinsichtlich ausbleibender Kompatibilitäten auf der Produktwebseite verbessert werden müsste.

Weitere Plätze


Altmeister Zalman nur noch Mittelmaß
Zumindest im Passiv-Segment müssen die Koreaner ihre Spitzenplatzierung räumen. Letztendlich fehlt es an Kühlleistung im Vergleich zu den Testsiegern und an qualitativer Güte (die Zalman-Lamellen sind die scharfkantigsten). Die Montage zählt mit ihren unzähligen Klein- und Kleinstbauteilen zu den aufwändigsten und auch die Kompatibilität ist nicht mehr up-to-date. Dafür ist der Lieferumfang mit acht Speicherkühlern als erfreulich-komplett zu bezeichnen. Leider bleibt dies der einzige Punkt, in welchem der ZM80D-HP Vorzeige-Objekt bleibt, sodass aufgrund besserer Alternativen nur noch eine bedingte Empfehlung ausgesprochen werden kann.

Enttäuschung: Fauler Zauber bei AeroCool?

Die Video-Magic von AeroCool zählt eindeutig zu den Enttäuschungen des Tests. Dabei ist der Ansatz mit vollwertigem Rucksack-Kühlkörper zunächst sehr interessant, scheint aber in unserem Low-Noise-Setup letztendlich wenig Fuß fassen zu können. Objektiv nützt eine passive Grafik-Kühlung allerdings nur wenig, wenn sie zum "Überleben" einen bärenstarken Prozessorlüfter benötigt. Gerne hätten wir dem VM-101 eine Empfehlung ausgesprochen, denn die einfachste und überschaubarste Montage aller Protagonisten sprechen genau so für den sympathischen AeroCool wie die Kompatibilität zur beliebten GeForce-6600-GT-Reihe. Insgesamt behalten wir uns allerdings eine finale Wertung vor, da die Möglichkeit eines Heatpipe-Defekts durchaus gegeben sein könnte.

Passiv: Nein! Aber aktiv eine CoolViva
Das Kühl-Pendant aus dem Hause Cooler Master kämpft in der Passiv-Gegenüberstellung mit stumpfen Klingen. Der Kühler ist, anders als der NorthQ 3801, eindeutig auf den harmonischen Betrieb mit zugeschaltetem 60-mm-Ventilator ausgelegt. Lüfterlos gerät die CoolViva aufgrund ihrer geringen Kühlfläche und der Single-Heatpipe auf flotteren Beschleunigern schnell an ihre Grenzen. Dennoch sollte man das Modell nicht abschreiben, denn preislich bewegt sich der CM-Spross in einem attraktiven Rahmen deutlich unter der Konkurrenz. Die vergleichsweise simple Montage gepaart mit der guten Verarbeitungsqualität bilden somit insgesamt eine solide Grundlage für kompromissbereite Silent-Freunde, die ohnehin nicht auf ein belüftetes System verzichten wollen.

Kopie zum Schnäppchen-Preis: NQ-3800
Für den kleinen Dänen gelten im Prinzip ähnliche Einschätzungen wie für seinen Zalman Konstruktions-Paten. Allerdings setzt NorthQ hier auf lediglich eine Heatpipe bei kleiner effektiver Kühlfläche, was sich deutlich in der Leistungscharakteristik niederschlägt. Insgesamt erhält man aber einen enorm preiswerten VGA-Kühler, der auf leistungsschwächeren Beschleunigern durchaus passiv zum Einsatz kommen kann. Die knifflige, fummelige Montage steht allerdings auch hier unschön im Raum.

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