Intel Netburst-Ära endet 2006 mit Conroe
Im Rahmen des „Intel 2005 Spring Analyst Meeting“ präsentierte Intel-Chef Paul Otellini drei neue Dual-Core-Prozessoren mit denen sich der Prozessor-Hersteller von der Netburst-Architektur des Pentium 4 verabschieden wird. Die Codenamen sind dabei in der Gerüchteküche schon hinlänglich bekannt: Conroe, Merom und Woodcrest.
Netburst, das war im Desktop-Segment ein in 0,18 µm gefertigter Pentium 4 „Willamette“ mit 256 kB L2-Cache, der trotz seines im Vergleich zum Pentium III deutlich höheren Prozessortakts nicht immer als Sieger aus dem Benchmark-Parcours gehen konnte. Bis zur 2 GHz-Marke wurde der „Willamette“ getrieben, als er schließlich vom „Northwood“ erlöst wurde. Mit 0,13 µm feinen Strukturen und 512 kB L2-Cache stimmten die Eckdaten und mit einer bei gleichem Prozessortakt von 75,3 auf 52,4 Watt gesenkten Thermal Design Power wurden auch Kritiker überzeugt. Der Northwood brachte uns einen 533 MHz (real 133 MHz), 800 MHz (real 200 MHz) und - mit Augen zudrücken - sogar einen 1066 MHz (real 266 MHz) schnellen Frontside-Bus. Mit ihm hielt HyperThreading Einzug und es konnte Ende 2002 - vor mehr als zwei Jahren - die 3 GHz-Marke geknackt werden. Im Jahr 2002 konnte Intel dank des neuen Fertigungsprozesses den Prozessortakt um 1 GHz steigern, für weitere 400 MHz sollten dann jedoch 16 Monate vergehen.
Der in 90 nm gefertigte „Prescott“ machte von Anfang an Probleme. Zur Vorstellung wurde zwar ein 3,4 GHz Modell angekündigt; verfügbar war es für lange Zeit jedoch nicht. Mit dem Prozesswechsel stieg die Verlustleistung statt zu sinken und „dank“ einer von 20 auf 31 Stufen verlängerten Pipeline gelang es Intel, die Geschwindigkeitsvorteile durch den auf 1 MB verdoppelten L2-Cache beinahe komplett zu vernichten. Von Anfang an stand der Prescott unter keinem guten Stern, wenngleich man mit den letzten Steppings (D0, E0) die thermischen Probleme weitestgehend in den Griff bekam; Features wie C1E, EIST oder EM64T (siehe auch) folgten. Mit dem Prescott 2M spendierte Intel der Pentium 4-Familie einen 2 MB großen L2-Cache und mit dem Smithfield wurden letzten Monat die ersten Dual-Core-Prozessoren auf der Netburst-Architektur unter dem Produktnamen Pentium Extreme Edition und Pentium D vorgestellt.
Im ersten Quartal 2006 wird Intel mit dem Presler und dem Cedar Mill die letzten Prozessoren mit Netburst-Philosophie (Hoher Prozessortakt, lange Pipeline) zusammen mit dem Broadwater-Chipsatz vorstellen. Die neuen Prozessoren werden in 65 nm gefertigt und stellen in erster Linie verkleinerte Versionen des Smithfield (Presler) und Prescott 2M (Cedar Mill) dar. Neue Features wird es außer Vanderpool (Intel Virtualization Technology) und LaGrande (Sicherheitstechnologie) wohl nicht geben.
Noch vor Ende 2006 wird Intel im Desktop-Lager mit dem Conroe und im Xeon-Server-Segment mit dem Woodcrest den Paradigmenwechsel einleiten. Für Notebooks steht der Merom als Nachfolger des Dual Core Pentium M „Yonah“ auf dem Programm. Bei allen drei CPUs handelt es sich um Dual-Core-Prozessoren, bei denen sich Intel auf alte Werte besonnen hat und die Ideen der Pentium M-Architektur mit vergleichsweise kurzer Pipeline weiter fortführt. In Sachen Features werden sie all das bieten, was auch Presler und Co vorzuweisen haben. Somit wird auch EM64T im Mobile-Bereich Einzug halten - Yonah wird dieses Feature wohl noch nicht bieten. In Sachen Chipsatz-Support machte Otellini leider keine Andeutungen. Zum Glück verirrte sich der Conroe auf dem IDF Spring 2005 auf eine Folie, nach der er vom Broadwater-Chipsatz unterstützt werden wird. Sofern Intel den Sockel nicht noch einmal ändert, und die Informationen dieser Präsentation stimmen, wird man mit dem Boardwater mehr als eine Prozessor-Generation betreiben können (leider eine Seltenheit bei Intel).
Inwiefern der Calistoga-Chipsatz (945GM, 945PM, 955XM, 945GMS) der Napa-Plattform mit dem Merom umgehen kann, ist indes fraglich. Der Frontside-Bus des Pentium M im Sockel 479 sieht derzeit einen 32 Bit breiten Datenbus vor und kann somit nicht mehr als 4 GB adressieren. Die 64-Bit-Erweiterung EM64T könnte somit eine große Stärke nicht ausspielen. Hier muss man sich überraschen lassen. In der Gerüchteküche wird für den Merom ein 4 MB großer L2-Cache gehandelt.
Mit dem in 65 nm gefertigten Yonah darf als Teil der Napa-Plattform übrigens noch in diesem Jahr gerechnet werden, wonach sich entsprechende Gerüchte bestätigen. Mit dem neuen Fertigungsprozess, der eine starke Reduktion der störenden Leckströme verspricht, scheint der Halbleiterriese bestens voran zu kommen. Insgesamt läuft die Umstellung von vier Fabriken auf den neuen Prozess.
Wie dem auch sei, Intel setzt bei zukünftigen Prozessoren verstärkt auf mehrere Prozessorkerne und wird mit dem Whitefield im Xeon- und dem Tukwila im Itanium-Bereich erstmalig mehr als zwei Prozessorkerne auf einer CPU unterbringen. Entsprechend sehen auch Intels Erwartungen aus (siehe Grafik). In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob wohl auch die kommenden Celerons in den Genuss von mehreren Kernen kommen werden.