Macs mit Intel-CPUs: Apple fällt vom Stamm
2/3Die Ankündigung
Dann war es soweit. Nach ca. 22 Minuten begann Steve Jobs, über das Thema „Transitions“ (= Übergänge) zu sprechen. In der Geschichte des Macs habe man bereits zwei große Übergänge erlebt:
- 1. Den Wechsel von Motorolas Prozessoren zu IBMs PowerPCs in den Jahren 1994-1996
- 2. Den Umstieg von Mac OS 9 zu Mac OS X zwischen 2001 und 2003
Jetzt sei es an der Zeit, einen dritten, großen Übergang anzusteuern – den Umstieg auf Intels x86-Plattform.
Warum, erklärte Jobs postwendend: Man wolle die besten Computer bauen, um den Anforderungen der Apple-Nutzer gerecht zu werden. Dabei habe die Roadmap von IBM, auch wenn der PowerPC eine sehr gute CPU war und ist, diesen Anfoderungen nicht mehr zu Genüge entsprochen. So konnte man beispielsweise die versprochenen 3 GHz in PowerMacs nicht erreichen und auch G5 PowerBooks seien nicht machbar gewesen. Das für Jobs wichtigste Argument für den Wechsel sei allerdings die „Performance pro Watt“, also die Stromaufnahme der CPUs. Nach Angaben des Apple-Gründers sind Intels Prozessoren mit 70 Einheiten pro Watt weitaus ergiebiger als PowerPC-CPUs, welche nur 15 Einheiten je Watt erreichen – auf welche CPUs sich diese Aussagen konkret beziehen, ließ Jobs offen.
Damit sei der Umstieg für Apple klar. Der Wechsel soll im Juni 2006 beginnen, so dass man pünktlich zur WWDC 2006 die ersten Intel-Macs vorführen können wird. Bis Juni 2007 sollen alle Macs, die dann vom Band laufen, mit Intels Prozessoren ausgerüstet sein, wodurch man den Übergang schließlich bis Ende 2007 vollzogen haben will.
Jobs sieht zwei Probleme in Hinblick auf den CPU-Wechsel:
1. Das Betriebssystem, das den Prozessor unterstützen und
2. die Software, welche auf die neue Plattform angepasst werden muss.
In Bezug auf den 1. Aspekt gestand Jobs, dass Apple bereits seit fünf Jahren, also seit Beginn der Arbeit an Mac OS X, dieses auch für x86-Prozessoren entwickelt – „nur für den Fall, dass...“ – und dass dieses somit auch auf Intel-basierten Systemen problemlos läuft. Dies bewies er dann an seinem Vorführrechner, der, wie beinahe zu erwarten war, einen 3,6 GHz schnellen Pentium 4 verwendete.
Zum zweiten Problem hatte Jobs zwei Antworten. Die erste heißt „XCode 2.1“ und ermöglicht es den Entwicklern und Programmierern, ihre XCode-basierte Software (welche zurzeit etwa 81 Prozent der Mac-Software ausmacht) mit wenig Zeitaufwand auch auf die x86-Architektur zu portieren. Die Grundlage dazu nennt Jobs „Universal Binary“, womit er Dateien beschreibt, die den Code für beide Plattformen (PPC und x86) enthalten und nur noch vom jeweiligen Loader gestartet werden brauchen. Ein erstes Beispiel gab Theo Grey, Mitbegründer von Wolfram Research, der Mathematica 5 auf einem Intel-Rechner vorführte (bzw. vorführen ließ). Das Programm soll in nur zwei Stunden komplett auf die neue Basis angepasst worden sein.
Sollte dies nicht funktionieren, z.B. weil das Programm nicht auf XCode sondern auf Metrowerks basiert, kommt Rosetta, eine Art Emulator, zum Einsatz. Damit kann auch Software auf Intel-CPUs zum Laufen gebracht werden, die eigentlich für den PowerPC geschrieben wurde.
Um den Entwicklern die Möglichkeit zu geben, ihre Software so schnell wie möglich an die neuen Bedingungen anzupassen, liefert Apple „Developer Transition Systeme“ aus, die auf einem 3,6 GHz schnellen Pentium 4 basieren und Mac OS X Tiger in der Vorabversion 10.4.1 benutzen. Auch XCode 2.1 wird mitgeliefert. Ein solches System kostet den Entwickler $999 und muss bis Ende 2006 an Apple zurückgegeben werden.
Abschließend kamen noch ein paar Gäste auf die Bühne, um von den Möglichkeiten mit Apples Soft- und Hardware zu berichten. Roz Ho, General Manager der Macintosh Business Unit bei Microsoft, gab bekannt, einen neuen Messenger sowie Zusätze für Exchange auf Basis von Tiger herauszubringen. Bruce Chizen, CEO bei Adobe, berichtete, dass Adobe ohne Apple gar nicht existieren würde und Paul Ottellini, Intels CEO, erzählte seine „Silicon Valley Story“, die mit der Zusammenarbeit des „innovativsten Chipherstellers und des innovativsten Systemherstellers“ endet.
Nach der Zusammenfassung der wichtigsten Botschaften dieser Keynote verabschiedete sich Steve Jobs mit der Aussage, dass ein Mac nicht durch seine Technik entstehe, sondern das Betriebssystem die Seele eines Macs ausmache.
Wer mehr erfahren oder selbst die Intel-Version von Mac OS X Tiger in Aktion sehen möchte, dem sei der Live-Mitschnitt der Keynote auf Apple.com ans Herz gelegt.