Linux-Kernel 2.6.12 freigegeben
Gut drei Monate dauerte es dieses Mal, bis Linus Torvalds, Vater des Open Source-Betriebssystems Linux, eine neue stabile Version des Kernels zum Download freigegeben hat. Ursache waren weniger Code-Probleme, als eine Abkehr vom Quellcode-Verwaltungssystem „Bitkeeper“ hin zum nun verwendeten System „git“.
Version 2.6.12 beinhaltet lediglich drei Zahlenblöcke. Dies kennzeichnet nun den aktuell als stabil eingestuften Baum, dessen fehlerbereinigte Abkömmlinge insgesamt vier Zahlenblöcke im Namen tragen. So ist die aktuelle Version des Vorgängers 2.6.11.12.
Wer sich das ein Megabyte große Changelog einmal anschaut, merkt schnell, dass sich einiges seit dem letzten großen Release getan hat. Man findet kaum ein Subsystem, an welchem nicht herumgeschraubt wurde. Zusätzlich wurden noch diverse neue Treiber inkludiert, die das Zusammenspiel beispielsweise mit neuen Intel i915- und i925-Soundchipsätzen verbessern.
Zu einigen Diskussionen führte auch die Implementierung von TPM. Was die einen als Wegbereiter für die externe Zugriffskontrolle am eigenen System anprangern, ist für andere ein Werkzeug, um das eigene System genau dagegen abzusichern. Fakt ist lediglich, dass IBM den Quellcode hierzu veröffentlicht hat und ausdrücklich wünscht, dass TPM nicht mit TCPA oder sogar Palladium verwechselt werden soll. Derzeit befindet sich ein User-Space-Modul in der Entwicklung. Diese wird von einem IBM-Mitarbeiter betreut. Unterstützte Chipsätze von Atmel und National Semiconductor finden sich zum Beispiel in einigen Thinkpad-Modellen.
Um möglichen Viren und Trojanern auch auf dem beliebten Pinguin-System von vornherein den Zutritt zu erschweren, wurde nun auch eine sogenannte „address space randomization“ eingeführt. Diese dient vor allem automatisierten Attacken von außen vorzubeugen, die sich in einem ganz bestimmten Adressraum einzunisten versuchen. Es ist dadurch quasi nicht mehr festzustellen, welche Adressräume frei oder bereits belegt sind. Um lokale Angriffe oder direkte Angriffe von außen abzuwehren, tauge diese Methode aber weniger, da Brute-Force-Attacken lokal wesentlich effektiver ausgeführt werden können, so ein Entwickler.
Durch frischen Code im neuen Kernel 2.6.12 ist es nun auch möglich, mit Journaling-Dateisystemen von SATA-Festplatten zu booten. Bisher gab es hier immer wieder Probleme. Nun ist der Kernel aber auch in der Lage mit „Write-Barriers“ umzugehen. Dies stellt sicher, dass zuerst die Journaling-Daten auf der Festplatte landen, bevor User-Daten geschrieben werden.
Netzwerker werden sich freuen, dass IPv6 nun nicht mehr als experimentell gekennzeichnet ist. Somit ist der letzte Schritt im Kernel getan, um weltweit vom veralteten IPv4 auf das neue Verfahren umstellen zu können. IPv6 hat den großen Vorteil, dass es wesentlich mehr IP-Adressen verwalten kann als sein Vorgänger. Die Notwendigkeit der Vergabe von dynamischen IP-Adressen könnte damit zukünftig ein Ende gesetzt werden.
Notebook-Besitzer dürfen sich zudem auf verbesserte Unterstützung für Suspend-Modi freuen. Mittlerweile werden immer mehr Chipsätze mit dieser sinnvollen Technik unterstützt. Auch andere Stromsparmechanismen (cpu_freq) wurden deutlich verbessert.
ReiserFS4, Filesystem im Userspace (FUSE) und Xen haben es zwar noch nicht geschafft vom Entwicklerzweig in den stabilen Zweig zu kommen, Andrew Morton, als Betreuer dessen, ist sich aber relativ sicher, dass dies nicht mehr lange auf sich warten lässt. So sind doch die Gegenstimmen hierzu immer seltener geworden. Fedora und SuSE integrieren zum Beispiel bereits jetzt die Virtualisierungslösung Xen.
Der neue Kernel an sich ist gute 36 MByte (als bz2 komprimiert) beziehungsweise 45 MByte (als gz komprimiert) groß. Patches sind entsprechend kleiner und bringen lediglich 4,5 MB (bz2) oder 5,4 MB (gz) auf die Byte-Waage und sind über diverse Mirror zu beziehen.
Downloads
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Linux Kernel Download
4,9 SterneDer Linux Kernel ist die Grundlage aller Linux-Distributionen wie z. B. Ubuntu oder Fedora.
- Version 6.12, Linux
- Version 6.11.9, Linux
- Version 6.6.62, Linux