Siemens spaltet Handy-Sparte ab
Nun ist man sie endlich losgeworden. Nach monatelanger Suche nach einem neuen Partner hat Siemens es nun geschafft, die defizitäre Handy-Sparte abzustoßen. Allerdings nicht ohne dadurch weitere Verluste in Millionenhöhe einzufahren. Für Siemens ist dieses Geschäft dennoch ein Schlussstrich unter eine verhagelte Zeit.
Abnehmer ist der taiwanesische Konzern BenQ, der seinerzeit aus einer Abspaltung vom Mutterkonzern Acer hervorging. Neben Digitalkameras, TFT-Monitoren und Scannern wird man nun also auch wieder verstärkt Handys vertreiben und übernimmt nun auch alle Namens- und Markenrechte, die ehemals im Besitz von Siemens waren. Für Siemens bedeutet dieser Deal, der vielmehr einer Schenkung gleicht, dass man ungefähr 350 Millionen Euro Verlust vor Steuern machen wird und sich zusätzlich noch verpflichtet, für insgesamt 50 Millionen Euro BenQ-Aktien zu zeichnen.
Analysten reagierten trotz dieser immensen Zahlen positiv auf die Abspaltung. Im Vorfeld hatte man mit einem Verlust von knapp 500 Millionen Euro für Siemens gerechnet, die nun aber unterschritten worden sind. Zukünftiger Firmensitz ist München; Dem Geschäft müssen jetzt nur noch die Hauptversammlung BenQs und das Kartellamt zustimmen.
Siemens wird auch weiterhin seinen Kunden im Telekommunikationsbereich alles aus einer Hand bieten. Mit BenQ haben wir einen Partner gefunden, der uns dazu entsprechende Produkte liefern wird. Darüber hinaus werden wir eng bei Forschung und Entwicklung zusammenarbeiten. Außerdem wollen wir bei der gemeinsamen Kundenansprache und im Vertrieb Synergien nutzen.
Lothar Pauly, Chef des Siemens-Bereichs Communications
Siemens hatte zuletzt im vergangenen Quartal einen operativen Verlust von 138 Millionen Euro in der Handysparte eingefahren und war mit 5,5 Prozent Marktanteil auf den sechsten Platz der weltweit führenden Handyhersteller zurückgefallen. Insgesamt beschäftigt Siemens circa 10.000 Menschen in der Handy-Sparte, darunter auch 4.200 in Werken in Bochum und Kamp-Lintfort. BenQ werde alle Mitarbeiter übernehmen, so ein Unternehmenssprecher. In diesen beiden Werken gilt nach wie vor der Beschäftigungssicherungsvertrag, der im vergangenen Jahr zwischen Belegschaft und Konzernführung abgeschlossen worden war. Darüber hinaus gebe es aber keine Beschäftigungsgarantien, so ein Siemens-Sprecher.