ATi: Windows Vista-Treiber für Aero Glass
Seit dem Start des Catalyst-Programms hat sich die Qualität der Treiber des in Markham, Ontario ansässigen Grafikkartenhersteller ATi Technologies merklich gebessert. Regelmäßig jeden Monat erscheint eine neue Version, die Bugs aus der Welt schafft oder auch neue Features bereithält.
Seit Ende letzter Woche steht nun die allererste Beta-Version von Windows Vista, ehemals Codename „Longhorn“, für Mitglieder des Microsoft Developer Networks (MSDN) oder technische Beta-Tester bereit und auch hier ist der kanadische Grafikkarten-Hersteller vorbildlich vertreten. Die Zusammenarbeit mit der Entwicklungsabteilung von Windows Vista hat offensichtlich geklappt. Denn ATi kann als erster Hersteller mit einer kompletten, in der aktuellen Beta 1 des Redmonder Betriebssystems integrierten Treibersuite auf Basis des neuen Longhorn Driver Display Model (LDDM) aufwarten. Von Radeon 9500 (R300) bis hin zu X850 XT Platinum Edition (R481) kommen alle DirectX 9.0-Grafikkarten des Herstellers in den Genuss der hardwarebeschleunigten Aero Glass-Oberfläche, ob Windows Vista Beta 1 x32 oder x64 ist dabei egal.
Das neue Treibermodell (LDDM) soll nicht nur dem Entwickler, sondern auch dem Benutzer (abgesehen von der schöneren Windows-Oberfläche) gravierende Vorteile bieten. Mit Features wie „GPU-Sharing“, welches das hürdenfreie parallele Betreiben von mehreren 3D-Anwendungen oder -Spielen ermöglichen soll, oder dem interessanten „Seamless Hang Recovery“ (SHR) scheint die neuartige Technologie große Fortschritte zu machen. Letzteres wurde vom betagten Windows 2000 bis zum noch aktuellen Windows XP SP2 stetig verbessert und wird in Vista zu dem Ziel geführt, dass bei hardwarebedingten „Aufhängern“ der GPU ein Systemabsturz vollständig verhindert wird – also ein Garant für das sichere Fortführen der Arbeit. Dazu kommt gerade in Bezug auf die SHR die Möglichkeit des Treibers, die betroffene Hardware zu resetten. Dies führt zwar zu einer „Device Lost“-Benachrichtigung an alle Anwendungen, jedoch bleibt das Betriebssystem intakt und Diagnosedaten können weiterhin gesammelt werden.
Eine weitere, nicht minder interessante Neuigkeit stellt der „Plug and Play Stop Support“ dar: Diese, schon vor dem ersten Windows XP-Release angekündigte, aber nicht geradlinig weitergeführte Treiberbehandlung soll bei Vista perfektioniert werden. PnPS-Support soll einen nahtlosen Übergang von zum Beispiel einem bisher installierten Treiber zum neueren realisieren, ohne dass dabei ein Neustart nötig wird. Dies treibt das neue Betriebssystem immer weiter von den alten Windows 98-Mankos davon.
Doch können diese Features des LDDM auch schon in der relativ frühen Windows Vista Beta 1 nachvollzogen werden? Leider nur teilweise, womit wir wieder zurück zum eigentlichen Thema kommen – den ATi-Treibern. Die Treiberintegration für alle auf dem Markt befindlichen DirectX 9-Grafikchips aus dem Hause ATi in Microsofts neuestes Betriebssystem ist leider noch nicht perfekt.
So gibt es schwerwiegende Probleme mit den AGP-Versionen der Radeon X700 und X800XL, die mit dem Out-of-the-box-Treiber von Vista nicht lauffähig sind, da die internen DeviceIDs der PCI Express- und AGP-Varianten identisch sind. Vista erkennt die AGP-Karten also fälschlicherweise als PCI Express-Peripherie und bringt sich selbst mit der Installation des Treibers zum Absturz. Zum Glück haben hier die Spezialisten aus Markham mit einem neuen Treiberpaket nachgezogen, das darüber hinaus auch die den Chipsätzen Radeon Xpress 200 und 200M integrierten Grafiklösungen unterstützt (Download siehe unten).
Dennoch scheint LDDM noch in den Anfängen zu stecken. Sollte das System nicht eigentlich erkennen, an was für einem Schnittstellen-Typ ein Gerät angeschlossen ist? Stattdessen muss sich der Installationsassistent auf die DeviceID verlassen. Hinzu kommt die Tatsache, dass das aktuelle Catalyst-Paket für Vista jegliche Benutzertools misst, wie zum Beispiel das Catalyst Control Center, das eigens für das neue Microsoft Betriebssystem entwickelt wurde. Eine gesonderte Installation ist derzeit ebenfalls nicht möglich, da mit der Meldung abgebrochen wird, dass keine unterstützte ATi-Grafikkarte gefunden wurde.
Für den Anfang ist die mit der ersten Beta gezeigte Treiberunterstützung sicherlich nicht als schlecht zu bezeichnen. Die finale Version von Windows Vista ist noch über ein Jahr entfernt und bis dahin wird sich auch der Reigen der unterstützten Hardware weiter vergrößern. Neben ATi kann auch nVidia mit integrierten LDDM-Treibern aufwarten und spätestens mit der Beta 2 wird auch Intel nachziehen.
Theoretisch kann Windows Vista auch mit den Treibern von Windows XP zusammenarbeiten, was jedoch in vielen Fällen – z.B. den Creative Soundkarten – zu weiteren Problemen führt. Darüber hinaus sei angemerkt, dass Vista in der Beta 1 derzeit noch Treiber ohne WHQL-Zertifikat akzeptiert, spätestens das Endprodukt wird sich diesen Treibern jedoch in den Weg stellen. Um ein WHQL-Zertifikat zu erhalten, müssen alle Treiber einer Prüfung durch die Window Hardware Quality Labs (WHQL) unterzogen werden, mit der sichergestellt werden soll, dass die Treiber standardkonform und damit auch stabil sind.
Wir bedanken uns bei Hannes Tismer
für das Einsenden dieser Meldung