Razzia wegen Raubkopien bei der GVU
Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ellwangen und des Landeskriminalamts Baden-Württemberg führten Polizeibeamte heute Vormittag gegen 10 Uhr in mehr als 200 Orten in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Polen und Tschechien Razzien durch.
Kurioserweise fand einer dieser Durchsuchungen bei der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) statt. Die GVU arbeitet in Auftrag der Filmbranche und der Entertainmentsoftware-Industrie und soll dazu beitragen, Raubkopien einzudämmen und geistiges Eigentum zu schützen. Anscheinend ist die Organisation hierbei über das Ziel hinaus geschossen.
So soll ein Administrator eines Warez-Servers regelmäßige Zahlungen und Hardware für das System erhalten haben. Im Gegenzug erhielt die GVU Log-Dateien, in denen die Zugriffs-IP-Adressen gespeichert werden. Mit Hilfe dieser IP-Adressen besteht die Möglichkeit, diejenigen ausfindig zu machen, die auf den Server zugegriffen haben. Der im Frankfurter Rechenzentrum stationierte Server wurde heute von der Polizei beschlagnahmt. Mehrere Release-Gruppen hatten Zugriff auf diesen Server, um illegale Kopien von aktuellen Filmen von den eigenen Servern auf diesen zu übertragen, womit die Verbreitungsrate steigt. Die GUV gab im Laufe des Tages in einer Pressemitteilung offen zu, dass von diesem Server und einem anderen massenhaft Raubkopieren verbreitet worden sind.
Ebenso wie die Release-Gruppen soll auch die GVU Zugriff auf den Server gehabt und aus dem eigenen Interesse heraus mit Hardware unterstützt haben, damit dieser attraktiv bleibt. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, könnte die GVU für Beihilfe zur Verbreitung von Raubkopien strafrechtlich belangt werden. Und diesem Verdacht geht allem Anschein nach die Staatsanwaltschaft Ellwangen nach. Ebenfalls ist fragwürdig, inwiefern die Geschäftsführung der GVU und die Mitglieder Kenntnis von diesen Ermittlungsmethoden hatten, sollten sie sich bewahrheiten. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem Unternehmen aus der Film- und Softwareindustrie.
Nachforschungen der c`t und Onlinekosten haben ergeben, dass zumindest ein Mitglied der GVU-Geschäftsführung im Bilde war. Offiziell bestätigte die GVU allerdings nur, dass in der Zentrale in Hamburg ermittelt wurde. Der Grund soll die Verifizierung von Daten sein, welche die GVU an die Behörden übergeben hat. Wenn dies aber der wahre Grund sein sollte, stellt sich die Frage, weswegen die Staatsanwaltschaft Ellwangen einen Durchsuchungsbefehl benötigt hat. Eine Stellungnahme der GVU haben die Kollegen der c`t bislang nicht erhalten.