Windows Vista Build 5342 geht an Tester
Microsoft hat technischen Beta-Testern am späten Freitag Abend Buildnummer 5342 seines kommenden Windows Vista-Betriebssystems zugänglich gemacht. Im Vergleich zum Ende Februar veröffentlichen Februar Community Technology Preview (CTP) (Build 5308) wurden in aller erster Linie Fehler beseitigt.
Die neueste Version, die den Testern nur in englischer Sprache und der alles umfassenden Ultimate Edition zur Verfügung steht, ist abermals mit dem Windows Sidebar ausgestattet, in dem kleine nützliche Anwendungen, so genannte Widgets/Gadgets, ausgeführt werden können. In der neuen Version wurden die mit Build 5308 eingeführten Gadgets (Program-Launcher, Newsfeed-Reader, Bilder-Slideshow, Weltuhr und Papierkorb) unter anderem um eine Eieruhr, einen optisch ansprechenden Taschenrechner und drei Minispiele, darunter Minesweeper, erweitert. Die Entwicklung des Sidebar schreitet also voran.
Doch mit Version 5342 macht das neue Betriebssystem auch an anderen Stellen einen deutlich besseren Eindruck. Während die vorangegangene Version bei nVidia-Grafikkarten alle zwei Sekunden eine Zwangspause einlegte, wurde dieses Problem inzwischen gelöst. ATi-User waren hiervon nicht betroffen und erlebten damit ein völlig anderes Windows. Bei nVidia konnte das Problem in Build 5308 durch einen neuen Treiber behoben werden. Der Treiber – und das betrifft nicht nur die Grafikkarte – hat damit maßgeblichen Einfluss auf das Vista-Erlebnis.
Beispiel: Wer ein Notebook mit Intel i915GM Express Chipsatz besitzt, bei dem wird die aktuelle Version des Media Centers den Versuch eine DVD oder TV zu schauen mit einem Absturz quittieren. Wir dagegen können uns erstmalig freuen. Mit dem BDA-Treibern für Windows XP konnten unserer TV-Karte KNC One TV-Station DVB-T erstmalig Bild und Ton abgewonnen werden. Bei Build 5270 (December CTP) ging fast nichts, in Build 5308 folgte der Ton und nun ist auch das Bild da.
Da Microsoft an vielen Komponenten des Systems grundlegende Veränderungen vorgenommen hat – Netzwerk- und Sound-Stack wurden komplett umgeschrieben – und der Einsatz von Windows XP-Treibern häufig zu Instabilitäten führte, wurden nun Konsequenzen gezogen. Mit Build 5308 stellte man noch Creative Audigy 1/2-Treiber über Windows Update zum automatischen Download bereitet, mit 5342 sind diese verschwunden. Zu Recht: die von Creative über Windows Update und auf der eigenen Webseite bereitgestellten Treiber für Vista sind seit der ersten Beta-Version (5219) eine Problemquelle und Sound kam dabei nicht immer aus den Boxen. Erfreulicherweise lässt sich Creatives Sound Blaster Audigy 2 – für alle, die das Risiko mögen – mit den für Vista Build 5231 gelisteten Treibern mit Build 5342 im Stereo-Modus und weiterhin mäßiger Soundqualität dennoch betreiben.
Für den auf unserem Mainboard verbauten High Definition Audio-(HD-Audio-)Soundchip hat Vista zwar von Hause aus Treiber, allerdings wird der Mikrofon-Eingang derzeit nicht unterstützt. Doch etwas Unterstützung ist immer noch besser als gar keine:
- Q: Why must I have to install the drivers for my Legacy AC97 audio device, where it was built-in for Windows XP?
- A: All Legacy Audio devices must be downloaded from Windows Update, or from the vendor's website. We have removed all Legacy Audio built-in driver support from Vista in its entirety.
- Q: Are MIDI/Gameports supported under Vista?
- A: We've removed support for these types of devices, in favor of USB connected devices.
- Q: Why won't my XP printer driver package install in Vista?
- A: Most of the XP installer packages are not supported in Vista. Most vendors are working on new installer packages or in some cases, inbox support for some printers.
Da Hardware-Treiber in der Geschichte von Windows für viele Probleme, Abstürze und Bluescreens verantwortlich waren, hat Microsoft für Vista entschieden, dass das Betriebssystem in der fertigen Version die Installation jeglicher Treiber ohne Zertifikat der Windows Hardware Quality Labs (WHQL) verweigert. Damit soll die Stabilität des Betriebssystems erhöht werden. Letztendlich ein Schritt, den all diejenigen begrüßen werden, die populäre Hardware im Rechner ihr Eigen nennen. Hierfür ist schließlich mit neuen Treibern zu rechnen. Alle anderen dürfen bangen. Bereits mit Windows XP hatte der Softwareriese überlegt diesen Zwang einzuführen, hat sich aber zu einer Sicherheitswarnung hinreißen lassen.
Der allgemein verbesserte Support unserer Hardware hat uns zu weiteren Experimenten mit Windows Vista veranlasst. Beim normalen Arbeiten fällt auf, dass das Betriebssystem nach dem Systemstart etwa 600 MB Speicher reserviert und dieser Wert beim Arbeiten schnell über 1 GB steigt. Zumindest die aktuelle Entwicklungs-Version ist damit doppelt so hungrig wie Windows XP. Der Versuch Windows durch dein Einsatz von einem 1 GB USB-Stick von Corsair zu beschleunigen – das Feature nennt sich SuperFetch und kann schnelle USB-2.0-Speicher als Systemcache nutzen – führte zu keinem merklichen Performance-Gewinn. Eine Cache-Datei wurde auf dem Stick jedoch abgelegt und reges Blinken signalisierte uns, dass dieser eingesetzt wird.
Begeistern konnte Vista mit seinen Tablet-PC-Funktionen. Die Handschrifterkennung war dabei sogar in der Lage sehr „unschöne“ Handschriften zu erkennen. Experimente mit der Maus zu schreiben, waren erfolgreich. Ob die Funktion der der Windows XP Tablet Edition überlegen ist, können wir mangels Erfahrung mit der Windows-XP-Lösung nicht sagen. Mit Vista wird nun auch an Linkshänder gedacht. Außerdem gibt es ein Spiel speziel für Tablet-PCs: mit Hilfe von gezeichneten Strichen müssen farbige Kugeln eingelocht werden.
Die mit Build 5342 einmal mehr aktualisierte Version des Media Centers macht einen fortgeschrittenen, aufgeräumten Eindruck. Allerdings ist auch diese Anwendung noch nicht perfekt. Bei TV-Übertragungen mit Dolby-Digital-Audio bleiben die Boxen stumm. Sonntag-Abend-Übertragungen auf Sat.1 und Pro7 werden zum Stummfilm.
Mit Windows DVD Maker ist in Vista (wie in Build 5308) eine Applikation vorhanden, mit der sich Fotos und Videos auf DVD bannen lassen. Interessanterweise lässt sich das Programm nur dann starten, wenn von Anfang an eine leere DVD im Brenner eingelegt ist. Nach der Auswahl der Videos und Bilder und der Wahl des gewünschten DVD-Menüs wird sofort mit dem zeitaufwendigen Konvertieren der Daten begonnen. Eine schnelle Vorschau gibt es derzeit noch nicht.
An den Multimedia-Anwendungen Windows Media Player 11 und Windows Photo Gallery (die entgegen des Namens auch Videos umfasst) hat es im Vergleich zum December CTP von Vista keine großen Fortschritte gegeben. Allerdings gibt es neue Standard-Musik, -Bilder und -Videos.
Lust auf mehr macht zweifelsohne die Sprachsteuerung und Spracherkennung von Windows Vista, die sogar das Navigieren auf Webseiten erlaubt. Erste Gehversuche in der englischen Version sind vielversprechend. Ganz ohne Programmabsturz läuft die Applikation zwar noch nicht, aber Microsoft sind die Probleme bekannt. Die Sprachsteuerung lässt sich nur über das Startmenü ausführen, die Links in der Systemsteuerung sind noch ohne Funktion.
Dem langerwarteten Sidebar können wir dagegen noch nicht viel abgewinnen. Möglicherweise bedarf es hier einer Umgewöhnung, oder es liegt an den derzeit noch wenig sinnvollen Gadgets. Auch die mangelnde (Widescreen)-Bildschirmauflösung trägt ihr Übriges bei. In 1280x1024 ist nicht genug Platz den Sidebar On-Top an der Seite zu platzieren. Ohne diese Option ist er jedoch kaum im Sichtfeld des Users.
Neu in Build 5342 ist ein Programm mit dem Namen Snipping-Toll, das für Bildschirm-Screenshots eingesetzt werden kann. Ob sinnvoll oder nicht, Microsoft kann damit den Funktionsumfang von Windows Vista komplettieren. Noch viel erfreulicher ist, dass Paint Bilder endlich im PNG-Format ablegen kann.
Eine weitere Neuerung (nicht speziell von Build 5342) betrifft die Sound-Optionen und einen seit der Veröffentlichung von Windows 95 erstmalig überarbeiteten Sound-Recorder. Mit Hilfe des überarbeiteten Sound-Stacks kann die Lautstärke jeder einzelnen Windows-Anwendung relativ zur Maximallautstärke justiert werden. Für die Wiedergabe von Videos und Musik, für die Kommunikation oder für alles andere können darüber hinaus verschiedene Audiogeräte festgelegt werden. Während an der Onboard-Soundlösung das Headset hängt, kann an der hochwerten Soundkarte das 5.1 Soundsystem betrieben werden. Windows wählt je nach Aufgabe automatisch das richtige Gerät. Diese Funktion ist in Build 5342 wieder defekt, funktionierte in Version 5308 jedoch problemlos. Der neue Sound-Recorder wurde von der Beschränkung befreit, maximal 60 Sekunden Audio in Folge aufzeichnen zu können. Außerdem wird der Audiomitschnitt direkt im WMA-Format gespeichert. MP3 steht derzeit noch nicht zur Auswahl.
Mit Build 5342 (Beta 1 Refresh) hat Microsoft wieder einmal Fortschritte gemacht. Doch auch diese Version hat noch genug Probleme. Der System-Start dauert unheimlich lange und Abstürze von einzelnen Programmen (nicht aber dem gesamten Betriebssystem) sind an der Tagesordnung. Somit ist das neue Betriebssystem nach wie vor nur für Experimente geeignet. Die mittlerweile für Mai (bisher April) geplante Beta 2 von Vista soll in Form eines öffentlichen Beta-Tests einem größeren Publikum zur Verfügung gestellt werden. Bis dahin bleibt für Microsoft noch etwas Zeit vor allem die störenden Treiberprobleme aus der Welt zu schaffen.
Zum Abschluss der Vorstellung von Windows Vista Build 5342 folgen weitere Screenshots der Systemsteuerung und einige (Fehler-)Dialoge: