DVB-H zur Fußball-Weltmeisterschaft
Pünktlich zum Start der Fußball-Weltmeisterschaft wollen die vier großen Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 in den Großstädten Berlin, Hamburg, München und Hannover Fernsehen über die MPEG-4 basierte DVB-H-Technologie verbreiten. Dabei gilt es aber noch das eine oder andere Problem zu beheben.
Zum Beispiel wären da die Endgeräte. Bis dato herrscht bei den DVB-H Endgeräten de facto keine Auswahl. Zwar gibt es mit Nokia oder auch Samsung durchaus Hersteller, die auf die Ausgabe des Standards setzen und bereits Modell-Varianten auf der diesjährigen CeBIT vorgestellt haben. Bisher schafften es aber keine Geräte in den Handel. Entsprechend werden in der angekündigten Testphase nur ausgewählte Benutzer in den Genuss von DVB-H kommen. Dabei arbeitet das Konsortium aus den vier führenden Netzprovidern in Sachen Infrastruktur und Programmverteilung gezielt zusammen.
Als Fokus dient dabei ein gemeinsames Ziel: Die Etablierung des DVB-H Standards gegenüber der Konkurrenz-Sendetechnik DMB, die von der Firma „Mobiles Fernsehen Deutschland“ (MFD) favorisiert wird. DVB-H wird zukünftig bis zu 40 Programme an beliebig viele Handyempfänger übertragen. Dabei ist die Datenrate für die Darstellung auf Handydisplays optimiert. Da DVB-H auf Rundfunk-Technik basiert, kommt es theoretisch - im Vergleich zur UMTS-Technologie – zu keinerlei Lieferengpässen oder Qualitätsmängeln. DMB – das übrigens auch zur WM starten soll – kann in gleicher Qualität und Umfang senden, wird aber vorerst weniger Kanäle beinhalten.
Neben der Infrastruktur und den Endgeräten dürfte die Mobilfunkgrößen aber auch das noch nicht vorhandene Geschäftsmodell in Sachen DVB-H sorgen. So müsste das Programm eigentlich verschlüsselt ausgestrahlt werden, damit die Kunden überhaupt abgerechnet werden können. Und auch bei den Frequenzen droht regulierungstechnisches Ungemach, da DVB-H einen Fernsehkanal im UHF- oder VHF-Spektrum benötigt - ein Bereich, der aufgrund von DVB-T ohnehin fast durchgängig belegt ist. Hier sind Auseinandersetzungen mit den jeweiligen Landesmedienanstalten vorprogrammiert – noch mehr organisatorische Hürden.
Dennoch soll die mehrwöchige Testphase wie geplant zur WM starten. Dann werden ausgewählte Personen über DVB-H in den genannten Städten neben dem dritten Programm unter anderem Pro 7, RTL und Eurosport empfangen können. Bis zur finalen Klärung der Frage „DVB-H oder DMB“ wird aber noch so manche andere Frage geklärt werden müssen. Angefangen bei den Endgeräten über die Technik bis hin zur Frequenzaufteilung bleibt dann letztlich eine – die wohl essentiell wichtigste – zu beantworten: Die nach der Größe des Marktes. Bisher kann jedenfalls niemand wirklich einschätzen, inwiefern Handy-TV über eine der genannten Technologien überhaupt auf Kundschaft treffen wird.