Vista provoziert Klage von Symantec
Microsofts Betriebssystem der nächsten Generation, Windows Vista, sorgt bereits jetzt für Furore in der Welt der Software-Global-Player. Mit Symantec wirft einer der führenden Hersteller von Antivirensoftware dem Redmonder OS-Mogul vor, unerlaubt Techniken zur Datenspeicherung in Vista integriert zu haben.
Im Klagetext, der ab sofort die US-amerikanischen Gerichte beschäftigen wird, ist von Vertragsbruch und Veruntreuung geistigen Eigentums die Rede. Der Auslegung der Symantec-Anwälte zufolge hat Microsoft demnach ohne Erlaubnis Technologie des seit 2005 Symantec gehörenden Unternehmens Veritas in die Entwicklung von Vista einfließen lassen. Microsoft bestreitet indes die Vorwürfe und beruft sich dabei auf einen Vertragstext von 1996, wonach Microsoft das Recht an der Benutzung einer Veritas-Applikation zur Verwaltung von Festplattenspeicher hält.
Genau diesen Text interpretiert man bei Symantec anders und hofft nun, dass die Gerichte – sollte Microsoft nicht einlenken – den Vista-Start, der momentan für Anfang 2007 geplant ist, gegebenenfalls stoppen werden. Dabei beruft sich das Unternehmen auf den Umstand, dass Microsoft zu keiner Zeit eine Erlaubnis dazu erhalten hätte, Teile der genannten Applikation in Vista zu integrieren. Dabei ist die Technologie pikanterweise bereits im aktuellen Windows XP sowie in Windows Server 2003 verbaut. Laut Symantec brachte die Integration in Vista jetzt das Faß zum Überlaufen: „Über fast ein Jahrzehnt hinweg hat Microsoft vorsätzlich und heimlich die wertvollen Datenspeichertechnologien von Symantec veruntreut“, so der Klagetext.
Dass die unterschiedliche Auslegung eines Vertragstextes von 1996 letztlich dazu führen wird, dass ein Softwareprodukt mit dem Potential eines neuen Windows nicht an wie geplant an den Start gehen darf, erscheint unwahrscheinlich. Fakt ist, dass die Richter den Fall mit der nötigen Sensibilität angehenden werden. Nach einem aktuellen Urteil des Supreme Court werden die Justizdiener neuerdings besonders dazu angehalten, Patentfälle mit Umsicht anzugehen um somit massive finanzielle Schäden aufgrund von minimalen Patentverletzungen zu verhindern. Hinter der Klage kann indes durchaus mehr gesehen werden, als nur der Versuch Symantecs, endlich geltendes Recht einzufordern. In jüngster Vergangenheit haben sich die beiden Unternehmen immer mehr zu Konkurrenten entwickelt – nicht zuletzt die Ankündigung zur Entwicklung eines eigenen Anti-Viren-Service von Microsoft dürfte die Offiziellen bei Symantec nicht amüsiert haben.
So passt es ins Bild, dass die Anwälte gerade jetzt losschlagen. Aber auch ohne die neue Klage haben die Redmonder rechtlich in Sachen Vista genug schlechte Publicity zu bewältigen. Neben der US-Kartellbehörde, die den marktbeherrschenden Status der Software argwöhnisch beobachtet, hat die EU im März verkündet, dass Windows Vista mit dem neuen Internet Explorer und gewissen Voreinstellungen wie zum Beispiel der Microsoft-eigenen Suchmaschine als Standard Such-Engine unter Umständen gegen geltendendes Recht verstoße. Aus Europa droht also wesentlich mehr Ungemach – sollten sich hier die Vorwürfe erhärten, so könnte der Start zu Symantecs Freude durchaus wackeln.