Keynote zur Entwicklung des Linux-Kernels
Greg Kroah-Hartmann, ein früher von SuSE und nunmehr von Novell für seine Arbeit bezahlter Entwickler des Linux-Kernels, hat seine auf dem Ottawa Linux Symposium 2006 gehaltene Keynote mit ausführlichen Kommentaren ins Web gestellt. Unter anderem wird die Frage beantwortet, wieso der Linux-Kernel kein stabiles API hat.
Zunächst geht er auf die erreichten Meilensteine und insbesondere die von Linux unterstützte Hardware ein, welche die Hardware-Unterstützung anderer Betriebssysteme in den Schatten stelle – auch wenn aus Sicht der Heimanwender beispielsweise bei Wireless-LAN-Treibern noch Aufholbedarf besteht. Unter anderem unterstütze Linux die meisten Prozessorarchitekturen und könne vom Handy bis hin zum Supercomputer eingesetzt werden. Dabei hebt er hervor, dass die im Linux-Kernel integrierten Treiber auf nahezu allen dieser Architekturen funktionieren, wohingegen beispielsweise Anwender von Windows XP x64 teils lange auf kompatible Treiber warten mussten.
Der nächste Abschnitt widmet sich dem Entwicklungsprozess des Kernels, der immer wieder Anlass für Kritik ist. Kritisiert wird zum einen, dass für eine stabile Kernel-Serie zu große Änderungen vorgenommen würden und dass zum anderen Roadmaps oder Design-Dokumente eher die Ausnahme sind, wofür Greg Kroah-Hartmann Gründe nennt. Unter anderem zitiert er Linus Torvalds Worten „Linux is evolution, not intelligent design.“
Auch der Wunsch vieler Hardware-Hersteller nach einem stabilen API wird seziert und als schädlich für die Entwicklung des Linux-Kernels dargestellt. Eine immer wieder aufkochende Diskussion sind die unter anderem von ATi und nVidia ohne jeglichen Quelltext bereitgestellten „Binary-Only“-Treiber für Grafikkarten. Da diese als Module in den Kernel eingebunden werden müssen, jedoch nicht wie dieser unter der GPL angeboten werden, seien diese schlichtweg illegal, so Greg Kroah-Hartmann. Er habe sich diesbezüglich über die Jahre mit mehreren Anwälten unterhalten, welche allesamt zu diesem Schluss gekommen seien. Darüber hinaus seien solche nicht quelloffenen Module unpraktisch in der Handhabung und ethisch nicht vertretbar.
Im Folgenden geht Greg Kroah-Hartmann noch auf Schwierigkeiten bei der Aufnahme von Treibern in den Kernel ein und schließt seine Keynote auf dem Ottawa Linux Symposium 2006 mit den nicht ganz ernst gemeinten Worten „The world domination is proceeding as planned“.