Scythe Infinity im Test: Ein Japaner auf der Überholspur

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Martin Eckardt
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Kühler im Detail

Scythe liefert mit dem Infinity ein wahrhaft beeindruckendes Stück CPU-Kühler ab. Allein der Materialaufwand für den japanischen Mammutkühler, der, den bereits als riesig zu deklarierenden Ninja aus eigenem Hause noch übertreffend, in seiner Größe und seinem Gesamtgewicht von fast einem Kilogramm seinesgleichen am Markt sucht, ist atemberaubend. Für viele potentielle Käufer stellt dabei im Besonderen das Hohe Gewicht, welches sie ihrer CPU respektive ihrem Mainboard nicht zumuten wollen, den Problemfaktor dar. In der Praxis stellt sich dieses allerdings als eher unkritisch heraus, sofern man bei montiertem Kühler - speziell bei der etwas unsichereren Sockel-775-Anbringung - entsprechend behutsam mit seinem Rechenknecht umzugehen weiß.

Hybrid-Kühler mit 5-fach U-Heatpipe
Hybrid-Kühler mit 5-fach U-Heatpipe
Filigran überlappende Lamellenanordnung
Filigran überlappende Lamellenanordnung
Absolut saubere Materialverarbeitung
Absolut saubere Materialverarbeitung

Trotz seiner wahnwitzigen Dimensionen vermittelt Scythes neuer, diesmal auf einem fünfach-U-Heatpipe basierender Hybrid-Tower-Kühler ein überaus hohes Maß an Filigranität und Materialgüte. Dafür zeichnen sich in erster Linie die 30 hauchdünnen, zur Oberflächenvergrößerung in den vornehmlich ventilierten Seitenbereichen einzigartig überlappend angebrachten Aluminiumlamellen verantwortlich, die abrundend den Firmennamen als Qualitätssiegel tragen. Mit einem Lamellenabstand von etwa 3 mm sollte sich der Infinity bei entsprechendem CPU-Setup zudem auch zum passiven bzw. semi-passiven Kühlbetrieb per Gehäuselüfterventilation eignen.

Mammutkühler: Lüfterfixierung per Drahtbügel an gewünschter Seite
Mammutkühler: Lüfterfixierung per Drahtbügel an gewünschter Seite
Leiser 120-mm-Serienlüfter überzeugt
Leiser 120-mm-Serienlüfter überzeugt
Noch größer im Vergleich zum Ninja
Noch größer im Vergleich zum Ninja

Wie schon beim Ninja verwirklichen die Japaner auch beim Infinity die Lüfteranbringung per Drahtbügelhalterung. Dabei ist es auch beim Neuling trotz seines eher rechteckigen Layouts möglich, den Ventilator wahlweise an einer der vier Seiten zu fixieren. Da der Lieferumfang des Infinity nur ein Bügelpaar enthält, ist eine Dual-Lüftermontage nicht vorgesehen; sofern der entsprechende Platz im Gehäuse vorhanden ist, aber auch nicht unmöglich. Der Scythe-Support sollte hier für alle Performance-Junkies, die sich die zwei bis drei Grad Kelvin bessere Kühlleistung durch einen zweiten Lüfter nicht entgehen lassen wollen, bei Bedarf mit einem zweiten Drahtbügelpaar aushelfen können.

Einen guten Griff haben die Japaner auch bei der Wahl des mitgelieferten 120-mm-Lüfters getan. Scythe arbeitet jüngst mit verschiedenen Lüfterherstellern zusammen und vertreibt entsprechend würdige, leise Fabrikate unter eigener Flagge. Dieses Zusammenwirken kommt natürlich auch den Abstimmungen der Kühler-Combos zugute, sodass dem Infinity ein bereits bei voller Drehzahl (1200 U/min) angenehm leiser Partner zur Seite steht, der sich bei Bedarf in absolute Silent-Tauglichkeit bei minimalen Lagerlaufgeräuschen verabschiedet.

Montagebesonderheiten

„Versatile Tool-free Multiplattform System“ - Clips für alle Sockel
„Versatile Tool-free Multiplattform System“ - Clips für alle Sockel

Wie bereits beim Mine-Cooler gesehen, baut auch der Infinity auf das von Scythe entwickelte „Versatile Tool-free Multiplattform System“ zur Montage auf allen aktuellen Prozessorsockeln. Dazu werden die mitgelieferten, spezifischen Clips einfach am Kühlkörper eingerastet - das geht problemlos, schnell und vor allem, ohne Werkzeug. Allerdings lassen sich die robusten Metallclips mitunter etwas schwierig wieder aus ihren Aufnahmen am Kühlkörper entfernen.

Mit einer Bauhöhe von 160 mm ist der Infinity noch einen Zentimeter höher als Ninja und Mine und benötigt damit entsprechend breite Gehäuseformen. Zwischen Mainboardoberfläche und Seitenwand sollten zur uneingeschränkten Kompatibilität daher mindestens 165 mm Freiraum vorhanden sein. Viele Gehäusetypen vereiteln aufgrund dieser Bedingung die Einsetzbarkeit des Infinity bereits im Vorfeld.

Einseitig eingeklickte Sockel-775-Montageklammer
Einseitig eingeklickte Sockel-775-Montageklammer
Keine Inkompatibilitäten mit NB-Cooler oder Elektrobauteilen
Keine Inkompatibilitäten mit NB-Cooler oder Elektrobauteilen
Wenig Platz im Gehäuse, wenn der Infinity montiert ist
Wenig Platz im Gehäuse, wenn der Infinity montiert ist

Der Montageakt selber wird trotz der Zielstellung, den Kühler bei eingebautem Mainboard montieren zu können, speziell mit dem ungeliebten Push-Pin-System für Intels Sockel 775 zum Gedults- und Fingerspitzengefühls-Spiel. Der aufzubringende Anpressdruck ist zwar moderat, die enorme Abmessung des Infinity, dessen Lamellen die Haltevorrichtungen zum Großteil überdecken, steht allerdings als Hauptproblem im Raum. Im Zweifelsfall ist es daher zu empfehlen, das Mainboard zur angenehmeren Installation des Kühlriesens aus dem Gehäuse zu nehmen oder sich wahlweise mit einem langen, flachen Gengenstand (etwa einem langem Holzlineal) zu behelfen und behutsam die Spreizstifte einzudrücken. Im Allgemeinen würden wir uns aber aus Sicherheitsgründen wieder eine geschraubte Back-Platen-Montage für den Sockel 775 wünschen.

Ob des Platzmangels ähnlich erschwert sieht es auch beim unterstützten Intel Sockel 478 aus, wobei das Einrasten der Klammern ins Retention-Modul bei eingebautem Mainboard nahezu unmöglich erscheint. AMD-Besitzer haben es mit dem Infinity wiederum am einfachsten, denn die 6-Punkt-Klammern, die den Kilokoloss mit schwungvollem Hebelumlegen auf der CPU fixieren, sind je nach Layout auch im Gehäuse noch den Umständen entsprechend bequem zu bedienen.