Video: Effektvoller Linux-Desktop mit Beryl

Steffen Weber
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Anfang des Jahres hat Novell einen hardwarebeschleunigten Linux-Desktop präsentiert. Mittlerweile werden die Komponenten von der Community weiterentwickelt. Vorausgesetzt es werkelt die richtige Grafikkarte im Rechner, ist das Aufsetzen eines solchen Setups deutlich einfacher geworden. ComputerBase zeigt den aktuellen Stand.

Unser Video entstand auf einem Gentoo-Linux-System mit Athlon 64 3500+, 2 GB RAM und einer Grafikkarte vom Typ nVidia GeForce 6600. Was man in jedem Fall benötigt ist einer der beiden Fenstermanager Compiz oder Beryl. Besitzer von nVidia-Grafikkarten müssen darüber hinaus nur den neuesten Betatreiber mit Versionsnummer 1.0-9625 installieren und sind startklar. Die Linuxtreiber von ATi stellen die benötigte Funktionalität momentan noch nicht bereit und erfordern die Verwendung von XGL.

Der einst von Novell entwickelte Fenstermanager „Compiz“ scheint an Bedeutung zu verlieren. Da sich der Hauptentwickler von Compiz weigert, diverse ihm angebotene Patches zu akzeptieren, haben andere Entwickler zunächst für einige Monate eine Reihe von Erweiterungen unter dem Namen „Compiz-Quinnstorm“ veröffentlicht. Ende September ist man jedoch zu dem Schluss gekommen, dass „Compiz-Quinnstorm“ sich immer schneller weiterentwickelt und zunehmend weniger mit „Compiz“ gemein hat. Daraufhin wurde am 18. September das Projekt Beryl als Fork und inoffizieller Nachfolger von Compiz ins Leben gerufen.

Beryl befindet sich noch im Anfangsstadium der Entwicklung und hat am 29. September Version 0.1 zum Download bereitgestellt. Unser Video entstand mit einer heute Mittag aus dem Subversion-Repository entnommen Version. Mit Ausnahme der Wiedergabe von Videos erzeugt Beryl kaum CPU-Last. Das parallele Aufnehmen des hier gezeigten Videos hat jedoch zu einer so hohen CPU-Last geführt, dass wir zum Erreichen einer Framerate, die eine flüssige Wiedergabe der Animationen ermöglicht, die Bildschirmauflösung auf 800x600 heruntersetzen müssen.

Ein Teil der gezeigten Effekte, beispielsweise die durch den Mauszeiger erzeugten Wasserwellen, sind zumindest momentan noch Spielerei und in der Praxis nicht zu gebrauchen. Andere hingegen können die Benutzerfreundlichkeit verbessern. So sind zum Beispiel die beiden gezeigten Features zum Umschalten zwischen geöffneten Fenstern aufgrund der Vorschaufunktion wesentlich zugänglicher als das herkömmliche, beim Betätigen von Alt + Tab erscheinende Interface. Anwender von Mac OS X werden sich sofort an Exposé erinnert fühlen.

Beryl – Transparenz
Beryl – Transparenz
Beryl – Desktop-Cube
Beryl – Desktop-Cube
Beryl – „Exposé“
Beryl – „Exposé“
Beryl – Alt+Tab
Beryl – Alt+Tab

Darüber hinaus sei erwähnt, dass Beryl die Konfiguration jedes einzelnen Effekts ermöglicht. Wer möchte kann erreichen, dass Fenster sich beim Schließen zusammenfalten, beim Minimieren in die Taskleiste aufgesogen werden oder nach dem Verschieben eine Wasserwelle erzeugen, als hätte man sie in einen See geworfen. Anstatt dass man den zum Schluss gezeigten Cube mit den verschiedenen Desktops von außen sieht kann man diesen auch von Innen betrachten oder einzelne Animationen beliebig beschleunigen bzw. verlangsamen.

Beryl Settings Manager – General Options
Beryl Settings Manager – General Options
Beryl Settings Manager – Desktop Cube
Beryl Settings Manager – Desktop Cube
Beryl Settings Manager – Animations
Beryl Settings Manager – Animations
Beryl Settings Manager – Application Switcher
Beryl Settings Manager – Application Switcher

Bis Beryl für Jedermann nutzbar ist, müssen neben dem Festlegen sinnvoller Standardeinstellungen und dem Reifen der Treiber für die Grafikkarten noch einige Kinderkrankheiten behoben werden. So lässt sich Beryl auf unserem Testsystem stets erst beim zweiten Versuch starten – beim ersten Mal fehlen die Fensterdekorationen, der Bildschirm wird schwarz und man muss Beryl von einer anderen Konsole aus abschießen. Nachdem Beryl erst einmal lief, konnten wir jedoch keinerlei Stabilitätsprobleme feststellen. Darüber hinaus könnte die Abhängigkeit von proprietären Grafiktreibern zu einem Problem werden:

Anleitungen für verschiedene Grafikkarten findet man mittlerweile Zuhauf in den Foren und Wikis der verschiedenen Linux-Distributionen. Wer sich zutraut, sein Linux-System im Notfall auch von der Kommandozeile aus in einen brauchbaren Zustand zurückzuversetzen, darf einen Probelauf wagen. Wer das Risiko nicht eingehen möchte kann auf Live-CDs warten, welche in Kürze erscheinen und das Ausprobieren von Beryl ohne jegliches Risiko für das System ermöglichen sollten.

Wer möchte kann eine hochauflösende Version des Videos herunterladen (20 MB).

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