nVidia will Unabhängigkeit beibehalten

Andreas Frischholz
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Vergangene Woche führte die Financial Times Deutschland ein Interview mit nVidias Vorstandschef Jen-Hsun Huang. In dem Gespräch erläuterte dieser einige Punkte zur Firmenpolitik des Grafikchip-Herstellers, wobei die aktuelle Chipgeneration G80 nicht unerwähnt blieb.

Wenig überraschend wurden die Übernahmegerüchte seitens Intel thematisiert. Entsprechende Meldungen tauchten aufgrund der Übernahme des großen Konkurrenten ATi durch AMD für 5,4 Milliarden US-Dollar in den letzten Wochen und Monaten des Öfteren auf. Huang dementierte allerdings die Gerüchte und teilte mit, dass nVidia die Unabhängigkeit vorziehe. Das sei eine wunderbare Position für das Unternehmen. Eine Übernahme seitens Intel würde außerdem im Vergleich zum AMD-ATi-Handel weniger Sinn haben, da Intel sowohl im Grafikchip- als auch im Chipsatzmarkt für Hauptplatinen aktiv ist. Bei AMD ist das nicht der Fall, weswegen keine Bereiche im Unternehmen redundant besetzt wären. Ob nVidia allerdings Gespräche mit Intel geführt hat, wollte Huang nicht kommentieren. Ob nun wahr oder nicht, zumindest der Aktienkurs nVidias profitierte von den Gerüchten, indem er von einem Tiefswert im Juli von unter 20 US-Dollar auf nun mehr über 36 US-Dollar angestiegen ist.

Trotz des Verbundes von AMD und ATi besteht für nVidia weiterhin eine gute Ausgangslage, so Huang. So zählt AMD immer noch zu den engeren Partnern, während die Kooperation zu Intel ausgebaut werden konnte, da der Halbleiterriese sich seit der Übernahme durch AMD von ATi distanziert.

Die Situation im Markt fällt für nVidia ebenfalls positiv aus. So sind die Kalifornier der größte, unabhängige Grafikchipentwickler für PCs, Notebooks, Workstations, Spielkonsolen wie Sonys Playstation und Microsofts Xbox; zudem mit steigender Tendenz bei Unterhaltungselektronikgeräten wie etwa Handys. So hat nVidia bei den diskreten Grafiklösungen laut einer Studie des Marktforschungsinstitutes Mercury Research einen Marktanteil von über 50 Prozent, während bei den indiskreten – also Onboard-Lösungen – Intel mit einem Anteil von 38 Prozent in Front liegt. nVidia kommt aber immerhin auf 29 Prozent und liegt somit vor ATi mit 21 Prozent.

Gut gerüstet für die Zukunft sieht sich nVidia durch den vor wenigen Tagen vorgestellten G80-Chip; die neue Generation, die momentan aber mit der GeForce 8800 GTX und GTS nur zwei Modelle bietet. Interessant ist hierbei die Erwähnung, dass die Entwicklung des G80 insgesamt 400 Millionen US-Dollar gekostet hat. Die Entwicklungsdauer lag bei vier Jahren. Durch den neuen Chip möchte nVidia nicht nur Enthusiasten ansprechen, sondern auch etwa Wissenschaftler, Autodesigner, Filmemacher oder Hersteller von digitalen Inhalten.

Dieses Vorhaben dürfte von Microsofts kommendem Betriebssystem Windows Vista unterstützt werden. Im Gegensatz zum aktuellen Windows XP bietet Windows Vista beispielsweise von Grund auf DirectX-10-Support. Huang ist aber noch nicht sicher, ob Windows Vista Auswirkungen auf den Umsatz von nVidia haben wird. Das Quartalsergebnis, das nVidia erst vor Kurzem veröffentlichte, fiel aber ohnehin bereits positiv aus. So konnte das Unternehmen beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 19 Prozent auf 820,6 Millionen US-Dollar zulegen, während der Gewinn mit 106,5 Millionen US-Dollar um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal angestiegen ist.

Zu guter Letzt wurde die Übernahme des iPod-Zulieferers Portalplayer erwähnt. Durch diese könnte der Kontakt zu Apple verbessert werden, wobei Apple ebenfalls von der Kooperation zwischen nVidia und Portalplayer profitieren sollte – das gesteigerte technologische Angebot solls richten, so Huang.

ComputerBase-Test: nVidia GeForce 8800 GTX