Zune: Von Verkaufszahlen und Windows Vista
Am vergangenen Dienstag, dem 14. November 2006, veröffentlichte Microsoft seinen groß angekündigten Gegenschlag gegen Apples iPod und dessen iTunes-Software, den „Zune“. Wie jetzt bekannt wurde, sollen die Verkaufszahlen des MP3-Players allerdings noch sehr bescheiden sein und so scheint es eher fragwürdig, dass man Apple angreifen kann.
Denn was ursprünglich als groß angelegter Produktstart geplant war, endete wohl eher in einer mittelschweren Flaute. So platzierte Microsoft noch rechtzeitig zum lukrativen Weihnachtsgeschäft am Dienst den Zune-Player in gleich 30.000 Kaufhäusern in den ganzen USA. Trotz dieser großen Präsenz soll der Verkauf aber eher schleppend vonstatten gegangen sein, so die Presseagentur AFP, die das Geschehen am Launchtag mitverfolgt hat.
Auch im technischen Vergleich soll der Zune gegenüber der Konkurrenz – in erster Linie aber natürlich dem iPod – nicht sehr gut abschneiden. So lobte die Redaktion des Wall Street Journal zwar den verhältnismäßig großen Bildschirm und den bereits integrierten FM-Empfänger des Zune, aber fanden dennoch eine ganze Reihe Kritikpunkte. Zwar könne der Player bei einem Preis von 250,- US-Dollar und 30 Gigabyte Fassungsvermögen genauso viel wie der iPod auch, ist im Vergleich aber 60 Prozent voluminöser und 17 Prozent schwerer. Kurz: Der iPod wirke einfach edler und filigraner. Darüber hinaus spiele der Zune weder Hörbücher noch Podcasts ab und habe auch bei der Akkulaufzeit das Nachsehen. Unterm Strich sei also der iPod zusammen mit iTunes immer noch das Maß aller Dinge.
Kritisiert wurde ebenfalls, dass die im „MSN Music“-Shop gekaufte Musik nicht auf dem Zune abspielbar sei. Eine dort erworbene Sammlung kann also nicht auf dem neuen MP3-Player abgespielt werden. Musik muss also neu – und gegen teures Geld – im neuen Zune-Shop erstanden werden und kann dann nicht auf älteren Abspielgeräten wiedergegeben werden. Ein weiteres zentrales Feature, der kabellose Transfer von Musik zwischen zwei Zune-Playern, soll die Tester nicht überzeugt haben. So kann diese Art der Datenübertragung leider nicht genutzt werden, um Daten vom PC auf den Player zu buchsieren. Und auch der Musiktausch zwischen zwei Playern habe ein großes Manko: So getauschte Lieder können nur dreimal innerhalb von drei Tagen gehört werden. Danach verfällt die Musikdatei ganz automatisch. Was sich ganz nach „Mission Impossible“ anhört, ist nur der neueste Auswuchs von DRM, der übrigens auch greift, wenn die Musikdateien im Vorfeld nicht mit einem solchen Schutz versehen sind.
Darüber hinaus wurde nun bekannt, dass der Zune nicht kompatibel mit Microsofts neuem Betriebssystem „Windows Vista“ ist. Wer versucht, ein solches Gerät dort anzuschließen, erhält nur eine Meldung, dass „dieses Betriebssystem bisher nicht unterstützt wird“. Microsoft hat mittlerweile bekannt gegeben, dass man sich dieses Problems bewusst sei und pünktlich zum Launch von Vista für den Zune ein Softwareupdate bringen werde, das alle Probleme mit dem neuen Betriebssystem beheben soll. Vor dem 30. Januar 2007 kann man also nicht mit einer Lösung des Problems rechnen.
Ob es angesichts all dieser Meldungen für Microsoft noch realistisch ist, den iPod und dessen iTunes-Plattform ernsthaft zu gefährden, kann in diesen Tagen wohl noch nicht gesagt werden. Denn auch Apples iPod wurde kurz nach dem Launch von den Kunden zuerst verschmäht und entwickelte sich erst später zum Verkaufsschlager, der Apple seit Jahren kräftige Gewinne beschert. Und so bleibt die Aussage des Apple-Chefs Steve Jobs, der Zune sei keine Gefahr für den iPod, erst einmal unwiderlegt im Raum stehen. Microsoft kann hingegen nur darauf hoffen, dass die US-Kunden in den kommenden Wochen und Monaten ihre Scheu ablegen und das Gerät doch noch kaufen.
Ende 2007 soll Zune übrigens auch in Europa in den Läden stehen – und am besten Microsoft dann die Bilanzen versüßen.