Ingenieure braucht das Land
Eine Konjunktur, die anzieht, und Arbeitslosenzahlen, die sinken: In Berlin erfreut man sich dieser Tage in höchsten Kreisen an neuen Trends. Dass es schon länger Branchen gibt, in denen händeringend nach fähigen Mitarbeitern gesucht wird, verwundert aber selbst noch vor diesem deutlich freundlicherem Hintergrund.
Einer aktuellen Meldung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zufolge hat sich der frappierende Mangel an Fachkräften in der Wirtschaft dramatisch verschärft. Demnach sind in Deutschland rund 22.000 Ingenieursstellen zu besetzen – die dazu benötigten Fachkräfte schlichtweg aber nicht vorhanden. Besonders bedenklich hierbei ist, dass die Tendenz nach oben zeigt: Waren es im April dieses Jahres noch 18.000 offene Stellen, so sind im Laufe von nur acht Monaten weitere 4000 hinzu gekommen.
Dass dies nicht nur große Zahlen sondern auch große Wirkung bedeutet, zeigt der auf vier Milliarden Euro geschätzte Schaden. Da statistisch an jede Ingenieursstelle, so beispielsweise in Forschung und Handel, zwei bis drei andere Arbeitsplätze gekoppelt sind, fallen auch diese aufgrund des Fachkräftemangels weg.
Ein Mittel zur Verbesserung der Lage sieht der VDI in der Verbesserung der Studienbedingungen für Ingenieure. So müsse das Studium auch für Frauen attraktiver werden. Außerdem müsse versucht werden, auch ältere Arbeitnehmer zurück auf den Arbeitsmarkt zu holen, um die zahllosen leeren Stellen zu besetzen. Ob diese beiden Punkte mittelfristig in einem solchen Umfang umgesetzt werden können, dass eine merkliche Linderung eintritt, ist unwahrscheinlich. Bis dato schieben sich hier die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft gegenseitig die Verantwortung zu.