Kommentar: Apple hat mit dem iPhone die Weichen gestellt

Sasan Abdi
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Jetzt also auch als Mobiltelefon: Mit dem „iPhone“ begibt sich Apple auf neue Pfade. Wo man das gesunde Streben nach Innovation vermuten könnte, ist vielmehr die nüchterne Notwendigkeit, den Anforderungen eines schnelllebigen Marktes nachzukommen, der große Antriebsfaktor für einen Schritt, der noch in diesem Jahr für jede Menge Bewegung sorgen wird.

Mittelfristig mussten Steve Jobs und seine Mitstreiter mit einer neuen, entscheidenden Innovation für das unternehmenseigene Produktportfolio aufwarten. Mit dem iPhone kommt man bei Apple nicht zuletzt den immer deutlicher formulierten Wünschen der Börse nach, die, ganz ähnlich wie auch die Offiziellen bei Apple sowie die Fach- und Finanzpresse, ein schleichendes Ende des zeitweise schier wahnsinnigen iPod-Booms kommen sah.

Dabei lassen die Verkaufszahlen des ebenso stilvollen wie komfortablen Players ohne Zweifel auch in der Gegenwart nichts zu wünschen übrig. Im Vergleich zu den verkaufstechnischen Hochzeiten der vergangenen zwei Jahre aber lässt auch das Flaggschiff langsam aber stetig Federn.

Doch nicht nur der sich langsam gesättigte Markt bedrohte die Erfolgsstory „iPod“. Auch die zunehmende Fokussierung der Gesellschaft auf das Handy als tragbare Entertainment-Zentrale, die neben E-Mail- und Surffunktion natürlich auch das Abspielen von Musik und Videos erlaubt, übte zusätzlichen Druck auf die kreativen Köpfe bei Apple aus.

Die entscheidende Frage war dabei wohl genau die, die sich sicher bereits auch der eine oder andere Konsument gestellt hat: Warum einen separaten Musik/Video-Player erwerben, wenn mein ohnehin schon recht teures Handy denselben Zweck erfüllen kann und zusätzlich dazu mit den bereits erwähnten Features lockt?

Mit der Implementierung der Symbiose von iPod und iTunes auf dem Mobiltelefon beugen die Apple-Verantwortlichen gezielt genau dieser Fragestellung vor. Für die großen Handyhersteller wie Nokia, Sony Ericsson oder Motorola, die gerade in letzter Zeit erheblichen Aufwind erhielten und – noch vor Microsofts Antwort auf den iPod, dem Zune – als die große Konkurrenz für Apple gehandelt wurden, bedeutet dies eine Kampfansage ohne gleichen. Und auch der Hersteller des vor allem bei Geschäftsleuten beliebten Blackberry darf sich auf einen nahezu Existenz-bedrohenden Kampf mit Apple einstellen, da das iPhone alle Funktionen des Blackberrys erfüllt, obendrein aber auch noch als „stylisch“ gilt.

So lässt sich bereits jetzt absehen, dass das iPhone, sofern technisch einwandfrei umgesetzt, ein Kassenschlager wird. Bei allen iPod-Liebhabern – und derer gibt es weltweit genug – dürfte das Apple-Handy auch bei einem Verkaufspreis von gut 499 Euro sehr gut ankommen, da es nicht zuletzt den Wunsch nach einem Handy inklusive aller Funktionen wie dem geliebten Musik-, Foto- und Video-Player mit einer intuitiven Benutzeroberfläche und Bedienung verbindet.

Umso weniger überraschend, dass auch Microsoft auf der CES in Las Vegas durchleuchten lässt, dass der Zune mittelfristig in Kombination mit einem Handy verfügbar sein wird. Selbst wenn Microsoft genau dies zeitnah gelingen sollte, ist die Entthronung des ungeliebten Primus mit der Ankündigung des iPhones in noch weitere Ferne gerückt.

Mit dem iPhone haben die Apple-Verantwortlichen die Weichen für die kommenden Jahre gestellt und den großen Gefahren entschieden vorgebeugt. Damit bleibt eigentlich nur noch eine große Unbekannte: Der Konsument. Denn nur wenn dieser entgegen aller Vorzeichen das iPhone verschmäht, droht für Jobs und seine Mannen Ungemach. Die Konkurrenz wird indes höchstwahrscheinlich auch in den kommenden Jahren keine allgemeingültige Formel finden, um den Run von Apple zu stoppen. Ob dieses „Consumer Electronics Monopol“ für den Markt wie für den Konsumenten gleichermaßen ein gesundes Gefüge darstellt, sei dabei einmal dahingestellt. Steve Jobs kommentierte im Rahmen der Ankündigung des iPhones übrigens wie folgt: „Heute werden wir zusammen Geschichte schreiben.“ Wie Recht er hat.

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