Nintendo Wii im Test: „Big N“ bringt Bewegung ins Spiel
5/15Die Wii-Controller
Wii-Fernbedienung
Das Hauptargument für Nintendos neue Konsole soll die Steuerung sein. Sie soll intuitiv, schnell erlernbar und vor allem einfach sein. Daher ließ man sich bei Nintendo reichlich Zeit, den Controller zu entwerfen. Während man die Pläne für die Hardware bereits zur E3 2005 erdacht hatte, wurde bis zum Sommer 2006 am Controller gearbeitet. Dabei ließ man sich von Gerätschaften inspirieren, die der Mensch täglich benutzt, darunter PDAs, Mobiltelefone und Handys und auch Fernbedienungen.
So ist es auch wenig verwunderlich, dass der eigentliche Controller nach dem Vorbild einer Fernbedienung gestaltet ist und offiziell auch Wii-Fernbedienung genannt wird. Er misst etwa 15,0 x 3,6 x 3,0 Zentimeter und ist hauptsächlich für den Einhandgebrauch konzipiert. Da er achsensymmetrisch aufgebaut ist, lässt er sich so theoretisch sowohl mit der linken als auch mit der rechten Hand bedienen. Die Unterseite des Controllers ist Ergonomisch geformt. Hier befindet sich das Batteriefach, welche zwei AA-Batterien oder Akkus aufnimmt. Sie geben dem Controller Saft für etwa 36 Stunden durchgehenden Betrieb. Mit dem Zeigefinger perfekt zu erreichen ist der B-Trigger, welcher geradezu dazu prädestiniert ist, in vielen First-Person-Shootern als Abzug der Waffe zu dienen. Am unteren Ende der Fernbedienung befinden sich die Handschlaufe und der Nintendo-eigene Anschluss für sämtliche Controller-Erweiterungen, während am oberen Ende lediglich die Abdeckung der Infrarot-Empfänger zu finden ist.
Abgesehen vom B-Trigger besitzt die Wii-Fernbedienung acht Tasten, von denen sich eine im Batteriefach befindet und zur Synchronisation mit der Konsole dient, und ein Steuerkreuz. Die Taste in der oberen linken Ecke ist die Power-Taste, mit der sich die Konsole eingeschaltet oder in einen Stand-By-Modus versetzt werden kann. Gänzlich abschalten lässt sich Wii allerdings nicht. Mit der Home-Taste wird ein Menü aufgerufen, in dem man das Spiel zurücksetzen, ins Wii-Menü zurückkehren oder Optionen der Wii-Fernbedienung einstellen kann. Die Belegung der anderen Tasten ist abhängig vom Spiel oder Kanal, in dem sich der Nutzer befindet. So kann der Controller auch quer – dann aber mit beiden Händen – gehalten werden, wobei er trotz der etwas ungewöhnlichen Form sehr gut in der Hand liegt. Älteren Semestern wird dabei eventuell der Vergleich mit dem Controller des Nintendo Entertainment Systems in den Sinn kommen. Tatsächlich ist dies von Nintendo vorgesehen und kommt bereits in verschiedenen Rennspielen, aber auch bei den über die „Virtual Console“ kauf- und herunterladbaren NES-Spielen zum Einsatz. Mit Ausnahme der Taste 2 sind alle Knöpfe auch im Einhandbetrieb problemlos erreichbar. Will man aber die Taste 2 betätigen, muss man sich entweder stark verrenken oder die Griffposition etwas ändern.
Was die Wii-Fernbedienung aber von allen anderen Gamepads unterscheiden soll, ist seine Positions- und Bewegungserkennung. So kann der Controller in Verbindung mit der Sensorleiste als Zeigegerät ähnlich einer Maus verwendet werden. Dabei kann er sogar erkennen, wie weit er vom Bildschirm beziehungsweise der Sensorleiste entfernt ist und in welchem Winkel – horizontal wie vertikal er sich befindet. Selbst seine Höhe soll er erkennen können. Tatsächlich kann es Auswirkungen auf das Geschehen auf dem Bildschirm haben, ob die Wii-Fernbedienung „in Waage“ auf den Bildschirm gerichtet wird oder der Nutzer sie zu einer Seite neigt. In „Red Steel“ dreht sich dabei nur die Waffe entsprechend der Handbewegung des Spielers mit, während mehrere Minispiele in „Wii Play“ gänzlich auf dem Neigen des Controllers basieren. Dies bedeutet allerdings, dass die Controllerfront Blickkontakt mit der Sensorleiste haben muss. Der Vergleich mit einer Computer-Maus bietet sich bei der Genauigkeit der Ziel- und Zeigefunktion an, denn die Bewegung des Spielers wird nicht 1:1 umgesetzt, sondern emuliert. Dies hat sowohl Vor- als auch Nachteile, wird ein Lightgun-ähnliches Spielerlebnis auf diese Weise doch unmöglich. Auf der anderen Seite wiederum sorgt dieses Verfahren für Chancengleichheit zwischen Spielern mit sehr großen und Spielern mit eher kleinen Bildschirmen, da beide dieselbe Menge an Bewegung aufbringen müssen, um in eine Bestimmte Ecke des Bildschirms zu zielen. Beim 1:1-Prinzip wären Besitzer großformatiger Bildschirme durch längere Bewegungsabläufe schwer benachteiligt. Positions- und Lageveränderungen hingegen erfordern keine Infrarot-Sensoren, da der Controller hierfür auf integrierte Beschleunigungsmesser zurückgreift.
Anders als Sony es beim SIXAXIS-Controller der PlayStation 3 macht, behält Nintendo trotz alledem eine Rumble-Funktion in der Fernbedienung, wenn sie auch im deutlich schwächer als noch beim Gamecube-Controller ist. Zusätzlich hat man sogar noch einen Mini-Lautsprecher eingebaut, um die Vertiefung eines Spielers in ein Spiel weiter zu verstärken. Die akustische Qualität des Lautsprechers ist allerdings meist eher dürftig. Lautstärke und Rumble-Feature lassen sich im Unterpunkt Wii-FB-Einstellungen im Home-Menü konfigurieren. Zu guter Letzt befindet sich im Controller noch ein vier Kilobyte großer Speicher, mit dem beispielsweise Mii-Charaktere von einer Konsole auf die andere übertragen werden können. Die Verbindung mit der Konsole nimmt die Wii-Fernbedienung über Bluetooth auf, wobei die Reichweite bis zu 3 Meter beträgt. Gleichzeitig können bis zu vier Wii-Fernbedienungen samt Erweiterungen an einer Konsole genutzt werden.
Die Konstruktion ist sehr hochwertig und alles andere als klapprig. Alle Tasten sitzen fest an ihren vorgesehenen Stellen, lassen sich aber dennoch leichtgängig verwenden. Da der Controller für die gesamte Familie konzipiert ist, ist eine robuste Bauweise umso wichtiger. So vermag es das Bedienelement, Stürze aus großen Höhen oder auch unbeabsichtigte Freiflüge gegen die nächste Zimmerwand größtenteils schadfrei zu überstehen. Und auch wenn die Handschlaufe, die der Sicherung des Controllers bei schwitzigen Fingern dienen soll, in der Vergangenheit durch ihre angeblich reißanfällige Beschaffenheit für erste negative Schlagzeilen gesorgt hat, so zeigt gerade der Vorfall bei IGN, dass die Wii-Fernbedienung eine Menge verkraftet. Dort hat die getroffene Betonwand durch den Aufprall der Fernbedienung eine kleine Delle erhalten, während der Controller kaum Kratzer abbekommen hat. Dem Handschlaufenproblem hat sich Nintendo darüber hinaus bereits angenommen.
Eine so hochentwickelte Technologie und hochwertige Verarbeitung hat natürlich auch ihren Preis. Nintendo verlangt für die Wii-Fernbedienung ohne jegliche Erweiterungen satte 40 Euro, was uns angesichts der eingeschränkten Nutzbarkeit der Fernbedienung allein etwas hoch erscheint. Außerdem gibt es die Wii-Fernbedienung im Bundle mit Wii Play, einer Minispielsammlung für bis zu zwei Spieler, die den Spieler mit den Funktionen des Controllers vertraut machen soll. Die offizielle Preisempfehlung dafür beläuft sich auf etwa 50 Euro. Im Internet kann man die Fernbedienung bereits ab 35 Euro, das „Wii Play“-Bundle ab 40 Euro bestellen.
Nunchuk-Erweiterung
Reichen die Bewegungsfunktionen der Wii-Fernbedienung nicht aus, so kommt die Nunchuk-Erweiterung dazu und macht die Fernbedienung zu einem „vollwertigen“ Controller. Verbunden wird sie über ein etwa einen Meter langes Kabel mit dem Erweiterungsanschluss an der Unterseite der Fernbedienung. Dann ergänzt sie die Steuerung um einen Analogstick und zwei Tasten, namentlich C und Z. Somit stehen durch die Verbindung der beiden Komponenten insgesamt acht Spieltasten, ein Steuerkreuz und ein Analogstick zur Verfügung. Das Kabel kann bei hektischen Bewegungen beispielsweise bei Wii Sports Boxen leicht störend wirken, allerdings ist dies von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Wie auch die Wii-Fernbedienung besitzt die Nunchuk-Erweiterung Bewegungssensoren, welche hier in ihrer Funktionalität jedoch deutlich eingeschränkter sind. Dafür verfügt sie nicht über Rumble-Fähigkeiten, was zwar schade, aufgrund der Baugröße aber nachvollziehbar ist.
Wie auch die Fernbedienung liegt die Erweiterung sehr gut in der Hand, was zum Teil auch dem geringen Gewicht zuzuschreiben ist. Ebenso hat das Nunchuk dieselbe hochqualitative Verarbeitung wie der Hauptcontroller erfahren, auch wenn es nicht ganz so robust aussieht. Die Nunchuk-Erweiterung ist offiziell mit einem Preis von etwa 20 Euro angegeben, kann im Internet aber bereits ab unter 17 Euro geordert werden.
Classic-Controller
Will der Spieler einmal eines der SNES-, Nintendo-64- oder Sega-Genesis-Spiele spielen, muss er auf andere Hilfsmittel als die Wii-Fernbedienung zurückgreifen, da diese selbst mit Nunchuk-Erweiterung zu wenig Tasten hat. Zur Auswahl stehen entweder ein GameCube-Controller oder der Wii-eigene Classic Controller. Dieser erinnert vom Layout her sehr an ein SNES-Gamepad mit zwei Analog-Sticks, während böse Zungen eventuell behaupten könnten, Nintendo habe bei Sonys „DualShock“ abgekupfert. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen.
Der Controller ist sehr flach und liegt einigermaßen gut in der Hand, lässt aber die der Ergonomie sehr zuträglichen „Hörner“ des GameCube- oder DualShock-Controllers missen. Er nutzt ein ähnliches Tastenlayout wie der SNES-Controller, welches hier jedoch um zwei eher schlecht als recht erreichbare Z-Tasten zwischen den L- und R-Schultertasten sowie die Home-Taste der Wii-Fernbedienung erweitert wird. Die L- und R-Tasten sind außerdem analog, genauso wie die des GameCube-Controllers. Ebenso haben sie den „Klick“, wenn die Taste voll durchgedrückt wird. Angeschlossen wird der Classic Controller über ein Kabel an den Erweiterungsport der Wii-Fernbedienung, welche für ein höheres Eigengewicht und Rumble-Funktion an der Unterseite des Classic-Controllers angebracht werden kann. Der Classic-Controller soll laut Nintendo 20 Euro kosten und ist im Internet zu Preisen unter 17 Euro zu finden.