Nintendo Wii im Test: „Big N“ bringt Bewegung ins Spiel
8/15Shop-Kanal
Der Name sagt es deutlich: Im Wii-Shop-Kanal kann der liquide Nintendo-Spieler weitere Extras für seine Wii-Konsole kaufen und herunterladen. Dabei bezahlt man die Waren nicht direkt mit Bargeld, sondern mit Wii-Points. Diese kann man entweder in Kartenform, den Prepaid-Karten von Handys nicht unähnlich, wie Spiele und Peripherie im Fachhandel kaufen. Sie enthalten einen Code, der im Shopping-Kanal eingegeben werden muss, um die gewünschten Punkte zu bekommen. Alternativ kann man die Punkte aber auch direkt im Shopping-Kanal „bestellen“, wobei aber ausschließlich Visa und MasterCard als Zahlungsoptionen akzeptiert werden.
Die Wii-Points können in zwei Bereichen wieder ausgegeben werden: Zum einen in der Virtual Console, wo man sich Spieleklassiker vergangener Zeiten kaufen und herunterladen kann, und zum anderen für „Software für Wii“. Hier soll es später einmal zusätzliche Funktionen und Kanäle für die Konsole geben. Unter anderem soll hier in naher Zukunft, genauer gesagt am 22. Dezember, der Internet-Kanal zumindest als Testversion zu finden sein.
Sämtliche Downloads sind allerdings an die Konsole gebunden. Das bedeutet, dass alles, was über den Shop-Kanal erstanden wird, in Zukunft nur in Verbindung mit genau dieser Konsole funktioniert. Man kann zwar alles auf eine SD-Karte auslagern, aber ein Nutzen auf anderen Wii-Konsolen ist nicht möglich – jedenfalls ohne Nintendos Hilfe nicht auf legalem Wege. Denn einzig und allein im Fall, dass die Wii-Konsole kaputtgeht, sei es durch einen technischen Defekt oder ein fehlerhaftes Firmware-Update, gewährt das Unternehmen seine Unterstützung, um die Identität und Daten der defekten Konsole auf ein Ersatzgerät zu transferieren.
Zusätzlich kann man die Wii-Konsole auch mit einem eventuell vorhandenen Benutzerkonto bei Nintendo verbinden. Ein solches Konto erhält man beispielsweise, wenn man eines der vielen „Nintendo VIP 24:7“-Produkte auf der Nintendo-Website registriert. Nahezu alle von Nintendo veröffentlichte Hard- und Software seit Einführung des GameCubes enthält einen solchen Produktcode, durch dessen Eingabe auf der Website kleinere Extras wie Bildschirmschoner oder Desktop-Hintergründe heruntergeladen werden können. Gleichzeitig schalten diese Codes eine bestimmte Anzahl an Punkten für den „Sternekatalog“, eine Art Bonusprogramm von Nintendo, frei. Ist das Nutzerkonto einmal mit der Wii-Konsole verbunden, entsteht eine Art Wechselbeziehung zwischen den beiden. Registriert man beispielsweise The Legend of Zelda: Twilight Princess als „VIP 24:7“-Produkt, erscheint ein Eintrag im Shop-Kanal, der zum Kauf des Spiels gratuliert und gleichzeitig den Erwerb von The Legend of Zelda für die Virtuelle Konsole vorschlägt. Auch wenn es sich bei diesem Beispiel nur um Werbung handelt, so zeigt es doch Möglichkeiten einer solchen Verbindung auf. So will Nintendo in Zukunft auch Wii-Points im Sternekatalog anbieten. Gleichzeitig ist angedacht, dass in der Virtual Console erstandene Spiele ebenfalls für Punkte im Sternekatalog registriert werden können.
Wetterkanal
Nintendo hat sich mit der Veröffentlichung des Wetterkanals beeilt und konnte die Funktionen zwar nicht direkt zum Marktstart, aber noch vor dem selbst gesetzten Termin am 20. Dezember freigeben. Somit können Wii-Nutzer mit Internetverbindung sich nach einem Update der Firmware die aktuellen Wetterdaten ihrer Region ansehen, welche in Zusammenarbeit mit „Weathernews“ ermittelt wurden.
Die Bedienung des Kanals ist simpel. Beim ersten Aufrufen muss der Anwender einstellen, in welcher Region er lebt. Die Daten zum Land bezieht der Kanal aus den Systemeinstellungen, genauergehende Eingrenzungen muss der Nutzer nun vornehmen. Für Deutschland wären das die Angabe des Bundeslandes und des nächstgelegenen Ortes. Leider geht Nintendo nicht so weit, dass man direkt den Heimatort angeben kann, weshalb die richtigen Daten am Ende dennoch abweichen können. Die Regionseinstellungen können später auch nachträglich in den Einstellungen des Kanals, zusammen mit der zu verwendenden Temperaturskala und der Maßeinheit für die Windgeschwindigkeit, geändert werden.
Sind die Einstellungen getroffen, zeigt Wii dem Benutzer die aktuellen Wetterdaten, das heißt Temperatur, Windrichtung und -geschwindigkeit, sowie die übliche Kurzbeschreibung zur momentanen Wetterlage an. Ein Problem dabei: Aktuell ist ein relatives Wort. So zeigte uns der Kanal beispilsweise Daten von 6:00 Uhr morgens an, obwohl es inzwischen 16:00 Uhr nachmittags war. Daneben kann der Anwender über das Steuerkreuz oder zwei Schaltflächen am oberen und unteren Bildschirmrand zwischen verschiedenen weiteren Ansichten umschalten. Von oben nach unten gibt es die Ansichten für die heutige UV-Belastung, den aktuellen Stand, Heute, Morgen und die Übersicht über die nächsten 5 Tage. Die aktuellen Daten werden zukünftig auch direkt als Titelbild des Kanals dargestellt, was aber natürlicht nur solange funktioniert, wie WiiConnect 24 aktiviert und die Konsole nicht in den Stromsparmodus geschaltet wird.
Die Daten kann der Benutzer außerdem auf einem 3D-Globus anzeigen lassen, den er mit der Wii-Fernbedienung rotieren oder zoomen kann. Außerdem kann der Anwender auch hier die verschiedenen anzuzeigenden Daten umschalten. Mögliche Ansichten umfassen die aktuelle Wetterlage und Temperatur sowie die Höchsttemperatur und Wetterlage von heute und morgen. Die Bilddaten des Globusses stammen von der NASA und wissen bei einer nicht zu starken Zoomstufe durchaus zu gefallen, da die 3D-Ansicht sehr schnell reagiert. Leider wird die Oberfläche des Globus aber sehr unscharf, wenn man näher heranzoomt. Auch ist das Wort 3D nur auf die Darstellung der Erde als Kugel bezogen. Selbst Gebirge wie die Anden oder der Himalaya die sind nur als einfache Fotos integriert. Hier hätte man durchaus direkt auf die Technologie der NASA zurückgreifen können, die mit World Wind bereits etwas vergleichbares, wenn auch technisch anspruchsvolleres, für den PC anbietet. Für die reine Darstellung der Wetterdaten sollte jedoch auch das Gebotene ausreichen.
Nachrichtenkanal
Hier gucken Nintendo-Fans bisher buchstäblich in die Röhre. Nintendo plant, diesen Kanal erst Ende Januar 2007 zugänglich zu machen. Ab diesem Zeitpunkt werden Wii-Käufer in der Lage sein, die aktuellen Geschehnisse auf der Welt mit ihrer Konsole zu verfolgen. Diese werden voraussichtlich von „The Associated Press“ zusammengetragen. Der Leser kann sich die Überschriften in einer Liste anzeigen lassen und bei Interesse auf die entsprechende Meldung klicken. Die Meldungen sollen neben einfachem Text auch Bilder enthalten können. Sollte der Text zu winzig und somit zu schlecht lesbar sein, so soll der Anwender diesen in mehreren Schritten vergrößern oder verkleinern können.
Internet-Kanal
Beim Internet-Kanal handelt es sich um den in Zusammenarbeit mit Opera entwickelten Wii-Webbrowser. Dieser kann seit dem 22. Dezember über den Wii Shop-Kanal als Testversion kostenlos heruntergeladen werden. Hat man den etwa fünf Minuten langen Downloadvorgang hinter sich gebracht, begrüßt das Wii-Menü den Benutzer mit dem neuen Internet-Kanal. Es handelt sich dabei aber noch nicht um die endgültige Version des Browsers, sondern um eine vorläufige Testversion, bei der noch nicht alle Funktionen enthalten sind.
Doch was kann der Browser denn nun wirklich? Während der Nutzung des Kanals fällt schnell auf, dass der Wii-Browser in keinster Weise gegen die Konkurrenz auf dem PC oder Mac antreten möchte. Statt dessen stellt der in Zusammenarbeit mit Opera entwickelte Browser einige der grundlegenden Funktionen zum Surfen bereit, um beispielsweise während einer Werbepause schnell etwas im Internet nachzuschlagen, ohne den PC bemühen zu müssen. Die Palette an Funktionen beinhaltet neben der von Opera bekannten Webstandard-Konformität auch die Unterstützung für Adobe/Macromedia Flash, so dass auch das Spielen einiger Minispiele, wie sie zum Beispiel auf der WiiCade-Website zu finden sind, durchaus möglich ist.
Die Bedienung des Browsers ist für eine einhändige Verwendung konzipiert. Die Bildschirmoberfläche besteht aus nur fünf Schaltflächen, die die Funktionen „Zurück“, „Vorwärts“ und „Seite neu laden“ sowie das Aufrufen der Favoriten und der Startseite ermöglichen. Ähnlich simpel ist das Tastenlayout des Controllers: Die Zeigerfunktion der Wii-Fernbedienung dient als Mausersatz. Die A-Taste wird zum Anklicken, Eingeben und Bestätigen verwendet, während mit der B-Taste horizontal wie vertikal gescrollt werden kann, je nachdem, wo sich der Zeiger auf dem Bildschirm befindet. Mit den Plus- und Minus-Tasten kann in zwei Stufen vergrößert werden. Dies ist auch bitter nötig, lässt sich eine prall gefüllte Internetseite doch eher schlecht als recht bei der geringen Auflösung der Wii lesen. Die beiden übrigen Tasten, 1 und 2, rufen die Favoriten und schalten die Ansicht der Website in ein einspaltiges Layout mit vergrößerten Buchstaben um. Auch hier kann, wenn gewünscht, weiter vergrößert werden. Das Steuerkreuz findet bislang noch keine Verwendung.
Die Anwendung des Browsers gestaltet sich jedoch nicht ganz so unproblematisch. Das erste Problem, das dem Benutzer sauer aufstoßen wird, ist eine fehlende Schnelltaste zum Eingeben einer Webadresse, So dass der Anwender jedes Mal, wenn er eine neue Seite eingeben möchte, den Umweg über die Startseite nehmen muss. Außerdem gibt es zumindest bisher noch keine Spur von Tabbed Browsing. Der Nutzer kann also nur eine Website gleichzeitig aufrufen und betrachten. Ebenso weiß gerade das von Opera und Nintendo beworbene Flash-Feature noch nicht so ganz zu überzeugen, können doch nicht einmal die Videos auf Nintendos Wii-Homepage fehlerfrei wiedergegeben werden. Auch sonstige Medienformate wollen mit dem Wii-Browser nicht harmonieren, darunter MP3, MIDI, Qucktime-MOV- und WMV-Dateien. Und Downloads? Nein, auch hier versagt Wii den Dienst und blockt jeden Downloadversuch mit der Meldung „Das Dateiformat wird nicht unterstützt“ ab.
Zusammengefasst ist der Wii Internet-Kanal eine nette Ergänzung der Wii-Funktionen um eine Möglichkeit zum Anzeigen von Internet-Seiten. Wer aber auf umfangreiche Multimedia-Fähigkeiten oder Download-Unterstützung hofft, wird zumindest bisher enttäuscht. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest einige Medienformate bis zum endgültigen Erscheinen des fertigen Browsers Ende März 2007 den Weg in den Programmcode finden werden.