Coolermaster Gemin II im Test: Dual-120-mm-Kühlgigant
3/5Kühler im Detail
Wir haben uns inzwischen an sehr große Prozessorkühler gewöhnt; das 120-mm-Kühlerlayout gilt nun schon seit zwei Jahren als salonfähig und hat längst die kleineren Formate ins Abseits verdrängt. Insbesondere dann, wenn es um die Realisierung möglichst leiser, aber dennoch leistungsstarker Konzepte geht. Und so erscheint uns auch der Gemin II ob seiner lüfterlosen Abmessungen von 175 x 124,6 x 81,5 mm und seinem Gewicht von knapp 850 Gramm als gar nicht so außergewöhnlich groß. Tatsächlich sind es nur 25 Millimeter, die den neuen Coolermaster beispielsweise in der Länge vom Thermalright SI-128 unterscheiden.
In der Seitenansicht wirkt der hybride Kühler, als hätte man ihn nachträglich verlängert und im gleichen Atemzug seines Standvermögens beraubt. Schwungvolle Leichtmetalllamellenverläufe, eine massive 12-mm-Kupferbodenplatte und der protzige Einsatz von sechs 6-mm-Heatpipes kennzeichnen den Auftritt des Gemin II. Dabei hält man stets qualitativ hochwertiges Geschütz in der Hand, wenngleich sich die größtenteils unbehandelten Metalloberflächen sehr oxidierfreudig zeigen.
Wirklich spannend wird's mit dem Gemin II erst, wenn es um die Belüftung geht. Damit beide 120-mm-Ventilatoren auf dem Kühlkörper platziert werden können, liegen dem Lieferumfang zwei Metallbügel bei, die zunächst mit vier kleinen Schrauben fixiert werden wollen. Aufgrund der breiten Löcher ist diese Platzierung relativ variabel, sodass die Ausrichtung der Lüfter je nach Gehäuselayout und Platzbedingungen längs verschoben werden kann. Der daraus resultierende Überstand der Lüfter, deren erzeugter Luftstrom nicht wirklich zur Prozessorkühlung beitragen kann, wird von Coolermaster als Feature angepriesen: „Erstmalig wurde ein CPU-Kühler entwickelt, der nicht nur ausschließlich für die Kühlung des Hauptprozessors geeignet ist, sondern auch alle auf dem Mainboard befindlichen Komponenten inklusive Chipsatz, Arbeitsspeichermodule sowie Grafikkarten unterstützend mit Frischluft versorgt und so erheblich zu höherer Stabilität und Lebensdauer des kompletten Systems beitragen kann.“ Aus der Not hat man also eine Tugend gemacht, die ihren praktischen Nutzen erst noch unter Beweis stellen muss.
Als ausgesprochen mühsam kann muss die Fixierung der Lüfter an den Metallbügeln eingestuft werden. Insgesamt acht grobgewindrige Gehäuselüfterschrauben wollen in den Kunststoffrahmen der Lüfter versenkt werden – ein zeit- und kraftraubender Akt. Hier hätte man sich seitens Coolermaster eine leichter zu bewerkstelligende Methode ausdenken sollen.
Montagebesonderheiten
Montiert werden kann der Coolermaster-Spross grundsätzlich auf allen Intel Sockel 775 sowie AMD Sockel 754 / 939 / 940 und AM2-Plattformen. Allerdings ist ob der enormen Größe der Konstruktion eine Kompatibilitätsabsicherung des eigenen Mainboards und vor allem des eigenen Gehäuses nicht zu unterschätzen. Leider bietet Coolermaster selber keine entsprechend gepflegten Listen an, sodass in diesem Punkt wohl wieder die Eigenregie der Kundschaft gefragt ist.
Der Gemin II wird, bedingt durch seine Größe und sein Gewicht, direkt mit dem Mainboard verschraubt. Dabei greift Coolermaster auf die Technik zurück, die bereits beim „Mars“ zum Einsatz kam. Zunächst muss die Bodenplatte des Kühlers um die sockelspezifische Metallfassung ergänzt werden. Danach kann er im Intel-Fall direkt auf die CPU aufgesetzt und auf der Mainboardrückseite vierfach fixiert werden. Bei AMD-Systemen erfolgt die Verschraubung ebenfalls von unten, während eine gut isolierte Metallrückplatte für den nötigen Halt sorgt. Beide Prozeduren sind grundlegend ähnlich selbsterklärend und werden in der mehrsprachigen Anleitung brauchbar dargestellt. Sie bedingen allerdings den lästigen Ausbau der Hauptplatine und im AMD-Fall das Entfernen der vorhandenen Standard-Retention-Kits.
Das bereits mühevoll an den Haltebügeln verschraubte Lüfterduo wird aus Platz- und Handlungsgründen erst aufgesetzt, wenn Mainboard inklusive Gemin-II-Kühlkörper wieder im Gehäuse verstaut wurden, denn erst dann kann die richtige Ausrichtung im System vorgenommen werden. Ab diesem Punkt wird es auch im geräumigsten Gehäuse knackig eng, speziell wenn sich verlegte Kabelstränge und verbaute Gehäuselüfter nicht auf Anhieb mit dem neuen, 24 cm breiten Spielgefährten anfreunden möchten. Ein Blick auf unser Montagebeispiel im Thermaltake Shark verdeutlicht dann auch schnell, dass die Grenzen des Machbaren und vor allem des Sinnvollen erreicht sind – eine klar definierte Luftstromführung im Gehäuse, initiiert vom rückwandig montierten Gehäuse- sowie vom Netzteillüfter, wird durch die quirlenden Prozessorlüfter vereitelt. Hinzu kommt, dass der Gehäuselüfter sehr in seiner Wirksamkeit eingeschränkt wird, da das Gemin-II-Lüfterduo nahezu direkt mit ihm abschließt.