Sony PlayStation 3 im Test: Nur heiße Mitochondrien um neuen Cell-Kern?
19/25PlayStation Network
Auch wenn Sony bereits mit der PlayStation 2 erste Online-Erfahrungen gesammelt hat, kam für das Unternehmen erst mit der PlayStation 3 der richtige Einstieg in das Multiplayer-, Netzwerk- und Download-Portal mit stationären Konsolen. Während Microsoft bereits mit der ersten Xbox den hauseigenen Online-Service „Xbox Live“ startete und zahlreiche Erfahrungen sammeln konnte, musste Sony praktisch von Grund auf einen eigenen Service entwickeln. Umso gespannter durfte man auf das Ergebnis sein, welches unter dem Namen PlayStation Network startete. Das PlayStation Network ist ein Online-Netzwerk, das PlayStation-3-Besitzer sowohl mit einer Welt für Online-Spiele als auch herunterladbaren Inhalten verbindet.
Für den Benutzer liegt der offensichtlichste Unterschied zu Xbox Live, bei welchem die Benutzer zwischen einer kostenlosen Silber- oder kostenpflichtigen Gold-Mitgliedschaft wählen können, darin, dass das PlayStation Network und somit auch Online-Multiplayer-Partien komplett kostenlos sind. Für die Xbox-Live-Gold-Mitgliedschaft fallen hingegen 60,- Euro im Jahr an, wodurch man unbegrenzte Online-Partien bestreiten und Demos sofort zum Veröffentlichungsdatum erhält. Microsoft hat nämlich, um weitere Nutzer für die Gold-Mitgliedschaft gewinnen zu können, die Strategie geändert und bietet viele Demos anfänglich nur Gold-Mitgliedern an, während Silber-Mitglieder rund eine Woche warten müssen, ehe sie ebenfalls auf die Demos zugreifen können.
PlayStation Store
Das Pendant zum Marktplatz von Xbox Live stellt dabei der „PlayStation Store“ dar, in welchem Benutzer der PlayStation 3 Demos, Trailer, Videos, Spiele und zusätzliche Inhalte herunterladen können – der PlayStation Store ist somit die Download-Seite des PlayStation Network. Während man bei Microsoft durch Listen navigiert, fühlt man sich im PlayStation Store eher an eine herkömmliche Webseite erinnert, was durch eine Navigation mittels angeschlossener Maus verstärkt wird. Anders als bei Microsoft und Nintendo, bei denen man mit vorher gekauften Punkten Inhalte bezahlen kann und muss, wird im PlayStation Store mit der regulären Währung eines jeden Landes bezahlt, was das unnötige Umrechnen erspart. Ab Firmware-Version 1.60 ist es übrigens auch mit der PlayStation 3 möglich, Inhalte im Hintergrund herunterzuladen, während man Spiele spielt, Videos betrachtet oder anderen Aktivitäten nachgeht.
Einige vorab angekündigte Inhalte haben ihren Weg zum Start der PlayStation 3 in Deutschland dann jedoch nicht in den PlayStation Store gefunden, was nach Aussagen von Sony an geltenden Jugendschutz-Bestimmungen liegt, die Sony derzeit dazu verpflichten, keine Inhalte anzubieten, die eine USK/FSK-16/18-Einstufung aufweisen. Sony arbeitet jedoch bereits an einer Lösung und möchte diese schnellstmöglich umsetzen, um älteren Kunden entsprechende Inhalte auch in Deutschland anbieten zu können.
Folgende Inhalte sind derzeit im PlayStation Store erhältlich (Stand: 14.04.2007):
- Demos:
- Go! Sudoku-Startpaket
- MotorStorm
- Blast Factor
- Formula One Championship Edition
- Ridge Racer 7
- Spiele (Vollversionen):
- GoSudoku (max. 7,99 Euro)
- Gran Turismo HD Concept (kostenlos)
- Blast Factor (4,99 Euro)
- GripShift (7,99 Euro)
- flOw (4,99 Euro)
- Videos/Trailer:
- Casino Royale (Blu-ray Trailer)
- Ice Age 2: Jetzt taut’s (Blu-ray Trailer)
- X-Men 3: Der letzte Widerstand (Blu-ray Trailer)
- Formula One Championship Edition Trailer
- MotorStorm Trailer
- NBA 2k7 Trailer
- Gran Turismo HD Concept Trailer
- GripShift Trailer
- Ridge Racer 7 Trailer
- PS3-Spot: Granate
- PS3-Spot: Bubba
- PS3-Spot: Trailer
- PS3-Spot: Trailer 2
- PS3-Stories: Kontrolle
- PS3-Stories: Echtzeit
- PS3-Stories: High Def
- Extra-Inhalte für Spiele:
- Ridge Racer 7 (Fünf Decal-Sets)
Interessantester Download-Titel dürfte für viele Käufer derzeit „Gran Turismo HD Concept“ sein, der für PS3-Besitzer kostenlos ist. Ein spielbares Demo-Level in 1080p bietet einen kurzen Einblick in die nächste Entwicklungsstufe des zum Kult gewordenen Rennspiels, welches sich weltweit bereits über 47 Millionen Mal verkauft hat. Zum ersten Mal tritt dabei auch ein Ferrari in Gran Turismo in Erscheinung – der Ferrari 599. Ebenfalls erstmalig bietet „Gran Turismo HD Concept“ dem Spieler über das Zeitfahren ein Online-Ranglistensystem, bei dem Spieler verfolgen können, wer derzeit der schnellste Gran-Turismo-Fahrer ist. Die Spieler beginnen mit einem Wagen auf der Eiger-Nordwand-Strecke in den Schweizer Alpen. Wenn die Strecke innerhalb des Zeitlimits gefahren wurde, wird ein weiterer Wagen freigegeben. Auf diese Weise können neun weitere Fahrzeuge erspielt werden. Für jedes Fahrzeug ist zudem eine Tuning-Variante verfügbar. Wer gekonnte Drifts auf den Asphalt zaubert, erhält im Spielmodus „Drift-Trial“ die meisten Punkte und führt die Rangliste der Drift-Challenge an.
Dafür, dass Sony im Online-Service für eine Konsolen bisher kaum Erfahrungen gesammelt hat, kann man den Start des eigenen Service als sehr gelungen bezeichnen, auch wenn Xbox Live ausgereifter ist und man bei der Xbox 360 durch die enge Verzahnung des Services in die gesamte Benutzeroberfläche eher das Gefühl bekommt, ständig mit Freunden, Bekannten und Verwandten verbunden zu sein. Eine allgegenwärtige Freundesliste, die man bei der Xbox 360 jederzeit und überall durch den Home-Knopf erreicht, vermisst man als Xbox-Live-Spieler deshalb ebenso wie spieleunabhängige Voice-Chats. Ungewohnt für eine Konsole ist auch der Umstand, dass Demos nach dem Herunterladen zunächst installiert werden müssen. Positiv bemerkbar macht sich im PlayStation Network jedoch die integrierte Festplatte mit einer Größe von 60 Gigabyte, da man anders als bei der bisherigen Xbox 360 nicht so schnell an die Kapazitätsgrenzen stößt. Um diesen Umstand wieder umzukehren, wird Microsoft in wenigen Monaten jedoch auch in Deutschland eine 120 Gigabyte große Festplatte anbieten, die mit 180 Euro jedoch sehr teuer ist, dafür jedoch das Kopieren der Inhalte von der alten Festplatte ermöglicht, so dass diese bei einem Umstieg auf die größere Festplatte nicht verloren gehen.
Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass sich die Online-Services von Nintendo, Microsoft und Sony im Laufe der Zeit immer mehr annähern. Herunterladbare Spiele gehören somit ebenso zum Pflichtprogramm wie Trailer, Demos, Videos, Freunde und ein Nachrichten-Service. Nintendo versucht sich durch ausgefallene Kanäle abzugrenzen, die bisher jedoch eher für kurzzeitigen Nutzen sorgen. Positiv ist dieser Wettkampf auch bei den Online-Diensten wieder einmal für den Kunden, da sich die Hersteller immer neue Funktionen einfallen lassen müssen, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Fraglich erscheint in diesem Zusammenhang auch, wie lange Microsoft noch an einem kostenpflichtigen „Xbox Live“-Service festhalten kann, den das Redmonder Unternehmen mit „Games for Windows Live“ auch auf den PC portiert und so Multiplayer-Spiele zwischen PC-Spielern und „Xbox 360“-Besitzern ermöglichen wird. Ob PC-Spieler, die größtenteils an kostenlose Multiplayer-Partien gewöhnt sind, jedoch bereit sein werden, für diesen Service zu zahlen, darf bezweifelt werden.
Alles in Allem hat Sony mit dem PlayStation Network und PlayStation Store einen sehr guten Einstand geschafft, der Lust auf mehr macht und vor allem durch seine kostenlose Mitgliedschaft ohne Einschränkungen eine weite Verbreitung finden könnte. An Microsofts Xbox Live reicht Sony derzeit zwar nicht heran, scheint jedoch auf dem richtigen Weg zu sein.