Sony PlayStation 3 im Test: Nur heiße Mitochondrien um neuen Cell-Kern?
25/25Fazit
Allen Unkenrufen zum Trotz sind wir der Meinung, dass die PlayStation 3 gelungen und ihr Geld wert ist, sofern man sämtliche Funktionen zu nutzen weiß. Hat man einen HDTV zur Verfügung, erhält man nicht nur eine Next-Generation-Konsole, die die Xbox 360 grafisch zwar (noch) nicht übertreffen kann, sondern auch einen vollwertigen, stromhungrigen und gerade im Vergleich zur Xbox 360 mit HD-DVD-Laufwerk relativ leisen Blu-ray-Player, der das Fernsehgerät mit passendem Filmmaterial versorgen kann. Gerade durch die deutlich geringere Lautstärkeentwicklung im Vergleich zur Xbox 360 spielt sich die PlayStation 3 in die Herzen der Wohnzimmer. Rechnungen, wonach die Xbox 360 mit optionalem HD-DVD-Laufwerk die günstigere Variante wäre, gehen schon dann kaum noch auf, wenn man den offiziellen WLAN-Adapter für die Xbox 360 hinzurechnet, der bei der PlayStation 3 bereits integriert ist. Vom zusätzlichen Speicherplatz, der bei der Xbox 360 mit 20 GB und effektiven 14 GB für den Kunden recht begrenzt ist, ganz zu schweigen.
Wer jedoch nicht gewillt ist, die Funktionen der PlayStation 3 – vor allem den integrierten Blu-ray-Player – allumfassend zu nutzen, sondern mehr Wert auf eine reine Spielekonsole legt, ist derzeit mit der deutlich günstigeren Xbox 360 besser beraten, welche durch ihren mittlerweile fast 1,5 Jahre zurückliegenden Verkaufsstart bereits ein großes und überzeugendes Softwareangebot vorzuweisen hat. Kann man auf hochauflösende Grafik und tiefgehende multimediale Fähigkeiten verzichten, möchte jedoch ein innovatives Bedienkonzept sein Eigen nennen, sollte man zur Nintendo Wii greifen, sofern man sich mit den bislang erhältlichen Spieletiteln anfreunden kann.
Somit wären wir auch schon beim bislang größten Problem der PlayStation 3 angelangt: dem Softwareaufgebot. Auch wenn einige Starttitel durchaus zu gefallen wissen, fehlt zum Start ein absoluter Tophit, welcher die Verkäufe der Konsole ankurbelt. Viele veröffentlichte Spiele sind lediglich Umsetzungen der Xbox-360-Version und auf der Konkurrenz-Plattform bereits seit Monaten erhältlich. Angesichts der deutlichen Verspätung in Europa enttäuschen die zur Verfügung stehenden Spiele. Des Weiteren steht die PlayStation 3 vor dem Problem, dass die großen Spiele-Serien mittlerweile plattformübergreifend angekündigt wurden, so dass viele Käufer ob der langen Wartezeit auf die PlayStation 3 ebenso wie die Spieleentwickler zur Konkurrenz gegriffen haben. Mit Final Fantasy, Metal Gear Solid 4, Tekken 6, Ratchet & Clank Future: Tools of Destruction, Little Big Planet und Gran Turismo hat man jedoch noch einige Hochkaräter im Programm, auf die sich die Kunden freuen dürfen. Von Nachteil für Sony ist trotz dieser Titel, dass viele noch immer kein Veröffentlichungsdatum besitzen und immer wieder Gerüchte um ihre Exklusivität aufflammen, was einige Käufer noch abwarten lassen dürfte.
Doch auch sonst finden sich beim PlayStation-3-System noch einige Baustellen. Die Multimedia-Fähigkeiten bleiben mitunter deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück und sind teilweise, wie im Artikel beschrieben, noch recht umständlich umgesetzt. Für europäische Kunden ist angesichts der in den USA und Japan verkauften Modelle die Abwärtskompatibilität zu PlayStation-2- und PlayStation-1-Spielen enttäuschend, im Vergleich zur Konkurrenz jedoch passabel. Auch der Stromverbrauch gibt angesichts aktueller Debatten Anlass zur Kritik. Er ist im Vergleich zu einem High-End-PC beim Spielen zwar akzeptabel, im Ruhezustand oder bei der Medienwiedergabe allerdings völlig indiskutabel. Möchte man sich eine DVD ansehen, sollte man schon allein aus diesem Grund auf einen bereits vorhandenen DVD-Player zurückgreifen. Gerade die bei den multimedialen Fähigkeiten kritisierten Punkte muss Sony angesichts der eigenen Zielsetzung, dem Kunden ein Media-Center-System zu liefern, ausmerzen, damit man gewillt ist, beispielsweise seine Musiksammlung auf die PlayStation 3 zu übertragen. Für viele Kunden kommt es nämlich schon lange nicht mehr allein auf den Klang der Musik an, sondern auch auf ihre Inszenierung, die etwa bei Apple TV elegant und stilvoll, wenn auch kostspielig, gelöst wurde. Die PlayStation 3 hat viele gute Ansätze, welche von Sony nun jedoch verbessert werden müssen. Dann könnte sich die PlayStation 3 auch tatsächlich komfortabel als stromhungrige Medienzentrale verwenden lassen.
Lobenswert ist im Gegenzug das halboffene System, welches die Installation und Nutzung von Linux erlaubt, auch wenn es der PlayStation 3 für einen vollwertigen Linux-PC an genügend Arbeitsspeicher mangelt. Umständlich ist jedoch der Wechsel zwischen Linux und dem PlayStation-3-System. Die Möglichkeit, den Festplattenspeicher bei Bedarf selbst durch handelsübliche 2,5-Zoll-Festplatten zu vergrößern, stellt ein schönes Geschenk an die Kunden dar. Auch die problemlose Benutzung von USB- und Bluetooth-Tastaturen und -Mäusen nicht nur zur Texteingabe ist ebenso erwähnenswert wie der integrierte Internet-Browser, der jedoch nur zum kurzen Surfen zwischendurch geeignet ist.
Microsofts Online-Service, Xbox Live, ist dem der PlayStation 3 zwar noch in vielen Punkten überlegen, allerdings auch nur dann, wenn man bereit ist, hierfür 60 Euro im Jahr zu bezahlen und den gebotenen Service dann auch mit all seinen Funktionen ausnutzt. Während man bei der Xbox 360 wirklich ständig das Gefühl hat mit der ganzen Welt verbunden sein zu können, lassen die PlayStation 3 und Wii, trotz Wii Connect 24, dies meist noch vermissen. Gerade durch das im Mai bevorstehende Dashboard-Update der Xbox 360 weiß Microsoft dieses „Always-On“-Gefühl noch zu verstärken, indem man den Windows Live Messenger in die Xbox 360 einfließen lässt.
Es liegt somit wieder einmal an den Bedürfnissen und Wünschen des Kunden, für welche Spielekonsole er sich entscheidet. Jedes System bietet seine Vor- und Nachteile, so dass sich kein eindeutiger Sieger küren lässt. Die Nächste Generation hat jedoch schon lange vor Sonys PlayStation 3 begonnen, so dass sich das japanische Unternehmen dieses Mal in der Rolle des Jägers und nicht mehr des Gejagten wiederfindet.
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