Dell-Produkte nicht mehr nur im Direktvertrieb
Über eine Kooperation mit der weltgrößten Einzelhandelskette Wal-Mart verzichtet der Hersteller von Komplettsystemen, Dell, in naher Zukunft erstmals auf das bisher eisern betriebene Prinzip des Direktvertriebs. Zunächst sollen zwei Desktop-PC-Modelle die Regale bei Wal-Mart füllen. Entsprechende Gerüchte sind damit bestätigt.
Dabei lässt man bei Dell auch gleich durchblicken, dass dies nur ein erster Schritt hin zu einem größer angelegten Einzelhandels-Engagement ist: „Das ist ein erster Schritt in unserer globalen Einzelhandelsstrategie“, kommentierte ein Sprecher am Donnerstag. Die zwei genannten Modelle sollen sobald möglich in rund 3.000 Wal-Mart-Filialen in den USA, Kanada und Puerto Rico erhältlich sein. Damit geht Michael Dell nach seiner Rückkehr den Weg, den ihm zahlreiche Experten nahe gelegt hatten: Die Ausweitung des Vertriebsspektrums für Dell-Produkte.
Dabei steht Dell seit Firmengründung 1983 als Paradebeispiel für den Direktvertrieb ohne Zwischenhandel. Damals noch primär über das Telefon, konnte man bei Dell später schnell und direkt im Internet bestellen – eine Vertriebslogik, die das Unternehmen zum einstmals weltgrößten Hersteller von Komplettsystemen machte. Doch auch im Hause Dell steht die Zeit nicht still. Seit gut zwei Jahren muss sich der Gigant der direkten Konkurrenz von HP über beinharte Preiskämpfe stellen. Prognosen wurden verfehlt, Umsätze und Gewinne schrumpften und dann überholte HP Dell auch noch in der Riege der Größten des Geschäfts.
Jetzt muss Dell noch näher an den Privatkunden. Der Einzelhandel stellt den besten Weg dar, auch an den unbedarften Otto-Normalverbraucher, der sich keine allzu großen Gedanken über einen Rechnerkauf machen möchte, zu erreichen. Dass dies gelingt, gilt zumindest an der Börse – Wal-Mart-Deal hin oder her – längst nicht als abgemacht: Die Dell-Aktie verlor an der US-Börse rund einen Prozentpunkt.