Seekabel vor Vietnam gestohlen
Bisher hatten die Verantwortlichen keinerlei Ahnung, woher die Performance-Schwierigkeiten kommen könnten, über die so zahlreiche Internetnutzer in Vietnam seit geraumer Zeit klagten. Bei einer unterseeischen Untersuchung wurde die Ursache dann schnell offenbart.
So haben Diebe allem Anschein nach bereits im März dieses Jahres vor der Küste von Ca Mau ein mehrere Kilometer langes Stück aus dem Untersee-Datenkabel TVH (Thailand-Vietnam-Hongkong) gestohlen. „Das ist für unser Datensystem ein ernstes Problem“, kommentierte der Vizedirektor des zuständigen Telekommunikationsunternehmens den Diebstahl.
Dabei haben sich die dreisten Diebe nicht irgendein Tiefseekabel ausgesucht: Das TVH versorgt gemeinsam mit einem anderen Kabel gut 82 Prozent des vietnamesischen Internetverkehrs. Ein ähnlicher Diebstahl beim weitaus wichtigeren „SEA-ME-WE 3“-Kabel würde laut einer vietnamesischen Tageszeitung das komplette Internet in Vietnam lahmlegen – ein Umstand, der aufgrund der schnellen Entdeckung aber eher nicht zum Diebstahl einlädt.
Bei der Suche nach den Tätern kommt die Polizei bereits gut voran. Überhaupt erst auffällig geworden war der gesamte Fall erst, als die vietnamesische Küstenwache in kürzester Zeit vier Schiffe mit einer Ladung von insgesamt 100 Tonnen Glasfaserkabel aufgebracht hatte. Erst jetzt wurden die Verantwortlichen darauf aufmerksam, dass die Boote, die alle ein und dem selben Mann gehören, vielleicht mit den Performanceschwächen zu tun haben könnten.
Fest steht, dass das Segment des Kabels mit Hilfe von Tauchern entfernt und dann wahrscheinlich an einen Schrotthändler verkauft wurde. Für die vietnamesischen Surfer bedeutet die Auffindung der Ursache längst nicht, dass die Performance sofort wieder auf ein Vorniveau hergestellt werden kann. Die Reparatur des Kabels wird voraussichtlich mehrere Monate dauern und bis zu zwei Millionen Euro kosten.
Kabeldiebstahl stellt ein Delikt dar, das sich in Vietnam wachsender Beliebtheit erfreut. So wurden allein in diesem Jahr laut Polizeiangaben gut 500 Tonnen gestohlene Leitungen sichergestellt. Besonders beliebt ist der Diebstahl bei privaten Unternehmen, die vom Staat mit der Bergung von alten Kupferkabeln beauftragt wurden, sich aber auch gleich bei den neuen Kabeln bedienen.