PC-Mäuse im Test: Sechs Modelle von Death Adder bis Habu im Vergleich
7/9Logitech MX Revolution
Unser nächster Logitech-Nager hat es faustdick hinter den Ohren, prangt doch ein vollmundiges und wenig zurückhaltendes „Revolution“ bereits in seinem Namen. Und tatsächlich scheint dieser nicht nur aus Marketinggründen vergeben worden zu sein, denn selten unterschied sich eine Maus derart von ihren Mitstreitern wie die nun vorzustellende MX Revolution. Dabei hat sie aufwertende Besonderheiten auch bitter nötig, denn bei einem Anschaffungspreis von über 60 Euro verfängt sich dem preisbewussten Anwender doch schnell der ein oder andere Kloß im Hals. Ursprünglich ging die Maus gar mit einer Unverbindlichen Preisempfehlung von 99 Euro ins Rennen. Nicht einmal waschechte Gamer-Mäuse vermochten es bisweilen, in solche Preisregionen vorzudringen, und die MX Revolution, die sich als Nachfolger der beliebten MX-1000 sieht, gehört bei weitem nicht zum ausgeklügelten Spielerwerkzeug. Vielmehr gilt sie als vielseitiges Arbeitstier mit vielen alltagserleichternden Funktionen.
Der Lieferumfang der kabellosen Maus beinhaltet neben der MX Revolution die passende Ladestation samt Stromversorgungskabel, eine knappe Anleitung in Kombination mit der Setpoint-Treibersoftware und natürlich den USB-Empfängerstick für die Datenübertragung zum PC.
Logitech ist berühmt für die hervorragende Rechtshänderergonomie der High-End-Mäuse. Bei der MX Revolution wurde das Streben nach einer möglichst idealen Passform für die Führungshand dabei so konsequent umgesetzt wie noch nie. Sie ist im Vergleich zu einer G5 deutlich flacher, der Körperschwung gleichmäßiger, vollendeter und grundlegend etwas schmaler ausgefallen. Dies kommt vor allem kleineren Händen zugute, die bisher mit den voluminösen Logitech-Vertretern ihre Probleme hatten. Aber auch größere Hände fühlen sich beim Umschlingen der Maus sofort wohl. Prunktstück der MX Revolution stellt aus ergonomischer Sicht die schier riesige Daumenauflage dar, die ihrem Namen wirklich gerecht wird – der Daumen kann auf ihr vollständig bequem ruhen. Auf der anderen Seite ist die Lage des Ring- und des kleinen Fingers derweil mit leichten Vertiefungen angedeutet und erzeugt somit ausreichend Grifffestigkeit und eine wenig ermüdende Auflage der gesamten Hand.
Interessantes weiß die MX Revolution auch im Hinblick auf die Tastenausstattung zu bieten. Natürlich gibt es zunächst die beiden großen, in einem Materialschwung der Oberschale entspringenden Haupttasten, die ohne jedwedes Spiel mit einem perfekt ausgeloteten Druckpunkt und Betätigungsgeräusch aufwarten und jeden Klick zur wahren Freude werden lassen. Ebenfalls obligatorisch und mustermäßig verarbeitet sind die Seitentasten zur Navigation. Über der Daumenablage positioniert, liegen sie an hinreichend gut erreichbarer Stelle und gefallen durch absolut sanfte, präzise und nahezu lautlose Bedienbarkeit. Allerdings sind sie sehr schmal gehalten, wofür sich wohl nicht jeder Anwender erwärmen lassen kann.
Die namensgebende Revolution ist aber erst beim Betrachten des neuen 4-Wege-tauglichen Mausrades ersichtlich. Es fällt deutlich größer und mit 14 Gramm erheblich schwerer aus als herkömmliche Exemplare (etwa 2,5 Gramm), ist aus Aluminium gefertigt, mit griffigen Gummierungsstreifen versehen und hat es faustdick in der Mechanik. „MicroGear“ nennt sich die neue Logitech-Technik. Sie erlaubt einerseits das bekannte Scrollen mit gut gewähltem, spürbarem sowie gleichmäßigem (dafür aber etwas laut agierendem) Rasterwiderstand. Andererseits bietet sie einen nahezu reibungslosen Schwungradmodus, bei dem sich das Rad, einmal angestoßen, gut und gerne fünf bis zehn Sekunden bis zum Stillstand dreht und dabei bequem eine Vielzahl von Dokumentseiten durchscrollt. Das Umschalten zwischen beiden Modi, „Click-to-Click“ und „Free-spin“ genannt, erfolgt durch einmaligen Druck auf das Mausrad, wodurch die gewohnte Funktion der mittleren Mausradtaste natürlich entfällt. Alternativ dazu lässt sich im Treiber noch eine dritte Option konfigurieren: „SmartShift“. Hierbei wechselt der Gang automatisch von rasternd zu frei drehend ab einer gewissen, justierbaren Drehgeschwindigkeit. In der Praxis funktionieren die verschiedenen Modi wunderbar und stellen nach kurzer Eingewöhnungsphase ob der neuen Möglichkeiten eine echte Alltagshilfe dar.
Den Wegfall der mittleren Taste versucht Logitech derweil mit einem kleinen Zusatzbutton direkt unter dem Mausrad zu kaschieren. Standardmäßig ist er zum Aufrufen gewisser Suchfunktionen konfiguriert, kann mit der Treibersoftware aber natürlich beliebig belegt werden. Final sei noch das ungewöhnlich anmutende „zweite Mausrad“ direkt an der Daumenposition zu nennen. Dahinter verbirgt sich eine Tastenwippe, die zum Beispiel die schnelle Navigation durch aufgerufene Programmfenster ermöglicht, auf Wunsch allerdings auch mit Media- oder Zoom-Funktionen belegt werden kann.
Qualitativ hinterlässt die etwa 148 Gramm schwere MX Revolution ein beeindruckendes Gesamtbild. Makellos, elegant und überaus edel ist die Symbiose aus matten und glatten Kunststoffoberflächen, metallenen Mausradapplikationen sowie punktierten Gummierungen im Daumenbereich gelungen. Die aufgelegte Hand fühlt sich an jeder Stelle des Nagers pudelwohl und verlässt die Auflage nur widerwillig.
Willig zeigt sich die MX Revolution dagegen selber, was den Strombedarf angeht. Der nicht austauschbare, interne Lithium-Ionen-Akku der Maus hält bei voller Aufladung und sehr starker Arbeitsbeanspruchung etwa drei Tage, im Standby-Betrieb sind etwa 15 Tage angegeben. Über den aktuellen Füllstand des Akkus gibt neben der entsprechenden Registerkarte im Treiber ein grüner Ladebalken direkt an der Maus, dessen Beleuchtung beim Schalten der Maus in den Standby-Modus nach etwa zehn Sekunden erlischt, Auskunft. Fällt der Ladestand in den kritischen Bereich, wird die Anzeige warnend rot statt grün hinterleuchtet. Das Aufladen des Nagers erfolgt derweil über die formschöne Ladestation und geht mit etwa 90 bis 120 Minuten nach voller Entladung sehr rasch von statten.
Die MX Revolution arbeitet kabellos und tauscht ihre Daten mit der üblichen 2,4-GHz-Technologie mit Hilfe eines kleinen USB-Empfängers mit dem PC aus. Die Übertragung funktioniert dabei weit über die gängigen Distanzen hinaus und überbrückt je nach Konstellation auch fünf bis sechs Meter. Allerdings sind im Dauertest mitunter kleine Aussetzer aufgetreten, die sich im Zweifelsfall auch durch die verwendete Abtasttechnik erklären lassen könnten. Denn der mit fixen 800 DPI arbeitende Laser der Maus scheint leider nicht mit allen Untergründen problemlos zu harmonieren. Deutliche Schwächen bis zur Arbeitsunfähigkeit sind beispielsweise auf (weißem) Papier aufgetreten. Auch unser Stoffpad schien der Logitech-Revolutionsmaus nicht unbedingt zu schmecken, während es auf glatten Oberflächen wie Glas, Hartplastik oder Holz nahezu keine Unzulänglichkeiten gab.
Die MX Revolution ist kein Spielerwerkzeug, dies verlauten nicht nur die 800-DPI-Abtastung und das hohe Gewicht. Auch die Präzision und die Feinheit im Handling sind nicht mit ausgewachsenen Gamer-Mäusen vergleichbar. Wer beispielsweise auf Getier im Stile einer Logitech G5 eingeschossen ist, wird beim Wechsel auf die MX Revolution im Alltag sowie im Spiel zunächst deutlich seltener auf Anhieb sein Ziel treffen – Fehlklicks sind vorprogrammiert, das Navigieren und Anvisieren ist schwammiger und bedarf einer gewissen Eingewöhnungsphase, sofern man vorher reaktionsschnellere und präzisere Arbeitsgeräte zu nutzen pflegte. Als Mauspadempfehlung legen wir zudem schnelle Untergründe im Hartplastik-Stil ans Herz, da die MX Revolution mit ihren großflächigen Kunststofffüßen ansonsten eher etwas behäbig wirkt.
Wie der MX-400 steht auch der MX Revolution Logitechs SetPoint-Software als treibende Kraft zur Seite. Die Menüs bieten allerdings – entsprechend des Funktionsumfanges der Edelmaus – etwas mehr Justiermöglichkeiten. Identisch sind allerdings das optisch zurückhaltende Outfit, die klare Menüstruktur und der geringe Installationsumfang von etwa zehn Megabyte.
So lässt die Software neben den herkömmlichen Tasten- und Makrobelegungen, Einstellung der Geschwindigkeiten für Zeiger und belegbaren Zoom vor allem Feinheiten des besonderen Mausrades anpassen. Alles ist auch für den Laien gut verständlich gekennzeichnet und beschrieben – erfahrenen Anwendern fehlt unter Umständen aber etwas der technische Tiefgang der SetPoint Software.