Nokia goes Force-Feedback
Neue Errungenschaften lassen nicht selten Eigenschaften missen, die sie unattraktiver für die Käuferschaft machen. Dies muss wohl auch bei vielen Herstellern von Mobiltelefonen der Fall sein, da sich die breite Masse nicht recht mit der fehlenden Feedback-Wirkung der Touchscreens anfreunden will. Nokia setzt daher bald auf Force-Feedback.
Das Problem ist so leicht erklärt wie schwer gebannt: Schaltflächen, Symbole oder das typische Tastenfeld eines Mobiltelefons sind auf einem Handy, welches nur noch über einen Touchscreen gesteuert wird, nur grafischer Natur. Bei einem Druck auf das entsprechende Bedienfeld fehlt eine Rückmeldung; entsprechender Ersatz in Form von akustischen Druckgeräuschen findet wenig Anklang. Dies ist durchaus ein Problem, kann doch kaum der weit verbreitete Wunsch nach einem großen Display, umfassenden Funkionen sowie leichter Bedienung in einem minimalistischen Handy vereint werden. Über kurz oder lang – das zeigt bereits das iPhone und der Ansturm darauf – steuern die Bedienkonzepte der meisten Mobiltelefone auf eine reine Touchscreen-Steuerung zu.
Dass es nun ein durch Patentstreite mit Sony und Microsoft bekannter Hersteller ist, der die Mobiltelefone alte Tugenden lehren wird, ist da doch schon unerwartet. Dass aber Nokia der Triebmotor hinter der Kooperation ist, ist absolut verständlich. So arbeitet der Welt größter Hersteller von Mobiltelefonen demnächst mit Immerson, dem Patentinhaber diverser Force-Feedback-Technologien, zusammen. Der Handy-Hersteller habe die VibeTonz-Technologie des Kooperationspartner lizenziert und plane damit wohl, dem Tastendruck wieder eine Rückmeldung zu verpassen. Es sind aber auch weitere Einsatzgebiete denkbar: So nimmt die Relevanz einer Feedback-Wirkung zu, je mehr Finger für die Steuerung eines Touchscreens genutzt werden können. Die Steuerung über Gesten ist nur dann effektiv, wenn der Gestikulierende sich auch sicher sein kann, dass auch alle Finger erfasst werden. Eine Force-Feedback-Mobiltelefon könnte darüber hinaus aber auch Musik – wie in Immersons VibeTonz-Beschreibung angedeutet – fühlbar machen, indem der integrierte Motor zum Rhythmus schwingt, oder aber Spiele um bessere Vibrationsfähigkeiten erweitern. Eine entsprechende Vibrationsrückmeldung besitzen zwar derzeit schon viele Mobiltelefone, mit der Force-Feedback-Wirkung eines Konsolencontrollers können diese Umsetzungen aber nicht mithalten.
Ob der an die Spieleindustrie gelehnte Gedanke zukünftig zum unbeachteten Spielzeug verkommt, wird sich zeigen. Es könnte ein Schritt hin zu Ausmerzung des letzten größeren Nachteils einer Touchscreen-Steuerung sein; Marktführer Nokia hätte jedenfalls, bei ideenreicher Umsetzung, das Potenzial, den mobilen Markt fitter für die Verabschiedung vom mechanischen Tastenfeld zu machen.