Vermehrt Gerüchte um „Google Phone“
Zwischenzeitlich immer wieder eingeschlafen, haben Gerüchte zum möglicherweise anstehenden „Google Phone“, einem Mobiltelefon von Google, derzeit Hochkonjunktur. Vornehmlich getrieben wird die neue Woge von einem Artikel des Wall Street Journal – und auch eine gravierende Marktentwicklung spricht dafür.
Dem Artikel zufolge arbeitet Google schon länger an dem Projekt und hat bereits „Hunderte Millionen Dollar“ in die Entwicklung eigener Mobilfunktelefone investiert. Diese seien auch schon den größeren US-amerikanischen Netzbetreibern vorgestellt worden, was für eine wesentlich offenere Distribution als beim Apple'schen iPhone sprechen würde, das bekanntermaßen ausschließlich von einem Betreiber je Region (Nation) vertrieben wird bzw. werden soll.
Google wird sich dem Bericht zufolge aus der eigentlichen Produktion aber weitestgehend heraus halten. Vielmehr soll ein dritter Hersteller nach den Maßgaben von Google das „Google Phone“ fertigen. Das Gerät wäre dann weitaus weniger ein tatsächliches Produkt von Google, als es beispielsweise beim iPhone von Apple der Fall ist, sondern viel mehr ein nach Google'schen Vorstellungen hergestelltes Mobilfunktelefon von Hersteller X. Dieses soll dann über eine Vielzahl von Providern angeboten werden. Dabei zielt die Strategie nur sekundär darauf ab, über den eigentlichen Verkauf der Geräte Umsätze zu erzielen. Stattdessen würde Google über das eigene Mobiltelefon den lukrativeren Markt für Mobile-Werbung sozusagen von innen heraus infiltrieren.
So würde das „Google Phone“ selbstredend bis zum Anschlag mit Google-Anwendungen bestückt werden, sodass der Konzern mit zunehmender Verbreitung des Gerätes einen entsprechend exponentiell steigenden Anteil am Kuchen abbekommen würde. Sofern die Inhalte des WSJ-Artikels der Wahrheit entsprechen, werden auf dem „Google Phone“ auch neue, eigens entwickelte Mobile-E-Mail- und Browser-Lösungen zum Einsatz kommen.
Dass etwas an der Geschichte dran sein kann, wird durch die aktuellen Pläne von Google, bei den anstehenden Mobilfunk-Lizenz-Auktionen teilnehmen zu wollen, verstärkt. Dabei stellt sich die Frage wozu – wenn nicht für das „Google Phone“ – Google diesen doch recht massiven Einstieg in die Branche plant. Und auch die angebliche Übernahme von GrandCentral dürfte die Branche aufgescheucht haben.
Für eben jene und dort vor allem für die etablierten Netzbetreiber und Hersteller würde ein solches Engagement von Google ein zwielspältiges Spiel bedeuten: Auf der einen Seite kann Google aufgrund seiner starken Marke sicher positiv auf Absatz- und Kundenzahlen wirken. Auf der anderen Seite aber fürchten sich die großen Spieler vor dem hegemonialen Streben von Google, das auch in dieser Branche zum Einsatz kommen könnte. Aus diesem Grund kommt es bereits jetzt zu reflexartigen Abwehrreaktionen von Seiten der großen Carrier: „Wir haben beschlossen, die Google-Anwendungen nicht zu eng mit unseren Produkten zu verbinden“, so Verizon Wireless Chief Executive Lowell McAdam. Grund hierfür sei, dass der Internetkonzern einen zu hohen Prozentsatz am Umsatz mit Werbeeinnahmen fordert.
Dass es sich hierbei um ein lukratives Geschäft handelt, steht außer Frage. Der Markt für mobile Werbung hat momentan ein Volumen von rund 1,5 Milliarden US-Dollar. Bis 2011, so sagen es Marktforscher voraus, wird das Budget, das in diese Werbeart investiert wird, auf 14 Milliarden US-Dollar anwachsen – der ultimative Markt für einen Mogul wie Google, der im zweiten großen Werbemarkt der Gegenwart und Zukunft, dem Internet, bereits eine allumfassende Stellung erkämpft hat.
Letztendlich bleibt abzuwarten, wie viel an dem „Google Phone“ tatsächlich dran ist. Laut WSJ befindet sich das Gerät noch im Planungsstatus, sodass es frühestens im Jahr 2008 etwas Konkretes geben werde. Aktuell hat die Geschichte damit wohl nur den Status eines besseren Gerüchts. Dass Google im Mobilfunkbereich aktiv werden wird, ist indes ausgemacht. Die Beweislage ist hier erdrückend.
Fragt sich also nur noch, in welchem Ausmaß.