Scythe Mugen im Test: Altes Produkt im neuen Namen
Aus „Infinity“ wurde „Mugen“
Scythe gehört zu den bedeutendsten Herstellern von leisen und leistungsstarken Retail-Prozessorkühlern der vergangenen Jahre. Nach zahlreichen lüfterlosen Lösungen ebnete der Scythe Ninja 2005 die Erfolgsspur für das japanische Unternehmen auch im High-End-Segment. Der absolute Durchbruch gelang dann vor knapp einem Jahr mit dem Infinity, einem wuchtigen Towerkühler im 120-mm-Format, der seine Kontrahenten vornehmlich mit seinen fünf imposanten U-Heatpipes und seiner riesigen Kühlfläche überflügelte. Ob passiv ventiliert oder im Zusammenspiel mit dem erstklassigen, leisen Serienlüfter, der Scythe Infinity wusste die anspruchsvolle Anwenderschaft vom ersten Moment an zu begeistern und verkaufte sich, auch aufgrund des günstigen Preises von zeitweise unter 35 Euro, blendend.
Umso überraschender kam für viele, dass Scythe Anfang August dieses Jahres eine Namensänderung vornahm: Aus „Infinity“ wurde „Mugen“. Eigentlich eine sinnvolle Umbenennung des fernöstlichen Produktes, da sich weitgehend alle Scythe-Kühler mit japanischen Namen schmücken und das japanische Mugen doch genauso wie das englische Infinity im Deutschen dieselbe Unbegrenztheit bedeuten, die der Kühler ob seiner Leistungen treffend verkörpert. Doch der neue Name kam nach knapp einem Jahr überaus erfolgreicher Marktpräsenz eigentlich viel zu spät, um als bloße Anpassung an die restliche Produktnomenklatur akzeptiert zu werden. Der Scythe Infinity hatte sich längst etabliert, galt als Aushängeschild des modernen Retail-Prozessorkühlsegmentes und stand auf den Empfehlungslisten der meisten Experten und Interessenten ganz weit oben. Warum also der Sprachentausch bei der Kühlerbenennung?
Das Problem ist, wie so häufig, markenschutzrechtlicher Natur. So hat sich die Firma DSM Computer AG München die Produktbezeichnung Infinity u.a. für Supercomputer bereits vor Jahren schützen lassen und nun jüngst begonnen, Händler, die den Scythe Infinity im Angebot führten, abzumahnen und zur Unterlassung aufzufordern. Scythe hatte aus Kostengründen ursprünglich schlichtweg darauf verzichtet, bei der Namensfindung zum Kühler die geschützten Bezeichnungen zu überprüfen. Die Leidtragenden waren dabei zunächst die ahnungslosen Händler, gegen die im Konkreten rechtlich vorgegangen wurde.
Auf diese Vorfälle reagierend, hat Scythe mit DSM Computer eine Einigung erzielt, wonach Scythe die Verwendung der Marke unterlässt und darauf hinwirkt, dass auch ihre Händler die Marke „Infinity“ nicht mehr zum Hinweis auf den CPU-Kühler von Scythe verwenden. Umgekehrt hat sich DSM verpflichtet, bereits ausgesprochene Abmahnungen nicht weiterzuverfolgen und keine weiteren Abmahnungen auszusprechen. Damit ist die Sache, sofern sich alle beteiligten Parteien an die Absprachen fristgerecht halten, zumindest rechtlich vom Tisch.
Nach außen hin sieht die Sache nichts desto trotz für Scythe etwas unglücklich aus. Das erfolgreiche Gesamtprodukt steht nun ohne den glanzvollen Namen da und die Anwender wundern sich. Es muss also ein halbwegs plausibler Grund geschaffen werden, der dem Kühler und dem Unternehmen den Namenswechsel nach so langer Zeit am Markt ohne großen Imageverlust verzeihen lässt. Da sich am Kühler selbst in der Kürze der Zeit keine wirklich sinnhaften Verbesserungen verwirklichen lassen, entschied man sich bei Scythe, einfach den Serienlüfter gegen ein neues, vermeintlich besseres Modell zu tauschen. Das Ergebnis ist nun der Scythe Mugen, dem wir heute kurz und knapp auf den Zahn, besser gesagt, auf den neuen Lüfter fühlen wollen.